Auftakt zur Weihnachtsaktion der NN

Hinter den Fassaden der Idylle: Versteckte Armut rund um Pegnitz und Auerbach - so können Sie helfen

30.11.2024, 05:00 Uhr
Der Christbaum vor dem Schreibwarenladen von Ilse und Annette Löhr erhält mit jeder Spende der NN-Leser eine goldene Kugel. Das Geld geht zu 100 Prozent weiter an Bedürftige in unserer Heimat.

© Kerstin Goetzke Der Christbaum vor dem Schreibwarenladen von Ilse und Annette Löhr erhält mit jeder Spende der NN-Leser eine goldene Kugel. Das Geld geht zu 100 Prozent weiter an Bedürftige in unserer Heimat.

Wer die vollen Supermärkte sieht und die vielen neuen Autos, die davor parken, denkt, "uns geht es gut". Er geht aber nicht in die überalterten Mietshäuser mit ihren schiefen Klingeln und den hingeworfenen Reklameblättern am Treppenaufgang. Wo es durch die Fenster zieht, wo der Schimmel wächst, wo bedrückt nachgedacht wird: "Wie zahl‘ ich meine nächste Miete? Wie krieg‘ ich das Geld für die Wintersachen der vier Kinder zusammen? Wie schaffe ich die weiten Fahrten zu meiner Therapie?"

Solche armen Menschen gibt es zwischen Königstein und Pottenstein, zwischen Plech und Trockau. Ihnen hilft immer zu Weihnachten die Aktion Schmücken und Helfen der "Nordbayerischen Nachrichten". Dafür geben die Leser von Jahr zu Jahr über 8000 Euro, und heimische Firmen unterstützen mit großen Beträgen. Von der Kaiser Bräu in Neuhaus kamen zum Beispiel schon 5000 Euro. Viele weitere Firmen schließen sich an, so regelmäßig Möbel-Dettenhöfer im Oktober.

Schmücken und Helfen der NN hilft oft alleinerziehenden Müttern

Thomas Knauber, der als früherer NN-Redakteur die Aktion leitet, erhält auch von der Hauptaktion der NN, "Freude für Alle", eine große Summe. Etwas davon hebt er immer auf, um im Sommer noch einmal alleinerziehende Mütter zu unterstützen. Denn sie sind die Ärmsten in Deutschland, sagt die Statistik, noch vor den Rentnern.

Und ganz arm sind jene dran, die zusätzlich krank sind. Knauber trifft öfter eine schmale Mutter von vier Kindern, die so schwach aussieht, dass man denkt, sie kippt um. Sie steht in einem der erwähnten alten Treppenhäuser, wo Schuhe unter schlecht verputzter Wand liegen. Wenn sie erzählt, wird einem schlecht. Knauber denkt, sie kann ja überhaupt nicht mehr gesund werden, bei den vielen Problemen. Aber sie lächelt leise. "Es geht schon."

Weiterer Fall: Er war einmal ein starker Mann, jetzt ist er schwer krank

Er besucht auch einen Mann, der seit fünf Jahren im Bett liegt. Schläuche hier, Schläuche da. Trotzdem lächelt er. Er war einmal ein starker Mann, ein Landwirt, der gern in den Wald ging und Holz holte. Plötzlich dann die Krankheit. Seine Frau steht neben dem Bett, mitgenommen von seinem Elend. Alles, was früher an schönem Leben zusammen möglich war, ist weg. Sie kann grade noch ein, zwei Stunden zum Einkaufen raus. Auch sie lächelt, aber bedrückt: Jetzt ist sie halt oft in ihrem kleinen Garten vor dem Haus.

Das Haus liegt abseits vom Dorf, am Waldrand. Auf diesem Hof, in den Scheunen mit den verstaubenden Traktoren, ist das Leben stehen geblieben.

Auch in so einem kleinen Dorf, ganz weit vom Schuss, wohnt eine Frau, die früher Gastwirtin war. In verschiedenen Städten, dann in einem Tal des Hersbrucker Landes. Sie ist jetzt hier, weil es billig ist. Und sie sieht ihre Kraft schwinden. Sie kommt nur noch schwer aus dem Zimmer. Trotzdem steht kein bisschen Jammern in ihrem Gesicht, sondern ein Lächeln. Draußen scheint die Sonne. Sie sitzt im Sessel. Sie wartet - irgendwann wird es zu Ende sein.

So wird Thomas Knauber auf die Bedürftigen aufmerksam

Thomas Knauber besucht auch viele Familien. Die Sozialämter und die Jobcenter der Landkreise schreiben sie an, damit sie sich bei den NN melden - so kam diese Mutter dazu. Sie ist jung und war einmal sehr schön. Aber sie ist gezeichnet vom Eheleben. Denn ihr Mann geriet in die Drogenszene. Er war arbeitslos und frustriert. Schlechte Freunde zogen ihn rein. Dann entfaltete sich ein Hin und Her: Entzug und Rückfall, Streit mit seiner Frau und große Versprechungen: "Ich reiß‘ mich zam." Wieder Entzug und Rückfall. Das geht über vier Jahre. Die kleinen Kinder bekommen dieses Klima mit. Sie stecken in einer heruntergekommenen Wohnung, wo der Vater längst renovieren müsste. Er hat auch schon Tapeten gekauft, aber die Rollen liegen herum.

Thomas Knauber bekommt mit, wie sich dann alles langsam löst: Der junge Vater zieht aus. Die Mutter nimmt alle Kinder zu ihrer Mutter mit. Die Wohnung bekommt die nächste schiefe Klingel: wieder eine arme Familie mit vielen Kindern. Weil die Miete billig ist. Weil es sonst nichts gibt.

Das müsste jeder neu-gewählte Bürgermeister als Erstes tun

Knauber hat über all die Jahre der NN-Aktion einen großen Wunsch entwickelt: Dass jeder Bürgermeister als erste Amtshandlung in seinem Ort für billige Wohnungen sorgt. Denn er erlebt zu oft, wie verzweifelt mittellose Familien und Rentner suchen.

Jetzt sprach er zum Beispiel mit einer Frau, 55, psychisch belastet durch die Ehe-Erfahrung (ihr Mann trank) und das mühsame Großziehen ihres Kindes. Sie fand keine neue Wohnung. Aus der bisherigen musste sie nach 35 Jahren ausziehen, weil alle Etagen an Privatleute verkauft wurden. Prompt wurde Eigenbedarf angemeldet. In ihrer Not wich sie in die Mini-Wohnung der Mutter aus. Zu zweit boxen sie sich da durch, nicht immer harmonisch. Für das seelische Gesundwerden ist das nichts.

Helfen: So können Sie spenden

Wir danken allen, die unsere Aktion unterstützen: Ilse und Annette Löhr von Schreibwaren Wöckel, die alle Barspenden der Leser sorgfältig aufnehmen. Der Stadt Pegnitz für den Weihnachtsbaum, wo Sie mit Ihrer Spende eine signierte Kugel aufhängen können.

Wenn Sie für "Schmücken & Helfen" etwas spenden möchten, können Sie es direkt bei Schreibwaren-Löhr an der Hauptstraße 59 tun. Jeder, der mehr als 2,50 Euro gibt, kann eine Kugel aufhängen. Oder Sie überweisen an "Freude für Alle", Konto DE 62 7735 0110 0038 0645 72 bei der Sparkasse Bayreuth. Wenn Sie eine Quittung brauchen, die Adresse vermerken. Wenn es anonym sein soll, auch. Jeder Cent kommt an.

Sie wollen über alle Neuigkeiten aus Ihrem Ort informiert bleiben? Dann empfehlen wir Ihnen die Push-Funktion unserer App „NN News“. Hier können Sie Ihre Stadt oder Ihren Landkreis als Ihr Lieblingsthema auswählen. Die App „NN News“ können Sie über folgende Links downloaden:
NN News im App Store von Apple
NN News im Google Play Store

Keine Kommentare