Flüchtlingsfamilie hat im Michelfelder Pfarrhaus eine Bleibe gefunden
© Foto: Brigitte Grüner
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Stadt Auerbach koordiniert

Flüchtlingsfamilie hat im Michelfelder Pfarrhaus eine Bleibe gefunden

Diese Fragen diskutierten Hilfswillige im Sitzungssaal des Rathauses. Stadträtin Birgit Barth und Bürgermeister Joachim Neuß hatten das Treffen vereinbart, um die verschiedenen Aktivitäten und Angebote besser zu bündeln, und um Absprachen und Kooperationen zwischen bestehenden Gruppen zu vereinfachen.

Kinderzimmer bezogen

Thomas Meyer hat seine eigenen Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht. Seit einigen Tagen lebt eine Mutter mit ihren Kindern in seinem Haus. Die Ukrainer haben die frei gewordenen Kinderzimmer bezogen, die die erwachsenen Söhne nicht mehr benötigen. Die Mutter, die in der Heimat als Ingenieurin beschäftigt war, lernt verblüffend schnell Deutsch.

Meyer kennt inzwischen auch einige ehrenamtliche Dolmetscher, kennt den Helferkreis und den Archeladen und hat auch bei Peter Koch, der gespendete Fahrräder überholt und wieder funktionstüchtig macht, ein Fahrrad abgeholt.

Zahlreiche Angebote per Telefon

Auch andere Teilnehmer der Gesprächsrunde sind mit dem Thema "Ukraine-Flüchtlinge" befasst. Birgit Barth hat viele Anrufe bekommen. Bürger wollen Wohnraum zur Verfügung stellen oder Fahrdienste anbieten. Auch Sonja Schwemmer, die Vorsitzende des Seelsorgebereichsrats, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Viele der potenziellen Vermieter seien allerdings unsicher, was sie mit den ukrainischen Mietern machen müssen, wie sie ihnen helfen können, im deutschen Alltag anzukommen. Ein Dach über dem Kopf sei das eine, doch die Arbeit beginne erst danach, brachte es Schwemmer auf den Punkt.

Erste Kontakte zu ukrainischen Neubürgern hat der Helferkreis um Marianne Mimler-Hofmann und Verdi Akdemir geknüpft. Großes Lob sprach Akdemir, die vor vielen Jahren selbst als Migrantin nach Auerbach kam, den Angestellten im Einwohnermeldeamt aus. Alles laufe reibungslos, notfalls mit Übersetzungshilfe. Schwieriger sei es, freie Arzttermine zu bekommen. Und praktisch unmöglich sind Plätze in Kindertagesstätten. "Alle Auerbacher Kindergärten sind voll, teils sogar mit einer Extragenehmigung für 28 statt 25 Kindern pro Gruppe", bestätigte Bürgermeister Joachim Neuß.

Auch Diakon Franz-Josef Reck aus Michelfeld hat sein Büro jetzt in einer Flüchtlingsunterkunft. Innerhalb kürzester Zeit haben einige Frauen aus der Pfarrei am vergangenen Wochenende die Wohnung im ersten Stock des Pfarrhauses gereinigt und alles für den Einzug von Geflüchteten aus der Ukraine vorbereitet.

Wasserwacht kam zum Testen

Zwei Schwestern sind am Sonntagmorgen eingetroffen und mit ihren Kindern im Pfarrhaus untergekommen. Eine weitere Frau mit zwei Kindern lebt im Haus einer Michelfelder Familie. Ehrenamtliche Helfer kümmern sich um die Ukrainer. Die Wasserwacht war schon zweimal mit einer mobilen Teststation im Haus. Andere Helfer waren mit den Neubürgern im Rathaus oder fahren mit ihnen in das Landratsamt. Auch bei der Eröffnung eines Girokontos waren Ehrenamtliche behilflich.

Viele, aber nicht alle Menschen werden über soziale Medien erreicht. Thomas Deml, der in diesem Bereich sehr versiert ist, berichtete von Mitbürgern, deren Whatsapp-Status von 800 Menschen beachtet werde. Wenn kurzfristig Hilfe nötig ist, erreiche man auf diesem Wege viele potenzielle Helfer. Sonja Schwemmer sprach von möglichen Vermietern oder Rentnern, die Fahrdienste übernehmen könnten, aber in diesen Medien nicht unterwegs sind.

Stadt vermittelt

Die Stadtverwaltung vermittelt gerne Kontakte, sagte Bürgermeister Joachim Neuß zu. Es sollen Listen vorbereitet werden mit Adressen von potenziellen Mietern, von Ansprechpartnern bei den Hilfsorganisationen und von ukrainisch sprechenden Personen, die bei Behördenbesuchen oder dem Ausfüllen von Formularen behilflich sein können. Wichtig sei, dass die Geflüchteten in Deutschland registriert werden. Dies sei im Landratsamt möglich.

Wer offiziell angemeldet ist, kann Sozialhilfe bekommen, bekommt ein Arbeitsrecht und ist krankenversichert. Wichtig sei, dass mögliche Wohnungen von Mitarbeitern des Landratsamtes vorab begutachtet werden. Dies werde die Stadt in die Wege leiten. Auch Corona-Impfungen werden angeboten, da das Vakzin Sputnik, das in der Ukraine angeboten wurde, in Deutschland nicht anerkannt sei.

Wer Wohnraum hat, kann einen Mietvertrag oder Nebenkosten bekommen, wenn der Einzug von Flüchtlingen mit dem Sozialamt am Landratsamt abgesprochen ist. Um Mieteinnahmen geht es vielen Bürgern allerdings gar nicht, sondern vorrangig um tatkräftige Unterstützung der Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten.

Bis Montagabend waren 25 ukrainische Staatsbürger – meist Mütter und Kinder – in Auerbach angemeldet. Für die Familien werden Paten gesucht, die Kontakt halten und bei Behörden- oder Arztbesuchen sowie allen auftretenden Fragen helfen. Der Verein "Einfach machen e.V." stellt auf Nachfrage gespendete Kleidung, Decken, Hygieneartikel und anderes zur Verfügung. Auch der Helferkreis unterstützt Flüchtlinge und Vermieter und freut sich über weitere Mitstreiter.

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