100 Jahre nach
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Historie

100 Jahre nach "Bürgerbräu"-Eröffnung: Ein Blick auf die Auerbacher Brau-Geschichte

Erinnerungen gibt es noch viele. Bürgermeister Joachim Neuß kennt die Gaststätten, die Bürgerbräu-Bier ausgeschenkt haben, wie Fuchs‘n Kattl oder Luber. "Bei uns hat es kein anderes Bier gegeben. Dieses wurde wöchentlich von der Familie Waldmann direkt ins Haus geliefert."

Martin Weiß erinnert sich, dass sein Vater Josef bei der Bürgerbräu den Beruf des Brauers erlernt hatte. Nach dem Ende der Bürgerbräu wurde vereinbart, dass sich Weiß, der den Liefervertrag mit der Reichel-Bräu eingefädelt hatte, um das Brauhaus und dessen Weiternutzung kümmern sollte. Ein Brauereimuseum war damals keine Option.

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"Richtig historisch war die Brauerei nicht, selbst aus heutiger Sicht", so Weiß. Auch Bürgermeister Neuß hätte die Immobilie "besser nicht" übernommen. Alle Gebäude müssten unterhalten und genutzt werden.

Und sobald diese sich im Besitz der Stadt befänden, sei die Erwartungshaltung noch viel größer. In ein Museum hätte womöglich mehr Geld investiert werden müssen als es einbrächte. Ein Konzept mit einer Brauereigaststätte wäre nicht als städtisches Projekt möglich gewesen, so Neuß.

Vor 100 Jahren war die Brauerei noch neu. "Für hochfeinen Stoff ist gesorgt" versprach die Eröffnungsanzeige, die Heimatforscher Hans-Jürgen Kugler bei Recherchearbeiten im Amtsblatt des Bezirksamtes Eschenbach aus dem Jahr 1921 entdeckte. In den Anfangsjahren wurden 27 Gaststätten in Auerbach mit dem Gerstensaft der Bürgerbräu beliefert.

Das Gebäude hatte ursprünglich der Stadt gehört. Für 19 428 Mark verkaufte die Kommune 1921 das Brauhaus in der Bachgasse, das sie 48 Jahre zuvor für 3872 Gulden gekauft hatte, an die "Genossenschaftsbrauerei Auerbach eGmbH". Sieben Jahre später wurde die Genossenschaft umgewandelt in die "Bürgerbräu Auerbach, Gesellschaft der Kommunbrauer" mit 24 Mitgliedern. Ein schlimmer Tag war der 3. November 1949.

Damals brannte die Brauerei. Die Feuerwehren verhinderten mit Hilfe der Amis einen größeren Brand in der eng bebauten Bachgasse.

1966 wurde die Bürgerbräu GmbH in eine Genossenschaftsbrauerei umgewandelt. Sie hatte damals 22 Mitglieder. Gebraut wurden etwa 2000 Hektoliter jährlich. In den 70er-Jahren steigerte die Genossenschaft die Biermenge auf 8000 Hektoliter pro Jahr. Gebraut wurde Vollbier, Pils, Export und in der Weihnachtszeit auch ein Festbier. Etwa ab 1980 gab es immer weniger Gaststätten in Auerbach. Die Bürgerbräu hatte schließlich nur mehr zwölf Teilhaber. Der Umsatz ging zurück.

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Das Ende war absehbar, zumal sich auch für eine Expansion keine Chancen boten. Ab 1989 musste laut EG-Richtlinie auf jede Bierflasche das Haltbarkeitsdatum aufgedruckt werden. Bei der Bürgerbräu fehlte eine solche Maschine. Auch gab es keine Druck-Abfüllanlage, die für eine längere Haltbarkeit als etwa zwei bis drei Wochen garantiert hätte. Es gab kaum Rücklagen, es wurden nie Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Folge war eine Überalterung der Maschinen, des Inventars und des Gebäudes. Im Dezember 1988 einigten sich die Mitglieder auf den Verkauf.

Neuer Eigentümer der Immobilie wurde der Getränkevertrieb von Martin Weiß. Die Lieferung von Bier in Auerbacher Bürgerbräu-Wirtschaften übernahm die Kulmbacher Reichelbräu. Bis die letzten Vorräte an Malz und Gerste noch verbraucht waren, braute der letzte Braumeister Christian Reng nach dem 1. Januar 1989 noch Bier im Bürgerbräu-Brauhaus. Danach war das Bierbrauen, das seit dem Mittelalter als Braurecht mit vielen Auerbacher Anwesen verbunden war, in der Stadt Geschichte.

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