Extreme Zeiten für die Ärmsten
Nürnberger Land: Tafeln stehen weiter unter Druck
13.9.2022, 17:00 UhrSeit dem Eintreffen der Flüchtlinge aus der Ukraine stehen die Ausgabestellen der Tafel Nürnberger Land unter erhöhtem Druck. Die Anzahl der Kunden hat sich in vielen Orten nahezu verdoppelt (die PZ berichtete). Für die Ausgabestelle in Lauf war es auch deshalb sehr wichtig, sofort Ersatz für Anne Städtler zu finden, die im Mai 2022 plötzlich verstorben war. Neue Stellvertreterin von Ausgabe-Chefin Christine Platt ist Kim Höra.
Bei der Einführung ihrer neuen Stellvertreterin würdigte Christine Platt das enorme Engagement von Anne Städtler, die in den Jahren ihres Wirkens ein nahezu unverzichtbarer Teil des Teams der Ausgabestelle gewesen sei. 2018 habe sich die pensionierte Fachlehrerin für Hauswirtschaft einen großen Traum erfüllt, als sie zusammen mit Platt ein Tafel-Kochbuch herausgebrachte, das im Landkreis großen Anklang fand.
Frischer Wind
Als neue Stellvertreterin wurde Kim Höra gewählt. Die 29-Jährige, arbeitet als Spezialistin für Digitalisierung in einem Industriekonzern und engagiert sich seit 2020 bei der Laufer Tafel als Helferin. Ihr besonderes Anliegen ist es, auch weiterhin junge Leute für die Mitarbeit bei der Tafel zu motivieren und damit für ein ausgewogenes Miteinander zwischen jungen und älteren Mitarbeitern zu sorgen. Derzeit herrscht kein Mangel an jungen Mitarbeitern, die viel frischen Wind in bestehende Abläufe gebracht haben.
„Insgesamt haben wir einen tollen Zusammenhalt, der uns alle trägt, vor allem auch durch extrem schwere Zeiten, wie sie durch Corona und die neue Flüchtlingswelle aus der Ukraine heraufbeschworen wurden,“ betonte die Teamchefin. Sie befürchtet allerdings, dass im Winter wegen der stark gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten die Nachfrage nach Lebensmitteln von der Tafel weiter ansteigt.
Dabei herrscht bei der Laufer Ausgabestelle im Moment schon ein Aufnahmestopp, weil sich die Anzahl der Abholer vor allem aufgrund der hohen Anzahl ukrainischer Flüchtlinge bereits verdoppelt hat.
Statt 50 werden im Moment 110 Haushalte versorgt. Deshalb können die Kunden derzeit nur 14-tägig Lebensmittel abholen.
Der Grund liegt vor allem in der zu geringen Lebensmittelmenge, die zur Verfügung steht. „Deshalb müssen alle damit leben, dass wir sie nicht umfassend versorgen können, sondern nur ein Ergänzungsangebot zu den staatlichen Hilfen darstellen“, erläutert Christine Platt. Schwer sei es, immer wieder Menschen abweisen zu müssen, bei denen die Bedürftigkeit offensichtlich sei und die dringend Hilfe bräuchten.
Bonuskarten und Tüten
Hilfreich wäre es, wenn mehr staatliche Mittel vorhanden wären, etwa um bei akuten Engpässen Lebensmittel kaufen zu können. Sehr zu begrüßen sind deshalb Aktionen großer Supermarktketten, die ihren Kunden in Form von Lebensmitteltüten und Bonuskarten Angebote zur Unterstützung der Menschen in Not unterbreiten.
So stehen zusätzlich haltbare Lebensmittel wie Nudeln oder Reis für die Kunden der Tafelausgabestellen zur Verfügung. Lebensmittelspenden auch von Privatleuten sind in der aktuellen Situation jederzeit willkommen und werden dringend gebraucht.
Außerdem wünscht sich die Teamchefin Dolmetscher, die zuverlässig während der Ausgabezeit helfen auftretende Verständnisprobleme zu klären. Vor allem, wenn Neukunden in die bestehende Ordnung bei der Tafel eingewiesen werden müssen.
Weitere Informationen
Infos zur Tafel und den Ausgabestellen im Nürnberger Land unter www.tafel-nuernberger-land.de oder unter der Telefonnummer 09128 724990.