Zu früh? Zu spät?

Nach fast 30 Jahren: Die "Alten" Alfelder Musikanten machen Platz für die "Jungen"

Kerstin Rösel

12.10.2023, 11:00 Uhr
Die „Alten“ Alfelder Musikanten (v.l.n.r.: Bernd Kolb, Maximilian Buchler, Heike Fruth, Wolfgang Maul, Bernd Maul, Bastian Dobler) verlassen die Bühne, im Hintergrund warten schon die „Jungen“

© Kerstin Rösel Die „Alten“ Alfelder Musikanten (v.l.n.r.: Bernd Kolb, Maximilian Buchler, Heike Fruth, Wolfgang Maul, Bernd Maul, Bastian Dobler) verlassen die Bühne, im Hintergrund warten schon die „Jungen“

Am 23. September 1995 begann die Geschichte der „Alten“ Alfelder Musikanten im Gasthof Berghof. Die bestehende Gruppe brauchte Nachwuchs und so wurden junge Leute eingeladen, die eventuell in ihre Fußstapfen treten wollten. Drei von ihnen bleiben den Alfelder Musikanten schließlich bis Oktober 2023 erhalten: Bernd Kolb, Bernd Maul und Wolfgang Maul. Die Priorisierung war zunächst eindeutig auf den Alfelder Stücken, die alle auswendig gespielt wurden.

Im Jahr 2001 kam Heike Fruth als feste Akkordeonspielerin zu den Alfelder Musikanten, auch für sie ist nun Schluss. Maximilian Buchler, der 2011 dazustieß und Bastian Dobler, seit 2013 dabei, werden nun nahtlos mit den „Jungen“ weiterspielen.

Auftritt beim Bayerischen Rundfunk

Kapellmeister Bernd Kolb konnte auf viele Auftritte und besondere Ereignisse zurückblicken. Zum Jahresanfang 2002 wurden aus den damaligen Alfelder Juniors offiziell die Alfelder Musikanten. Ein Jahr später hatten sie einen Fernsehauftritt beim Bayerischen Rundfunk in Geroldsgrün, wohin ein ganzer Bus Tänzer mitfuhr. Es folgten CD-Aufnahmen und weitere Fernsehauftritte. Im Jahr 2006 wurde der 200-jährigen Wiedervereinigung Alfelds mit einer Rundfunksendung gedacht.

Weitere Veranstaltungen folgten im Jahresverlauf. So wurde im Juli zum Dorffest der erste Volksmusiktag in Alfeld organisiert. Tausende Besucher strömten in den Ort, um die verschiedenen Gruppen zu hören. Kolb macht keinen Hehl daraus, dass sie selbst bei Null anfangen mussten. Im Laufe der Jahre erst wurden etwa 100 Stücke der Alfelder Musikanten in Noten gesetzt. Zusätzlich haben die Musikanten heute 80 traditionelle Stücke im Repertoire und haben sich dafür fast 50 Volkstänze erarbeitet.

Alfeld hat sich "irgendwie verändert"

Als sie damals von den „Alten“ übernommen haben, habe es oft geheißen, die hätten mit der Übergabe zu lange gewartet. Nun würde oft gesagt, es sei zu früh übergeben worden. Bernd Kolb hatte für sich aber die Vor- und Nachteile auf eine Waage geworfen und nun den richtigen Zeitpunkt für die Übergabe gesehen. Er machte kein Geheimnis daraus, dass sich Alfeld irgendwie verändert hätte. Rückhalt und Unterstützung für die Musikanten hätten stark nachgelassen. Der richtige Zeitpunkt sei seiner Meinung auch deshalb jetzt, weil „Tradition die Weitergabe des Feuers ist, nicht die Anbetung der Asche“.

Alfelds zweiter Bürgermeister Karl Fischer sagte in seinen Grußworten voller Stolz, die Alfelder Musikanten seien das Aushängeschild Alfelds. Der frühere Bürgermeister Leonhard Bruckner habe einmal gesagt: „Wir haben eine gottgesegnete Heimat!“ Fischer ergänzte: „Wir haben eine gottgesegnete Heimat und die Alfelder Musikanten!“ Großes Lob für das Engagement von Bernd Kolb und den Alfelder Musikanten kam auch von Altbürgermeister Karl-Heinz Niebler. Nur mit dessen Unterstützung sei es möglich gewesen, die entsprechenden Kontakte zu knüpfen und von 2006 bis 2018 im Drei-Jahres-Rhythmus den Volksmusiktag zu veranstalten.

Nun sind die "Jungen" am Start

Heidi Christ von der Forschungsstelle für fränkische Volksmusik zeigte sich erfreut, dass die lange Tradition der Alfelder Musikanten, die erwiesenermaßen bis ins Jahr 1851 zurückgeht, durch den Generationenwechsel weitergeführt wird. Sie wies darauf hin, dass während der Veranstaltung ihr Mikrophon immer mitlaufe. Grund hierfür sei, dass O-Töne aus der Veranstaltung am 16. Oktober im Rundfunk zu hören sein werden. Die Sendung „BR Heimat - Fränkisch vor 7“ ist beim Bayerischen Rundfunk, BR Heimat ab 18:05 Uhr zu hören.

Nun beginnt also eine neue Generation Alfelder Musikanten. Bisher hatten diese schon einige Auftritte unter dem Namen „Junge Alfelder Musikanten“. Gegründet haben sie sich 2018 auf Initiative der „Alten“. Maximilian Buchler an der Klarinette und Bastian Dobler an der Trompete sind seither auch hier mit dabei. Bleiben wird auch Anne Renner aus Kirchenreinbach, die bei diversen Auftritten mit Schlagzeug unterstützt. Dazu kommen Janika Sebald aus Alfeld am Akkordeon, Maximilian Flohrer aus Kucha an der Tuba und am Bariton, Julian Panzer aus Thalheim an der Trompete und Philipp Rösel aus Alfeld an der Klarinette.

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