Vortrag in Feucht

Destination Jakobsweg: Was macht ihn so besonders?

9.1.2025, 10:00 Uhr
Annette Scherer, pilgernd unterwegs auf dem portugiesischen Küstenweg.

© privat Annette Scherer, pilgernd unterwegs auf dem portugiesischen Küstenweg.

Ein großer Rucksack, gute Wanderschuhe, vielleicht zwei Trekkingstöcke und eine Trinkflasche. Wird man damit zur Pilgerin? Und was ist eigentlich der Unterschied zum Wandern? Annette Scherer nickt leicht. Sie ist qualifizierte Pilgerbegleiterin sowie Geschäftsführerin des Evangelischen Bildungswerkes NAH in Altdorf. Zudem ist sie selbst schon einige Male auf dem Jakobsweg gepilgert. "Ich beschreibe das immer so, dass beim Pilgern durch den äußeren Prozess des Gehens auch innere Prozesse in Gang gesetzt werden. Und ich glaube, dass die Unterscheidung zum Wandern darin besteht, dass man sich beim Pilgern sehr bewusst auf den Weg macht – mit Sehnsüchten, Wünschen, Fragen und Lebensthemen im Gepäck."

Als ausgebildete Pilgerbegleiterin gibt Scherer Interessierten alle erforderlichen Infos, wenn sie planen zu pilgern. Und sie begleitet Pilgernde beim Pilgern. Im Rahmen ihrer Arbeit im Evangelischen Bildungswerk bietet sie mehrtägige Gruppenreisen an – ein Wochenende, etwas länger oder auch nur einen Nachmittag. Dabei überlegt sie sich ein Thema, unter dem die Gruppe dann pilgert.

"Nicht alle sind gläubig"

Nun könnte man meinen, dass es für das Pilgern eine Bedingung gibt: die Religiösität der Teilnehmer. Scherer verneint: "Die Angebote des Evangelischen Bildungswerkes stehen allen interessierten Menschen offen. So ist es auch beim Pilgern. Menschen auf dem Jakobsweg sind aus den verschiedensten Beweggründen unterwegs. Viele, aber nicht alle, sind religiös. Religiös zu sein, ist meines Erachtens keine Grundvoraussetzung, um zu pilgern."

Die Muschel an Annette Scherers Rucksack zeigt sofort, weshalb sie unterwegs ist.

Die Muschel an Annette Scherers Rucksack zeigt sofort, weshalb sie unterwegs ist. © privat

Mal selbst zu pilgern – das hatte Scherer schon lange vor. Beim Lesen der Tageszeitung stieß sie dann auf den Jakobsweg in Portugal. Da fiel die Entscheidung, dass auch sie dort pilgern möchte. So war ihre erste Pilgererfahrung der portugiesische Küstenweg ab Porto. Er ist 250 Kilometer lang, es dauert zwei Wochen, bis man Santiago de Compostela an der spanischen Küste erreicht. Je näher Scherer dem Ziel kam, desto mehr Menschen sind ihr auf dem Jakobsweg begegnet. Sie ist mit vielen verschiedenen Personen in den Austausch gekommen. Irgendwann – auf dem Weg – entstand eine richtige Pilgergemeinschaft. Auf dem Jakobsweg kommt man sehr leicht miteinander ins Gespräch: Wieso bist du hier? Was bringt dich auf den Weg? Scherer merkte immer wieder, wie gut man beim Gehen miteinander reden kann – aber auch schweigen. Zudem hat sie die Gastfreundschaft der Menschen berührt.

Der Jakobsweg vor der Haustür

Doch der Jakobsweg beginnt nicht erst in Portugal und Spanien, er beginnt schon weit davor. In Bayern gibt es ein ganzes Netz an Jakobswegen. Man kann vor der eigenen Haustüre starten. Wer von Altdorf nach Rasch läuft und dabei dem Zeichen der Jakobsmuschel folgt, ist schon auf dem Jakobsweg. Für Scherer sind die Jakobswege in Franken und Europa ein wertvoller Schatz: "Es sind vor mir schon unzählbar viele Menschen mit ihren eigenen Themen, Wünschen und Hoffnungen diesen Weg gegangen. Ich gehe auf diesem Weg mit meinen eigenen Fragen und Gedanken. Und nach mir werden wieder und wieder verschiedenste Menschen mit ganz unterschiedlichen Gründen und Gedanken auf diesem Weg unterwegs sein", sagt Scherer, "ich fühle mich in dieser Pilgertradition geborgen und aufgehoben. Das tut mir gut".

Info: "Unterwegs im Zeichen der Muschel – Jakobswege in Franken und Europa sowie Eindrücke vom portugiesischen Küstenweg": Unter diesem Titel referieren Diakonin Annette Scherer und Vikarin Monika Lucas am Mittwoch, 15. Januar, um 19.30 Uhr im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde St. Jakob in Feucht (Fischbacher Straße 6). Anmelden kann man sich per E-Mail an annette.scherer@elkb.de.