Gegen die doppelte "Büchi-Power" des TuS Kriftel im Abwehrblock mit Philip (li.) und Marius Büchi versucht sich hier Schwaigs Angreifer Max Bibrack (re.).
© Guener Santemiz
Gegen die doppelte "Büchi-Power" des TuS Kriftel im Abwehrblock mit Philip (li.) und Marius Büchi versucht sich hier Schwaigs Angreifer Max Bibrack (re.).

Volleyball 2. Bundesliga

Dem SV Schwaig fehlt einmal mehr die Konsequenz

Sie waren gut, sie waren wirklich gut. Aber einmal mehr hat es nicht gereicht – wieder standen sie am Ende mit leeren Händen da: Die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig zeigten in eigener Halle gegen den Favoriten TuS Kriftel ein grandioses Auftreten –, doch die Hessen aus dem Main-Taunus-Kreis ließen den SVS mit 1:3 (23:25, 25:20, 23:25, 21:25) und somit der dritten Niederlage in Folge in derweil akuter Abstiegsnot zurück. 
Denn während Schwaig eine erneute Nullnummer ablieferte, gelang Verfolger TSV Mimmenhausen durch eine knappe 2:3-Niederlage gegen die Favoriten aus Dresden immerhin ein Punktgewinn, so dass der Schwaiger Abstand auf den ersten Abstiegsrang auf jetzt nur noch zwei Zähler geschmolzen ist und der Druck für die verbleibenden fünf Spiele bis zum Saisonende nochmals gestiegen ist.
Das bezeichnendste Bild des 8. März bot sicherlich SVS-Kapitän Florian Tafelmayer, der nach seinem Einerblock zum 13:10 im dritten Satz einen innigen Dankesblick gen Hallendecke "durch sie hindurch" Richtung Himmel warf und die Arme ausbreitete: In jenem Moment lagen das Glück seines Erfolges, die Geste des Wir-können-es-doch und die Hoffnung auf Linderung in einem einzigen Augenblick vereint. Zum elften Mal hatten die Schwaiger zwar den Auftaktsatz abgegeben, eben zuvor den zweiten Durchgang nach grandiosem Kampf gegen fast übermächtige Krifteler an sich gerissen, und jetzt, im dritten Satz, sah es für den "Underdog" gar nicht so schlecht aus.
Ohne Perica Stanic – der weiterhin von den Nachwirkungen einer Operation ausgebremst wird – ließen sich die motivierten Gastgeber von der tosenden Stimmung in der Gelben Halle tragen – auch vom feinen Auftritt Samuel Wellers, des Deutschen Meisters und vierfachen Vizemeisters im Fußball-Freestyle in der 10-Minuten-Satzpause. Die Franken wehrten sich gegen Tabellenzweiten exzellent, fighteten auf Augenhöhe, keiner gab auf. Es war auch ihr Dank an die anwesenden Sponsoren der neuen Hallen-Videowandtechnik, die gesondert eingeladen worden waren. 
Lauritz Jastrow also zeigte einen tollen Abend (u.a. mit drei harten Blocks gleich zu Beginn); ebenso Mariusz Wacek, Yannick Bibelriether oder Max Bibrack, und auch alle anderen sahen schnell, dass sich gegen die dominierenden Turn- und Sportgemeindler alle würden ins Zeug legen müssen. Die fahrige Fehlerphase, die sich Kriftels "Überspieler" Marius Büchi (2,01-Meter-Diagonalknaller) zu Beginn des zweiten Satzes erlaubte, hatten die SVS-Mannen von Coach Milan Maric fein ausgenutzt und zur Heimführung zum 19:16 und 23:19 ausgebaut. 
Angesichts dieses Satzes – und nicht nur dessen – war es den 330 Zuschauern wirklich schleierhaft, warum bloß die Gelbblauen auf dem elften Tabellenplatz verharren. Ihre Einstellung stimmt, der Kampf, ihre Fertigkeiten sind nicht viel anders als in den drei Spielzeiten zuvor; immerhin bezwangen sie im Pokal den Erstligisten Haching –, woran es mangelt, scheint aktuell die Konsequenz, um einen vielleicht wieder "aufwachenden" Gegner abermals kleinzuhalten.
Die unbeirrten Krifteler zogen nämlich im dritten und vierten Satz die Daumenschrauben wieder an; sie gewährten den abstiegsbedrohten Mittelfranken keine Gnade. Florian Tafelmayer kämpfte sich zum "MVP" hoch – erstmals in dieser Saison –; der dritte Durchgang war der der häufigsten Aufschlagfehler beider Seiten, der letzte dann wieder geprägt von Marius Büchi, über den gefühlt jeder zweite Hessen-Angriff lief und der zum 19:23 und 19:24 zudem zwei hammerstarke Asse im Schwaiger Feld versenkte. Die TuS legte die Schwächen des SVS sezierend bloß; nach 96 Minuten war die fünfte 1:3-Niederlage und die 13. dieser Saison insgesamt besiegelt. 
Es war den schwer enttäuschten Schwaigern klar gewesen, dass der Verlust des vierten Satzes einmal mehr null Tabellenpunkte bedeutete, doch sie hatten genau das nicht verhindern können; dabei hätten sie mindestens einen Punkt verdient gehabt. Nun muss der SVS am kommenden Wochenende dennoch mit Optimismus nach Eltmann –, fünf Duelle bleiben noch, um final den 12. Tabellenrang zu vermeiden. Es wird eng. Der letzte Abstieg der Schwaiger rührt vom Ende der Saison 2009/10.