Beeindruckende Vita

Pop-Up-Restaurant bei Neustadt/Aisch: Dieser Franke ist Privatkoch und mischt die Gastro-Szene auf

Matthias Oberth

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7.1.2024, 12:00 Uhr
Stefan Herbolzheimer will mit einem Pop-up-Restaurant in Diespeck Lust auf regionale und nachhaltige Ernährung machen.

© Privat Stefan Herbolzheimer will mit einem Pop-up-Restaurant in Diespeck Lust auf regionale und nachhaltige Ernährung machen.

"Ich war ein richtiger Bauernbub aus einfachen Verhältnissen", sagt Stefan Herbolzheimer und schiebt gleich hinterher: "Gegessen habe ich immer gern und alles probiert, was auf den Tisch kam." Eine Ausbildung zum Koch war da fast schon ein bisschen vorprogrammiert. Und dann war da noch die "inspirierende Oma", die in seinem Geburtsort Schauerheim bei Neustadt/Aisch im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim für die ganze Familie kochte.

Die Augen essen mit. Das gilt bei Stefan Herbolzheimer auch. Auf hohe Qualität achtet er sowohl bei den verwendeten Produkten als auch bei der Präsentation.

Die Augen essen mit. Das gilt bei Stefan Herbolzheimer auch. Auf hohe Qualität achtet er sowohl bei den verwendeten Produkten als auch bei der Präsentation. © Stefan Herbolzheimer

Der Sonntagsbraten war Pflicht, aber auch alle anderen Gerichte hatten es ihm angetan. Schlicht aber schmackhaft, lautet die Devise der Oma. Ein "Gnoschbeitel" - also jemand, der sehr wählerisch beim Essen ist - sei er nie gewesen, erzählt Herbolzheimer über sich selbst. Dass es ihm schmeckte, schlug sich auch in seinem Gewicht nieder. "127 Kilogramm habe ich meiner Höchstzeit auf die Waage gebracht", berichtet der Genussmensch. Kaum zu glauben, wenn Herbolzheimer heute mit seinen nunmehr 87 Kilogramm vor einem steht.

Appetit auf Unbekanntes

Zu seinem großen Appetit gesellte sich die Neugier auf Neues und Unbekanntes. Was bei so einer Konstellation am Ende rauskommt, lässt sich sich heute an seiner beruflichen Vita ablesen. Ausbildung im Gasthaus Rottner in Nürnberg, Glaadter Hütte am Kylltalradweg, Sterneküche im Restaurant Graf Leopold in Daun oder Chef de Partie auf einem Kreuzfahrtschiff - um nur einige Stationen zu nennen - haben den 36-Jährigen viel lernen und sehen lassen.

Ohne Katze geht es bei "Dicke Katze" nicht. Stefan Herbolzheimer hat "Nala" zu seinem Maskottchen auserkoren.

Ohne Katze geht es bei "Dicke Katze" nicht. Stefan Herbolzheimer hat "Nala" zu seinem Maskottchen auserkoren. © Stefan Herbolzheimer

Nicht alles fand seine Zustimmung. Die Lebensmittelverschwendung auf einem Kreuzfahrtschiff geht ihm heute noch nach. "Dagegen ist die Sterneküche geradezu vorbildlich, was die Verwendung der eingekauften Ware betrifft", so die Bilanz seiner "Wanderjahre". Für ihn sei die Corona-Pandemie deshalb fast ein Glücksfall gewesen, meint er rückblickend. Die europäischen Mitglieder der Kreuzfahrt-Crew erhielten ihre Kündigung und ein Rückflugticket, denn "wir waren auch die bestbezahlten Mitarbeiter", erzählt Herbolzheimer.

Zurück an den Herd

Es ging zurück in die Heimat - also Mittelfranken und er hatte Zeit, sich Gedanken über seine weitere Zukunft zu machen. Am "Würstelgrill" im Biergarten in Rennhofen stehen oder als Verkäufer von teuren Grills bei einem großen Händler - Stefan Herbolzheimer kann man nicht vorwerfen, dass er nicht überall mal reingeschnuppert hätte. "Die Magie des Kochens ist dort nicht spürbar", hat er für sich festgestellt. Er musste "zurück an den Herd", wie er sagt.

Eine seiner Ideen war dabei, sich als Privatkoch zu verdingen. Bei Freunden, Bekannten und Verwandten für ein festliches oder bodenständiges Menü zu sorgen, fand dort schnell großen Anklang. Doch da gab es noch mehr, was Stefan Herbolzheimer beschäftigte. Prägend war für ihn die intensive Zeit, als er "Botschafter" für den Baumannshof in Egenhausen war. Über den Bio-Hof mit Öko-Lieferservice hat er "den wahren Wert von Lebensmitteln wieder zu erkennen und zu schätzen gelernt", beschreibt er die für ihn wegweisende Erfahrung.

Katze als Inspiration

Doch 2021 verschlug es ihn aus privaten Gründen nochmals in eher nördliche Gefilde der Republik. Der Gedanke an einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln ließ ihn aber nicht mehr los. Er kehrte über die Zwischenstation Restaurant im österreichischen Kirchberg nach Franken zurück. Im Hotel Riesengebirge in Neuhof an der Zenn als bisher letzte Station in angestellter Position wurde ihm klar, dass er den Faden des Privatkochs wiederaufnehmen will, um seine Vision einen besonderen Küche umsetzen zu können. Unter dem Titel "Dicke Katze kocht" bietet Stefan Herbolzheimer nun seine Dienste an. Ja, er liebe Katzen und seine "Nala" ist beileibe kein Hungerhaken, erläutert er die Namensgebung.

Rote-Beete-Mango heißt diese Kreation aus dem Hause "Dicke Katze".

Rote-Beete-Mango heißt diese Kreation aus dem Hause "Dicke Katze". © Stefan Herbolzheimer

Damit nicht genug. "Katzen sind freie Wesen", sagt er und meint wahrscheinlich auch sich selbst. Und Katzen sind im Haus überall anzutreffen, nicht zuletzt in der Küche. Wie der Privatkoch auch. "Man darf nicht vergessen, die Menschen lassen mich in das intimste Stück ihres Hauses - die Küche", schildert Herbolzheimer den besonderen Reiz seines Projekts.

Puzzleteile kommen zusammen

Seit September 2023 ist Stefan Herbolzheimer nun ganz offiziell selbstständiger Privatkoch und die Dinge fügten sich für ihn in den folgenden Monaten wie kleine Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammen. Die Kooperation mit dem Baumannshof hat er wieder aufgenommen. Die Gründe dafür liegen für Herbolzheimer auf der Hand: "Regionalität und hohe Qualität sind mir sehr wichtig." Ganz nebenbei fällt auch der Satz, dass seine Küche fleischlos zurechtkommt. "Ich will niemanden missionieren, sondern einfach nur lecker Kochen", so sein Credo mit Blick auf die teilweise aufgeheizte Diskussion um vegetarische und vegane Ernährung.

Probekochen für den Start des Pop-up-Restaurants in Diespeck. Stefan Herbolzheimer hat sichtlich Spaß daran.

Probekochen für den Start des Pop-up-Restaurants in Diespeck. Stefan Herbolzheimer hat sichtlich Spaß daran. © Privat

Aber dass er durchaus eine Mission hat, will er gar nicht bestreiten. "Essen hat immer etwas mit Emotion zu tun und das ist ein guter Hebel, um die Welt zu verändern", sagt Herbolzheimer. Um die Welt zu ändern, muss man Menschen zusammenbringen und wo geht das besser, als im Wirtshaus? Und jetzt kommt das nächste Puzzleteil der Geschichte ins Spiel.

Perle als Pop-up-Restaurant

Der "Goldene Löwe" in Diespeck bei Neustadt/Aisch ist ein Traditionsgasthof mit gutem Ruf. Doch auch hier wird nur noch sonntags ein Mittagstisch geboten. Ansonsten öffnet Besitzer Elmar Müller nur noch auf Anfrage für Feierlichkeiten oder private Zusammenkünfte. "Der Gasthof ist eine echte Perle", schwärmt Herbolzheimer. "Stilvoll restauriert, viel Licht, ein Ort zum Zusammenkommen", so sein erster Eindruck.

Schnell kristallisiert sich aus den Gesprächen mit Elmar Müller die Idee heraus, hier - neben dem üblichen Angebot - ein Pop-up-Restaurant entstehen zu lassen. Ein Projekt, das in kürzester Zeit immer konkretere Züge annimmt. Stefan Herbolzheimer stürzt sich mit Verve in die Arbeit.

Ein à la carte Essen soll es werden. Alles regional, alles nachhaltig. Herausgekommen sind Kreationen wie "Schwarzer Rettich mit Musik und Petras Käseauswahl" als Vorspeise oder "Kohlrouladen mit Kohl und Kartoffel" als Hauptgang. Zwei Vorspeisen, eine Suppe, drei Hauptgänge sowie zwei Desserts wird Herbolzheimer zur Auswahl anbieten. Als Besonderheit wird noch der Fahrradverkaufswagen von Laras Dorfeis ins Lokal geschoben.

Fortsetzung nicht ausgeschlossen

Der Startschuss fällt am Donnerstag, 11. Januar 2024. Weiter geht es dann jeweils donnerstags am 25. Januar, 8. und 22. Februar, 7. und 23. März sowie 11. und 25. April. Und danach? Stefan Herbolzheimer gibt sich entspannt: "Wir schauen uns an, wie es bei den Menschen ankommt und natürlich muss es sich am Ende auch rechnen." Die Buchungen für den Januar und Februar seien schon mal ermutigend. Bis zu 70 Personen können pro Abend an dem kulinarischem Experiment teilnehmen. Fortsetzung nach den bislang vorgesehenen Terminen also keinesfalls ausgeschlossen.

Weitere Infos und Reservierungen unter: www.dickekatzekocht.de.

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