Galerie in Neustadt/Aisch

Pforte ins Licht: Jubiläumsausstellung im fränkischen Phänomen in der Kunstszene

Harald Munzinger

6.5.2022, 15:59 Uhr
Beklemmend aktueller Bezug: Elfriede Zehelein malte die Angst vor dem Krieg, als niemand an ihn dachte.

© Harald Munzinger Beklemmend aktueller Bezug: Elfriede Zehelein malte die Angst vor dem Krieg, als niemand an ihn dachte.

Mit einer Jubiläumsausstellung beendet der Kunstkreis Neustadt an der Aisch den "Galerie-Lockdown": Von Mai bis September feiert dieser damit sein 50-jähriges Bestehen sowie 45 Jahre "Galerie in der Sparkasse". Symbolträchtig öffnet das Bild "Pforte ins Licht" von Dona Mei jene zurück zur Kunst, verbunden mit der Hoffnung, dass diese nun wieder dauerhaft geöffnet bleibt.

In einer Vitrine reizen Kleinplastiken zum Nachdenken und Schmunzeln zugleich.

In einer Vitrine reizen Kleinplastiken zum Nachdenken und Schmunzeln zugleich. © Harald Munzinger

Um wieder in den gewohnten "Drei-Monats-Rhythmus" zu kommen, stellen die Gründungsmitglieder des Kunstkreises Bilder und Kleinplastiken bis September aus. Die "Neustadt-Nacht" am Samstag, 21. Mai, wird einen Höhepunkt der Jubiläumsausstellung markieren, wenn mit musikalischen Einlagen zu einer "Art Vernissage" eingeladen, wie die Kunstkreis-Vorsitzende Gertraud Geißendörfer den Abstecher zur "Galerie in der Sparkasse" empfiehlt.

Spiegelbild der Vielfalt

Mit Bildern von ihr und den weiteren Gründungsmitgliedern Dr. Ottmar Fick und Rainer Funk sowie posthum Elfriede Zehelein und Dona Mei ist die 355. Ausstellung das Spiegelbild der gewohnten Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen, mit der die Galerie in der Sparkasse zum "Fränkischen Phänomen in der Kunstszene" werden sollte, wie sie zum Beginn des Jubiläumsjahres beschrieben wurde. Angefangen hat dieses mit einer Ausstellung der Volkshochschule für "Freizeitmaler", die ein Impuls dafür sein sollte, der Kunst eine dauerhafte Plattform zu schaffen.

Die "Pforte zur Kunst" ist wieder offen.

Die "Pforte zur Kunst" ist wieder offen. © Harald Munzinger

Zunächst auf "Pausenausstellungen" bei Rathaus-Konzerten beschränkt und als Ausstellungen mit musikalischem Rahmen, weckten sie das Interesse des damaligen Sparkassendirektors Dr. Manfred Pix, der dem Kunstkreis das "Galerie-Fenster" öffnete, das sich rasch zu einem Begriff über die Region hinaus entwickeln und internationales Ansehen erlangen sollte. Aus insgesamt 20 Nationen sowie aus ganz Deutschland folgten Künstlerinnen und Künstler der Einladung nach Neustadt und präsentierten das ganze Spektrum des Kunstschaffens. Dabei wurde neben arrivierten Künstlern auch jungen kreativen Kräften aus der Region ein Podium geboten, was die Galerie als "kleines Museum für Gegenwartskunst" auszeichnen sollte.

Die Lockdown-Fesseln abgelegt

Wie diese phänomenale Entwicklung mochte man sich – reichlich erfolgsverwöhnt – ebenso wenig vorstellen, dass einmal für lange Zeit die Rampenlichter für die Kunst ausgehen sollten. So wirkte nun der Neustart nicht nur für die Ausstellungskoordinatorin Gertraud Geißendörfer sowie Rainer Funk und Ottmar Fick befreiend von der Lockdown-Fessel, sondern ganz offensichtlich auch für die Kunstfreunde. Denn noch während mit großem Eifer der Hausmeister die Bilder aufgehängt und "Katalognummern" überprüft wurden, stellten sich erste Schau-Lustige ein und war manch überraschtes Gesicht von Sparkassenkunden beim Blick auf die nicht mehr kahle Galerie zu beobachten.

Es lohnt sich auch mal der Blick weg von den Bilderwänden.

Es lohnt sich auch mal der Blick weg von den Bilderwänden. © Harald Munzinger

Die können sich schon im Parterre über ausdrucksstarke Bilder unter anderem von Elfriede Zehelein freuen, die ihre Begeisterung über die Farbenpracht der Natur auf die Leinwand zu zaubern und dabei ihre Gefühle auf die Betrachter zu übertragen verstand. Einen aufliegenden Auszug aus ihrem Tagebuch zu lesen, empfiehlt sich. Die Familie der 2006 verstorbenen Künstlerin stellte für die Jubiläumsausstellung eine Auswahl der über 800 Werke umfassenden der Künstlerin zur Verfügung, die in ihren Bildern "mit akribisch realistischer Detailtreue und zugleich metaphysischer Durchdringung" weiterlebt.

Verdienstmedaille der Bundesrepublik

Ein ehrendes Gedenken gilt mit einigen Bildern auch Dona Mei aus Florenz, die sich mit Dieter Geißendörfer als Schrittmacherin der fränkisch-toskanischen Freundschaft früh dem Kunstkreis anschloss. Neustadt reihte sich zu vielen Ausstellungsorten, an denen die im März 2020 verstorbene Künstlerin mit dem Diplom der Accademia di Belle Arti di Firenze in den Bereichen Malerei und Radierungen stets große Bewunderung genoss. In der Jubiläumsausstellung sind Arbeiten aus dem Privatbesitz von Gertraud Geißendörfer zu sehen, darunter die Serigrafie "Pforte ins Licht", die zu dem symbolträchtigen Titelbild der Galerie werden sollte.

Gertraud Geißendörfer, Rainer Funk und Dr. Ottmar Fick (von links) gründeten 1972 den Kunstkreis Neustadt. Jetzt können sie dessen Jubiläum mit der ersten Galerie nach dem Corona-Lockdown feiern.

Gertraud Geißendörfer, Rainer Funk und Dr. Ottmar Fick (von links) gründeten 1972 den Kunstkreis Neustadt. Jetzt können sie dessen Jubiläum mit der ersten Galerie nach dem Corona-Lockdown feiern. © Harald Munzinger

Die für ihr ehrenamtliches kulturelles Engagement sowohl von der Stadt als auch mit der Verdienstmedaille der Bundrepublik Deutschland geehrte Organisatorin der Kunstkreisausstellungen zeigt mit Pastell- und Aquarellmalerei sowie Zeichnungen einen kleinen Ausschnitt verschiedener Schaffensepochen. Zu sehen sind ferner "spielerische Malergebnisse, die mit den Enkelinnen Klara und Johanna im Garten-Atelier entstanden".

Wenn das Leben eine andere Richtung nimmt

Wenn "das Leben eine andere Richtung nimmt" setzt Ottmar Fick sowohl in einem Acrylbild mit magischer Anziehungskraft sowie in einer seiner originell-hintergründigen Kleinplastiken um. Neben Bildern in Mischtechnik sowie in Acryl stellt er auch Schwarz-Weiß -Bilder aus, eine Leidenschaft des Künstlers, der bei der (Freizeit-) "Beschäftigung mit bildender Kunst unterschiedlichste Materialien, Formen und Techniken verwendet". Ausstellungen in Deutschland, Italien und in der Schweiz finden sich in der künstlerischen Vita ebenso wie Fotobände, Fotoessays oder die Covergestaltung für Tonträger und ein Gedichtband.

Noch in der Aufbauphase konnte sich Ausstellungsorganisatorin Gertraud Geißendörfer über den ersten Galeriegast freuen.

Noch in der Aufbauphase konnte sich Ausstellungsorganisatorin Gertraud Geißendörfer über den ersten Galeriegast freuen. © Harald Munzinger

Schon viermal wurde Rainer Funk mit Preisen der Nürnberger Nachrichten ausgezeichnet und weist neben dem "Abonnement" in der NN-Kunstpreis-Galerie eine lange Liste von Ausstellungen im In- und Ausland auf. In der Jubiläumsausstellung lässt der Mitbegründer des Kunstkreises fantasievoll von "Naturdarstellungen an und in der Aisch mit längerer Bearbeitung in eine abstrakte Unterwasserwelt" eintauchen. Von 1985 bis 1993 Kunsterzieher an Gymnasien, leitete Funk von 1994 bis 2021 die Studienwerkstatt für Maltechnik an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste und widmet sich seitdem in seinem Atelier der Leidenschaft Malerei.

Montag bis Freitag offen

Mit der Jubiläumsausstellung, die Montag, Dienstag und Freitag von 9 bis 12 sowie 14 bis 16.30 Uhr, Mittwoch von 9 bis 12 und Donnerstag von 9 bis 12 und 14 bis 17.30 Uhr besichtigt werden kann, dankt der Kunstkreis für die großzügige Unterstützung durch die Direktoren, rührigen Mitarbeiterinnen und Miarbeitern sowie galeriekundigen Hausmeistern der Sparkasse und ganz besonders "unserem interessierten Publikum".

Dem hofft man nun wieder dauerhaft Kunst in all ihren reizvollen Facetten bieten zu können. An Künstlern, die ihre Werke gerne in der besonderen Atmosphäre der Galerie präsentieren, werde es nicht mangeln, versichert die Ausstellungsmanagerin Gertraud Geißendörfer mit ihrem weit verzweigten Netzwerk in der nationalen wie internationalen Kunstszene und einem zuversichtlichen Blick über das Jubiläumsjahr hinaus.

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