Traditionelle Schlachtschüssel

Neustädter "Geißböcke" wollen zurück zur Normalität

Harald Munzinger

25.10.2022, 20:05 Uhr
Wenn das nicht nach der lang ersehnten Normalität riecht, bringt es Präsident Holger Wesp (r.) beim Schlachtschüsselessen originell zum Ausdruck. Die Vorsitzende der Geißbock-Gesellschaft, Sylva Seeberger, und Schriftführerin Tanja Mühlberger (v.l.) ließen darauf anstoßen.

© Harald Munzinger Wenn das nicht nach der lang ersehnten Normalität riecht, bringt es Präsident Holger Wesp (r.) beim Schlachtschüsselessen originell zum Ausdruck. Die Vorsitzende der Geißbock-Gesellschaft, Sylva Seeberger, und Schriftführerin Tanja Mühlberger (v.l.) ließen darauf anstoßen.

Bei dem unbeschwert-heiteren und zugleich auch genüsslichen Beisammensein wurde deutlich, wie sehr man sich nach vielen ausgefallenen Veranstaltungen in mittlerweile fast drei Jahren "wenigstens über einen Zipfel Normalität" freut. Darauf, dass diese wieder mehr und mehr Platz greift, wurde denn auch immer wieder in fröhlicher Runde das Glas erhoben.

Schließlich ist für die neue Session "alles in trockenen Tüchern", wie es Sitzungspräsident Holger Wesp wissen ließ, der seit 30 Jahren das Narrenzepter bei den Geißböcken schwingt. So wie es auch für die Session 2022 der Fall gewesen war, die man noch zuversichtlich eingemeckert hatte, um schon wenig später, den dicken Pandemie-Rotstift ansetzen zu müssen.

Veranstaltungen mit Unwägbarkeiten

Diesmal will man den Menschen der Stadt und aus der Region bei einer großen Narrenschau sowie den Sitzungen für Senioren und Menschen mit Handicaps heitere Stunden schenken und auch wieder zur Ultimativen Faschings-Party einladen. Natürlich sind auch der Kinderfasching und der Tag der tollen Weiber auf dem Plan. Allerdings gibt es erneut in der Narren-Rechnung die verhängnisvollen Unbekannten. Wie entwickelt sich die Pandemie weiter und schränkt sie möglicherweise die Durchführung größerer Veranstaltungen ein? Und wenn nicht, wird man sich diese als Gesellschaft bei den explodierenden Energiepreisen noch leisten können, wenn diese auf die Hallenmieten durchschlagen? Den Gästen mehrere Stunden bei 18 Grad nur mit einem noch so zündenden närrischen Programm einheizen zu können, mag sich selbst der fantasievolle Sitzungspräsident Holger Wesp nicht vorstellen.

Viel Platz wollte man diesen Gedanken allerdings auf dem improvisierten Seeberger‘schen Festplatz nicht einräumen, ging es hier doch darum, es sich bei einer deftigen Schlachtschüssel rundum gut gehen zu lassen. Seit gut 15 Jahren pflegen die Geißböcke diesen Brauch im zweijährigen Rhythmus. Wieder schlachtete Gerhard Felsch in Beerbach für sie eine stattliche Sau, was über den Genuss der Brat-,Blut- und Leberwürste sowie dem Kesselfleisch und "Rüssela"hinaus ein nachhaltiger Brauch sein sollte. Denn Büchsenwurst und -fleisch sowie der geräucherte Schinken liefern in der Session die kräftigende Brotzeit bei Auf- und Abbauarbeiten. Auch was von den Würsten übrig geblieben sei, werde geräuchert und mit dem Rest in der Dose wird diese Energie einige Zeit reichen, ist die Vorsitzende der Fastnachtsgesellschaft, Sylvia Seeberger sicher.

Alles läuft derzeit nach Plan

Nicht ganz so ist es beim Blick in die schon nahe Fastnachtssaison. Ob da alle geplanten Veranstaltungen durchgeführt werden könnten, "steht sozusagen in den Sternen". Wie für Präsident Wesp kommt es auch für Seeberger "drauf an wie die Heiz- und Energiekosten steigen und ob sich das alles rentiert ohne unsere Gäste zu sehr zu belasten". Zitterpartie hin oder her: Die Vorsitzende ist "als eher optimistischer Mensch guter Dinge".

Zumal derzeit alles gut läuft, die Aktiven in den Startlöchern stehen. Die sechs Garde sowie das Tanzmariechen trainieren eifrig, die Jugendgarde konnte sogar in ein Trainingslager gehen. Lichtblicke nach "öden Zeiten", nach denen man sich auch darüber freut, für 2023 bereits ein Kinder-Prinzenpaar hat. Zuwachs würde die die die Vorsitzende der 330 Mitglieder starken Gesellschaft wünschen. Sylvia Seeberger: "Was uns da ein bisschen fehlt ist das mittlere Alter, als um die 35 bis 45 Jahre". Herzlich willkommen sind bei den Geißböcken mit einem kräftigen Häbberla-Mäh auch weitere Sponsoren.

Pünktlicher Start am 11.11.

Am 11. 11. Pünktlich um 11.11 Uhr werden die "Gaaßbögg" die Herrschaft übernehmen und am Aschermittwoch den Rathausschlüssel wieder gegen die Narrenkappe eintauschen, die so lange dem Rathaus überlassen ist. Tagsdarauf dämmert es den Fasenachtern im großen Sonnensaal. Am ersten Advent wird ein Kinder- und Jugend-Weihnachtsmarkt auf dem "Seeberger’schen Festplatz" das ausgefallene Spaghetti-Essen ersetzen, das wie so viele gewohnte gesellschaftliche Ereignisse ausgefallen war. "Zurück zur Normalität" steht auf dem Wunschzettel der Neustädter Fastnachtsgesellschaft ganz oben. Das Schlachtschüsselessen sollte ein erstes Hoffnungszeichen setzen.

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