Billiger als die U-Bahn
Bögl-Bahn in Berlin: Hauptstadt will Strecke für Magnetschwebebahn bauen
21.11.2023, 09:23 UhrBerlin will den Einsatz einer Magnetschwebebahn auf einer gut fünf Kilometer langen Pilotstrecke testen. Darauf haben sich CDU und SPD verständigt, kündigte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dirk Stettner an. Als Kosten für die Teststrecke nannte er die Summe "von 80 bis 85 Millionen Euro".
Max Bögl ist Partner für Pilotprojekt
Der Partner für dieses lukrative Großprojekt ist die Firma Max Bögl aus Sengenthal, die mit ihrem "TSB" (Transport System Bögl) in den Startlöchern steht und bereits in China erfolgreich und quasi konkurrenzlos Züge schweben lässt. Gerade einmal neun Monate hatte es gedauert, bis die 3,5 Kilometer lange Teststrecke in Chengdu einsatzbereit war.
Wo die Pilotstrecke durch die Hauptstadt führen könnte, gibt Dirk Stettner nicht bekannt. Auch aus der Firmenzentrale in Sengenthal heißt es: "Es ist noch nichts spruchreif, es stehen keine Details zur Streckenführung fest."
Wie das Projekt finanziert werden soll, ist ebenfalls noch nicht abschließend geklärt. Im neuen Doppelhaushalt zumindest ist kein Posten zu finden. Das Geld soll angeblich aus dem "Sondervermögen Klimaschutz" entnommen werden, für das zunächst fünf Milliarden Euro vorgesehen sind und aus dem die Regierungskoalition Klimaschutzmaßnahmen bezahlen will, um Berlin bis 2045 klimaneutral zu machen.
Vom Stadtrand bis zum BER
Die Idee, eine Magnetschwebebahn durch Berlin schweben zu lassen, ist nicht neu. Schon ab 1984 hatte es in Berlin eine M-Bahn (Magnetbahn) gegeben, zunächst im Test-, für kurze Zeit auch im regulären Betrieb, der nach der Wiedervereinigung 1991 allerdings beendet wurde. Die CDU hatte das Thema in den vergangenen Jahren mehrfach ins Gespräch gebracht. In der Diskussion war auch eine Strecke vom südlichen Stadtrand bis zum Hauptstadtflughafen BER.
Die Befürworter der Magnetschwebebahn, zu denen auch CDU-Mann Dirk Stettner zählt, sehen ihre Stärke im vergleichsweise schnelleren und günstigeren Bau. Ein Kilometer U-Bahn beispielsweise kostet 200 Millionen Euro, das TSB rund ein Zehntel. Ein weiterer Vorteil, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels bei den Berliner Verkehrsbetrieben, ist, dass die Magnetschwebebahn fahrerlos unterwegs ist.
Die Opposition kritisiert die jüngsten CDU-Pläne. Statt den Ausbau der bestehenden Netze und die Automatisierung voranzutreiben, würden "Luftschlösser" gebaut, heißt es laut Medienberichten aus den Lagern von Grünen und Linken.
Führungen durch das TSB-Werk
Trotz dieser kritischen Stimmen dürfte in Sengenthal Sektlaune herrschen. Denn seit Sommer dieses Jahres geht der Bau-Riese verstärkt mit dem serienreifen TSB an die Öffentlichkeit. "Es ist an der Zeit, die Magnetschwebebahn aus Sengenthal bekannt zu machen", sagte der leitende Produktmanager Andreas Rau im Oktober. Unter den Gästen im TSB-Werk, die auch in den Genuss einer Probefahrt entlang des Böglweihers kamen, seien auch Entscheidungsträger aus Berlin gewesen.
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