"Es muss endlich Schluss sein "

LBV gegen Windkraft-Pläne: Streit um Ausbau im Landkreis Neumarkt heizt sich auf

Hauke Höpcke

Neumarkt

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23.10.2024, 10:35 Uhr
Der LBV wendet sich gegen weitere Windräder im Kreis Neumarkt. Vögel wie der seltene Sperlingskauz würden durch Windkraftwerke im Wald massiv beeinträchtigt.

© André De Geare /Image/McPHOTO Der LBV wendet sich gegen weitere Windräder im Kreis Neumarkt. Vögel wie der seltene Sperlingskauz würden durch Windkraftwerke im Wald massiv beeinträchtigt.

Der Landesbund für Vogelschutz wendet sich in einer Stellungnahme gegen den weiteren Ausbau der Windkraft im Landkreis Neumarkt. "Es muss endlich Schluss sein mit der völlig ausufernden Zerstörung der heimischen Naturlandschaft", schreibt der LBV.

Die LBV-Kreisgruppe Neumarkt sieht insbesondere die Planung von neuen Windkraftanlagen rund um Neumarkt und im Juravorland sehr kritisch, da hier in sehr eindrucksvolle Landschaften übermäßig stark eingegriffen wird und seltene Vogelarten in ihren Bruthabitaten gestört werden.

LBV: "Es wird ohne Rücksicht auf die vorhandenen Gegebenheiten agiert"

Die aktuell im Gemeindegebiet Postbauer-Heng massiv vorangetriebene Planung von drei Windrädern direkt an der Grenze zum Neumarkter Stadtgebiet zeige, dass "ohne Rücksicht auf die vorhandenen Gegebenheiten agiert wird".

Die Windanlagen sollen in dem von der Gemeinde ausgewiesenen Vorranggebiet am Grünberg errichtet werden zwischen der ehemaligen Disco und dem Gradlhof. Die Jurenergie plant "Bürger-Windräder", an denen sich die Anwohner der umliegenden Orte finanziell beteiligen können.

Der LBV kritisiert, dass die Anlagen in einer Höhenlage von 460 bis 490 Metern geplant seien. Der nahegelegene Dillberg mit 595 Metern und der Tyrolsberg mit 573 Metern seien wesentlich höher. "Es sollen also Windräder im Windschatten der Zeugenberge errichtet werden. Ein Blick in den Windatlas Bayern genügt, um diese wenig sinnvolle Planung aufzudecken", schreibt der LBV.

Der Landkreis Neumarkt verliert sein Gesicht durch die Windräder

Der Landkreis Neumarkt zähle bereits jetzt zu den Gebieten mit der höchsten Dichte an Windrädern. Die installierte Leistung überträfe die benötigte Leistung für die Stromversorgung des Landkreises bereits jetzt um etwa 40 Prozent. "Sollten in erheblichem Umfang noch weitere Anlagen hinzukommen, verliert er endgültig sein prägendes, in Bayern einmaliges Gesicht", schreibt der LBV.

Gerade die Zeugenberge im Juravorland, die "als Tafelberge weithin sichtbar und in Bayern in dieser Form einmalig sind", würden ins Visier der Windkraftlobby geraten. Der LBV hält es für einen Widerspruch, dass die Region einerseits mit dem Begriff "Land der Zeugenberge" für den Tourismus wirbt, andererseits aber landschaftsprägende Gebiete zur Bebauung mit Windkraftanlagen freigibt.

Der LBV lehnt die Planung von Anlagen auf und im Umfeld der Zeugenberge strikt ab. "Kein Mensch würde auf den Gedanken kommen, auf landschaftsprägenden Bergen in den bayerischen Alpen Windräder zu installieren." Das Umfeld um Neumarkt sei durch viele Bauprojekte in den letzten Jahren sehr stark belastet worden, die Naturräume im Sulztal werden immer enger.

Windräder stören die umliegenden Waldgebiete erheblich

Nach Ansicht des LBV müsse "endlich Schluss sein mit der völlig ausufernden Zerstörung der heimischen Naturlandschaft". Die Windräder in der Kräfft und im Heiligenholz bei Neumarkt zeigten, dass der Bau der Anlagen auch im Betrieb laufend Störungen dieser vorher ruhigen Waldgebiete nach sich zieht. In der Kräfft würden ständig Reparaturen an den Windrädern durchgeführt, welche den Auf- und Abbau riesiger Kräne mit sich bringen. An- und abfahrende LKW störten die umliegenden Waldgebiete erheblich.

Hier leben aktuell noch viele seltene und bedrohte Vogelarten, wie der Raufußkauz und der Sperlingskauz. Doch einige Arten, wie der Schwarzstorch und das vom Aussterben bedrohte Haselhuhn konnten in den letzten Jahren nicht mehr festgestellt werden, so der LBV.

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