Diskussion in Neumarkt

Experten diskutieren bei Lammsbräu: So wirkt sich die Klimakrise auf die Landwirtschaft aus

Anina Englert

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29.9.2023, 15:00 Uhr
Für sie ist ökologische Landwirtschaft Zukunft und Zusammenhalt: Magdalena Nertinger, Zelda Beukes, Johannes Ehrnsperger, Florian Gäck, Noel Oettlé und Anna Neubauer (v. l. nach r.)  

© Verband Naturland Für sie ist ökologische Landwirtschaft Zukunft und Zusammenhalt: Magdalena Nertinger, Zelda Beukes, Johannes Ehrnsperger, Florian Gäck, Noel Oettlé und Anna Neubauer (v. l. nach r.)  

Die Stimmung in den Räumlichkeiten der Lammsbräu ist am 21. September vertraut, denn gleich kommen die ins Gespräch, die zwar auf anderen Kontinenten leben, aber dasselbe Thema umtreibt: Wie beeinflusst der Klimawandel die Landwirtschaft, ob in Südafrika oder Beilngries.

Ökobauer Florian Gäck beliefert Neumarkts Biobrauerei mit Gerste, "doch das Sä-Fenster wird immer kleiner und die Böden immer schwieriger." Eine Stunde Hagel reichten bereits, dann sei die Ernte hin. "Dieses Jahr ist uns 80 Prozent unserer Ernte ausgefallen", sagt Gäck. Wenn es regnen sollte, schien die Sonne und wenn die Pflanzen kein Wasser brauchte, kam strömender Regen.

Erderwärmung bedeutet wochenlangen Sommerregen

Zelda Beukles und Noel Ottlé der Heiveld-Kooperative können nur zustimmen. Auch ihr Rooibos leidet unter extremen Wetterlagen, obwohl der Busch eigentlich sehr widerstandsfähig ist. Mit Grafiken und mit Bildern von ihrer Farm begegnen sie dem Vorurteil, Klimakrise sei erst, wenn es andauernd heiß ist. Erderwärmung bedeutet Extremwetter, etwa wochenlanger Sommerregen, der in diesem Jahr weite Rooibos-Felder überschwemmt hat.

Zwei Himmelsrichtungen für die Welt und die Solidarität zusammen zu bringen, darum geht es dem Forum des fairen Handelns mit ihrer fairen Woche. Auch der Verband Naturland sieht ökologischen Landbau als etwas, das die Menschen gemeinsam anpacken. Deswegen hat der Verband den Austausch organisiert bei der Lammsbräu.

Bier besteht aus 80 Prozent Wasser

Die bezieht ökologische Braugerste und Hopfen durch eine Erzeugergemeinschaft mit 179 Landwirten. Die Brauerei stellt langjährige Verträge aus und stellt ein ökologisches Lagerhaus bereit. Dort können die Erzeuger ihre Ernte lagern. Die Lammsbräu unterstützt bei Ernteausfällen, anstatt den Zulieferer zu wechseln.

Naturlandbauer Gäck betont, dass Klimaschutz kein "Lifestyle" ist. In der Corona Krise haben viele Menschen begonnen, sich mit dem Anbau von Gemüse zu beschäftigen und anderen nachhaltigen Projekten. "Jetzt fliegen sie alle wieder davon".

Lammsbräu Geschäftsführer Ehrnsberger sieht seine besondere Verantwortung vor allem im Wasserschutz: "Denn Bier besteht aus 80 Prozent Wasser, obwohl genau das auch schon in Deutschland immer knapper wird". Für den Genuss braucht es nach ihm Bewusstsein.

Das wünschen sich an diesem Nachmittag alle. Oettlé aus Namibia ist überzeugt davon, dass die Politik mehr tun muss: Die soll ökologische Landwirtschaft mehr fördern als andere und die Steuern auf fair und nachhaltig Produziertes senken. Dann sind Menschen auch nicht mehr gezwungen, zwischen Preis und Planeten zu entscheiden.

Naturlandbauer Gäck sagt, dass es für ihn auch ums Zuhören und Wahrnehmen geht. Das sind für ihn Fragen wie: Höre ich Insekten bei mir auf dem Feld? Und wenn nicht, was bedeutet das für meine Umwelt? Dass die Lammsbräu immer wieder zu wissenschaftlichen Vorträgen lädt, freut ihn: "So können Landwirte noch viel besser die Zusammenhänge und die Kosten des Klimawandels verstehen".

Die Moderatorin Magdalena Nertinger stellt fest, dass ein Blick in den Supermarkt zeigt immer noch zeigt, dass die Bio-Milch und die faire Schokolade teurer ist als die Angebote des Discounters. Doch die wahren Kosten für Mensch und Planet sind in dieser Rechnung nicht mit inbegriffen. Sonst würde das Bild gewaltig kippen, so sind sich die Landwirte und die Brauerei einig.

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