Artenschutz
Es steht nicht gut um den Kiebitz: Der Vogel des Jahres 2024 ist auch im Landkreis in Gefahr
3.3.2024, 05:00 UhrEinst war der Kiebitz auf unseren Wiesen, Weiden und Äckern anzutreffen, doch längst ist der Feld- und Wiesenvogel mit seiner markanten Federhaube aus vielen Landschaften Deutschlands verschwunden. Auch im Landkreis Neumarkt ist er nur noch an wenigen Orten zu finden, das schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.
2024 trägt der Kiebitz die Krone der Vogelwelt als „Vogel des Jahres 2024“, doch gut steht es nicht um ihn. Bereits 1996 wurde der Kiebitz zum Vogel des Jahres gewählt, doch an seiner Gefährdung hat sich seitdem kaum etwas verändert. Ganz im Gegenteil, seine Lage hat sich sogar verschlechtert. Die massiven Einbrüche seiner Population sind schon seit längerem ein besorgniserregender Trend: Allein zwischen 1980 und 2016 ist seine Zahl um 90 Prozent zurückgegangen.
Auf der Roten Liste
Die Art gilt deshalb in Deutschland als stark gefährdet, 2015 wurde sie auf die internationale Rote Liste gefährdeter Vogelarten gesetzt. Auch im Landkreis Neumarkt lässt sich dieser negative Trend beobachten. Noch vor wenigen Jahrzehnten brütete der Bodenbrüter mit großen Beständen im Landkreis, heute sind nur noch wenige Brutpaare übriggeblieben.
Als Lebensraum bevorzugt der Kiebitz flache und offene Flächen mit niedrigwüchsiger und lückiger Vegetation. Ursprünglich waren dies feuchte Wiesen oder Weiden. Hier fand er auch für sich und seine Küken genügend Nahrung – Insekten, Würmer und andere Wirbellose.
Mit dem Verschwinden und Trockenlegen seines Lebensraumes siedelte der Kiebitz aber um. „Heute findet der Großteil der Kiebitzbruten auf Ackerflächen statt, wo sie Gefahr laufen, bei der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung unbeabsichtigt zerstört oder gestört zu werden“, so Leonie Martinuzzo, Biodiversitätsberaterin im Landkreis Neumarkt. Aber auch Fressfeinde und Gelegeräuber wie der Fuchs stellen ein großes Problem für den Bruterfolg dar, genauso wie Erholungssuchende und Hundehalter, die die Tiere bei der Brut aufscheuchen. „Kiebitze geben ihr Gelege auf, wenn sie mehrmals gestört werden, oder es werden erst gar keine Eier gelegt", erklärt Martinuzzo. Von diesen Störungen ist nicht nur der Kiebitz betroffen, sondern auch andere Wiesen- und Feldbrüter, wie beispielsweise Feldlerche, Wachtelkönig oder Braunkelchen.
Es mangelt im Landkreis also neben geeignetem Lebensraum vor allem an einer störungsfreien Brutzeit, um erfolgreich Nachwuchs aufziehen zu können, so Martinuzzo. Neben verschiedenen Fördermöglichkeiten für eine kiebitz-freundliche Bewirtschaftung und der Beratung von betroffenen Landwirten/innen setzt das Landratsamt Neumarkt i.d.OPf., wie bereits in den letzten beiden Jahren gemeinsam mit dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV), vor allem auf Gelegeschutz.
Nester schützen und Bruterfolg erhöhen
Ziel dabei ist es, die Nester vor der Bodenbearbeitung zu schützen und damit den Bruterfolg zu erhöhen. „Als Landwirt/in ist es kaum möglich die gut getarnten Nester vom Traktor aus zu erkennen, wir freuen uns deshalb sehr, dass wir Hand in Hand mit der Landwirtschaft arbeiten“, sagt die Biodiversitätsberaterin. Mit engagierten Landwirten/innen konnten so in den vergangen zwei Jahren bereits einige Nester gesichert und dadurch Küken beim Schlüpfen beobachtet werden. Seit diesem Jahr soll zudem durch den Einsatz einer Drohne das Aufsuchen der gut versteckten Nester erleichtert werden.
Haben Sie Kiebitze beobachten können oder sind Sie Landwirt und interessieren sich für den Schutz des Kiebitzes auf Ihren Flächen? Dann melden Sie sich bei der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Neumark: Biodiversitätsberaterin Leonie Martinuzzo (martinuzzo.leonie@landkreis-neumarkt.de, Telefon 09181 4701480).
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