Gefahren werden unterschätzt
Darum sterben in Bayern besonders viele Menschen bei der Waldarbeit
12.2.2023, 15:27 UhrBei Waldarbeiten passieren in Bayern vergleichsweise mehr Unfälle als in den anderen Bundesländern. Fast die Hälfte davon geschieht bei der gefährlichen Alleinarbeit im Privatwald. Darauf weist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten AELF in einer Pressemitteilung hin.
Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre gab es demnach etwa 2600 meldepflichtige Unfälle pro Jahr in den bayerischen Wäldern. Das seien rund 50 Prozent aller Unglücke in der Bundesrepublik Deutschland. Bei 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland und dem bayerischen Anteil von 2,5 Millionen Hektar (22 Prozent) ist der Anteil der Unfälle im Freistaat also deutlich überproportional.
Bei den tödlichen Unfällen ist die Situation noch dramatischer. 2019 verunglückten in Deutschland 36 Menschen tödlich bei Waldarbeiten, davon 24 in Bayern. 2020 waren es in Deutschland 26 und in Bayern 21, 2021 26 in Deutschland und 16 in Bayern. Die Zahlen für 2022 wurden noch nicht veröffentlicht.
Die Unfälle sind vielfältig. Angefangen beim „einfachen“ Ausrutschen, einem Stolpern bis zum plötzlichen Aufplatzen eines Stammes während der Fällung oder dem Kippen eines Schleppers lauern die Gefahren bei nahezu jeder Tätigkeit.
Gefahren werden häufig falsch eingeschätzt
Die Statistik zeigt deutlich, dass die meisten Schäden bei den direkten Fällarbeiten entstehen. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) als Berufsgenossenschaft hat ermittelt, dass 83 Prozent der meldepflichtigen und 92 Prozent der tödlichen Forstunfälle bei Holzerntearbeiten geschehen.
Die Gefahren werden häufig falsch eingeschätzt, so das AELF. Ein einfaches Rechenbeispiel lasse aber die Dimension der Gefahren erahnen. So weise ein Ast von 10 Kilogramm Gewicht beim Herabfallen aus nur 15 Meter Höhe eine Gewichtskraft von knapp 1500 Kilogramm auf.
Zum Vergleich: Ein Golf II hat ein Leergewicht von 855 Kilogramm, das zulässige Gesamtgewicht beträgt 1360 Kilogramm. "Die Auswirkungen einer solchen Kraft auf einen Menschen kann sich jeder selbst ausmalen", so das AELF.
Herabfallende Äste
Neben Mängeln bei der Fälltechnik waren es genau diese herabfallenden Äste oder Kronenteile häufig in Verbindung mit unzureichender Rückweiche, die häufig als Ursache festgestellt werden konnten.
Auch die gefährliche Alleinarbeit im Privatwald, die ein klarer Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften ist, wird mit über 40 Prozent als Ursache genannt. Bei Alleinarbeit sind die Unfallfolgen für die Betroffenen weitaus schwerer, da die Rettungskette erst sehr spät oder gar nicht sichergestellt werden konnte.
Neben der Unterstützung durch professionelle Kräfte seien die eigene Weiterbildung und die Aneignung der notwendigen Fertigkeiten der beste Weg zur Erledigung der notwendigen Arbeiten im Wald. Der Schulungsstützpunkt am AELF um Forstwirtschaftsmeister Markus Schneider bildete im Jahr 2022 rund 1000 Teilnehmer aus.
Zweitägige Motorsägen-Grundkurse für Privatwaldbesitzende
Der Klassiker des zweitägigen Motorsägen-Grundkursen für Privatwaldbesitzende war der Schwerpunkt der Fortbildungen. Aber auch zu den Themen Pflanzung, Waldpflegemaßnahmen, Zaunbau und dem Umgang mit der Seilwinde wurde geschult.
Zum Teilnehmerkreis gehörten zusätzlich die Freiwilligen Feuerwehren mit etwa 200 Teilnehmenden. Insbesondere der Umgang mit Holz unter Spannung, wie es nach Gewittern oder Stürmen auf den Straßen als Hindernis zu finden ist, wurde mittels Spannungssimulator unterrichtet.
Neben dem AELF bieten auch die Forstbetriebsgemeinschaften und Waldbesitzervereinigungen, die Bayerische Waldbauernschule, die Volkshochschule und private Anbieter Kurse an, in denen das notwendige Know-how vermittelt wird.
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