Über eine große Leidenschaft
Als Samba nach Neumarkt kam: Wenn die Trommel loslegt, explodiert Hilma Heigl de Souza vor Energie
8.8.2023, 15:00 UhrWenn sie die Trommeln hört, explodiert sie vor Energie, sagt Walter Heigl lächelnd über seine Frau Hilma. Die gebürtige Brasilianerin mit der zweiten Heimat Neumarkt ist eine begeisterte Sambista und hat vor wenigen Wochen erst beim Samba-Festival auf der großen Bühne am Schlossplatz in Coburg getanzt. Einblick in eine Leidenschaft.
Ein beeindruckender Auftritt
Hilma Heigl de Souza hat dort mit der Bamberger Gruppe „Bateria Quem é!“ getanzt. Auf Videos ist beeindruckend zu sehen, wie die Gruppe zum lauten Getrommel der Maschine auf der Bühne tanzt. Am Tag zuvor hatte der Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig einen symbolischen Stadtschlüssel an die Samba-Gruppen übergeben. Kein Wunder: Die oberfränkische Stadt feiert das größte Samba-Festival außerhalb Brasiliens.
Da kommen Gruppen aus Japan, Frankreich und England, die gesamte Stadt befindet sich für ein Wochenende im Samba-Fieber. Zu Gast war auch die Samba-Königin aus Rio de Janeiro, rund 3000 Sambistas bevölkerten die Straßen, tanzten auf mehreren Bühnen. Nur der Umzug durch die Stadt fiel kleiner aus als früher, sagt Hilma Heigl de Souza – wohl eingedenk der erst überstandenen Pandemie.
Menschen fiebern Carneval das ganze Jahr entgegen
Der Samba entstand in den Favelas von Rio de Janeiro, erzählt Hilma Heigl de Souza. Die afrikanischen Sklaven brachten ihn in die neue Welt, dort feierte er später seinen Siegeszug. In den Favelas, sagt Hilma Heigl de Souza, fiebern und arbeiten die Menschen das ganze Jahr über auf den großen Moment hin – den Carneval in Rio.
Sie selbst, erzählt sie, stammt aus dem Nordosten des Landes, aus Fortaleza, einer 2,7 Millionen-Einwohner-Stadt, die hier kaum einer kennt. Sieben Jahre Jazztanz hatte sie als Jugendliche hinter sich, als sie die Samba für sich entdeckte: Ohne Erlaubnis ihres Vaters war sie nach Rio zu ihrem Onkel gereist, um den Carneval zu erleben.
Überbordende Stimmung und Lebensfreude
Sie bekommt noch heute blitzende Augen, wenn sie davon erzählt: Die Musik, die Wägen, die Tänzerinnen mit richtig hohen High Heels, silberfarben, der Rhythmus, die überbordende Stimmung und Lebensfreude – da wusste sie, was sie wollte. Sie ist Sambista von Herzen geworden.
„Ich bin stolz, Brasilianerin zu sein“, sagt sie. Man glaubt es ihr. Um so weniger hat sie verstanden, dass über ihren Auftritt bei der Nacht der Sinne 2023 mehr als Missverständliches darüber in den "Neumarkter Nachrichten" zu lesen war. Ihr Samba-Kostüm sei so, wie es die Tradition vorschreibe, sagt sie. Das Wort „freizügig“ sei da fehl am Platz. Alles andere auch. Das habe sie schon getroffen und sie in ihrer Ehre verletzt. Was die "Neumarkter Nachrichten" zu entschuldigen bitten und bedauern.
Bereits 15 Kostüme im Schrank
Apropos Kostüm: Die werden von Saison zu Saison eigentlich weiter gegeben, sagt Hilma Heigl de Souza. Eigentlich, denn sie sind teuer. Sie aber kann sich nicht trennen – und hat bereits 15 in ihrem Schrank hängen. Typisch für die Kostüme sind die Federn, die Applikationen. Die sich aber von Auftritt zu Auftritt mehr und mehr verlieren. Beim Carneval werden jedes Jahr neue Modelle vorgestellt; es gibt den traditionellen Schnitt, der einzuhalten ist, dann aber viele Variationen.
Wenn sie gefragt wird, kommt sie, sagt Hilma Heigl de Souza. So war sie vor der Pandemie zweimal bei der Nacht der Sinne bei der Modenschau dabei, tanzte zwischen den Models über den langen Catwalk vor dem Neumarkter Rathaus. Auch sonst lässt sie keine Gelegenheit aus, um brasilianische Lebensfreude zu versprühen.
Samba im Blut und im Fuß
Da schmunzelt ihr Mann. „Zuhause kommt sie ins Wohnzimmer rein, da hat es 22 Grad – und sagt, ihr sei kalt. Wenn sie aber bei 10 Grad im Freien Samba tanzt, da friert es sie nicht.“ Er muss sich einen kleinen Rüffel gefallen lassen. Der Brasilianer, sagt Hilma Heigl de Souza, habe Samba im Blut und im Fuß. Das geht immer.
Gegangen sind sie auch. Vor einigen Jahren hat sie mit ihrem Mann Neumarkt verlassen, beide sind nach Hirschau gezogen. Dort lebt sie auch ihre zweite Seite aus, ihre Liebe zur Kunst. Sie malt, in Öl, in allen möglichen Formaten, Landschaften, Porträts. Sie hat auch Acryl oder Wasserfarben versucht, aber das liegt ihr nicht so.
Sie sehe Motive, setze sie zusammen, male sie später aus dem Kopf. Mit der VHS Sulzbach ist eine Vernissage geplant – und ihr größter Traum, sagt sie, sei eine Vernissage in Neumarkt.
Großes Ziel ist Vernissage in Neumarkt
Hier leben immer noch ihre Freunde, ihr Sohn wohnt in der Jurastadt, sie selbst ist oft und regelmäßig hier. Neumarkt, sagt sie, sei ihre Heimat. Und hier möchte sie ihre zweite Seite zeigen, die neben der Sambista, die der stillen Künstlerin, die im Malen ihre ruhigen Auszeiten sucht und findet. Interessenten könnten sich gerne melden, sagt sie, und verspricht: Die Vernissage wird eine richtig gute Party werden. Wer sich Bilder von Hilma Heigl de Souza anschauen möchte, kann dies auf Instagram unter @artistahilmaliebling
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