Als die Hubertus-Villa in der Ingolstädter Straße in Neumarkt entstand

Wolfgang Fellner

Neumarkter Nachrichten

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20.7.2023, 06:00 Uhr
Ein stolzer Bau: So sah die Sammüller-Villa (rechts) in ihren besten Jahren aus.

© Stadtarchiv Neumarkt Ein stolzer Bau: So sah die Sammüller-Villa (rechts) in ihren besten Jahren aus.

Da schlängelte sich die Bundesstraße 299 noch über den Unteren und Oberen Markt und dann über die Ingolstädter Straße entlang der Hasenheide hinunter Richtung Süden. Mit dem Bau der Umgehung leerte sich die Straße; doch sie blieb so breit, dass immer noch Panzer passieren können. Es gab auch keinen Umbau in Richtung breitere Grünstreifen. Das Asphaltband hat Bestand.

Städtebauliche Entwicklung setzte ein

Im Jahr 1868 wurde der Bau der Ortsbahn von Regensburg nach Nürnberg vom Magistrat der Stadt Neumarkt beschlossen, listet der historische Abriss der planenden Büros Landschaftsplanung Klebe und Planungsbüro Vogelsang auf. Mit Planung und Bau dieser Ortsbahn in den 1860er Jahren begann die städtebauliche Entwicklung in der Umgebung der Bahnhofstraße. Bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts war die Ingolstädter Straße weitgehend von Äckern und Wiesen gesäumt. Lediglich die alte Wasenmeisterei und zwei Stadel bildeten eine spärliche Bebauung.

Erste vorstädtische Bebauung setzte in den 1870er Jahren der „Gründerzeit-Epoche“ ein, als mit der Gastwirtschaft zum Deutschen Kaiser 1872 sowie eines bürgerlichen Wohnhauses 1873, beide gegenüber an der Kreuzung Ingolstädter-, Regensburger- und Weinberger Straße. 1874 kam dann nahe der Badstraße die Realschule dazu. Zeitgleich mit der Anlage der Bahnhofstraße entstand eine heute nicht mehr erhaltene Bebauung in Stadtnähe.

Die Hubertus-Villa wurde gebaut

1889 wurde gegenüber der Abzweigung zur Gießereistraße ein kommunales Gebäude errichtet. In den Jahren zwischen 1900 und 1914 wurden einige villenartige Wohnhäuser in der Ingolstädter Straße gebaut. 1904 entstand neben der bereits 1892 erbauten Lagerhalle mit Wohnräumen die „Hubertus-Villa“ des Bankiers Max Sammüller. Später erwarb die Stadt den Garten nebst Gartenhäuschen und nutzte das Areal, um den Friedhof zu erweitern.

Heute kein Augenschmaus: Die Hubertus-Villa mit eingeschlagenen Fensterscheiben und einem völlig überwuchertem Garten.

Heute kein Augenschmaus: Die Hubertus-Villa mit eingeschlagenen Fensterscheiben und einem völlig überwuchertem Garten. © Wolfgang Fellner

1915 wurde ein großes Warenlagerhaus nahe der Bahnlinie errichtet. 1919 beginnt der kontinuierliche Ausbau des Pfleiderer-Holzwerks. Bis 1939 ist die Bebauung an der Ingolstädter Straße nördlich der Bahnlinie weitgehend abgeschlossen. 1923 wurde die BayWa als Organisation gegründet, listen die Planungsbüros auf. Kurze Zeit später wurde deren Warenlager in der Ingolstädter Straße errichtet.

Wer kennt die Captain-Ziegler-Siedlung noch?

Nach 1945 habe das Zwangsarbeiterlager bei den Pfleiderer-Werken als Wohnraum in der stark zerstörten Stadt gedient. Mit der „Captain-Ziegler-Siedlung“ erhält diese kleine Vorstadtsiedlung sogar einen eigenen Namen. Ein Blick auf die Hausbesitzer und die Berufe der Bewohner zeigt eine soziale Gliederung der bürgerliche Kreise.

Die Hubertus-Villa, auch Villa Kunterbunt genannt: Ein historisch wertvoller Bau, der aber seit Jahren dem Verfall ausgesetzt ist.

Die Hubertus-Villa, auch Villa Kunterbunt genannt: Ein historisch wertvoller Bau, der aber seit Jahren dem Verfall ausgesetzt ist. © Wolfgang Fellner

Neben Fabrikbesitzern, Bankiers, Eisenbahnpersonal und Landwirte überwiegen die Arbeiter aus den Pfleiderer-Werken. Die Familiennamen der Bewohner zeigen allgemeine zeittypische Entwicklungen. Um 1949 sind die Namenslisten durch Zwangsarbeiter aus Rumänien, Polen oder der Ukraine und in den 1970er Jahren durch die Gastarbeiter aus Italien, Griechenland und der Türkei geprägt. Gemäß der geschichtlichen Entwicklung war der nördliche Teil der Ingolstädter Straße seit jeher durch Wohnnutzungen und gastronomische Nutzungen und der südliche
Teil, aufgrund der Nähe zur Bahntrasse, durch Gewerbe geprägt.

Geprägt von hallenartigen Gebäuden

Insbesondere im gewerblich geprägten Teil der Ingolstädter Straße ist die städtebauliche Struktur demnach durch hallenartige Gebäude geprägt.1889 wurde gegenüber der Abzweigung zur Gießereistraße ein kommunales Gebäude errichtet. In den Jahren zwischen 1900 und 1914 wurden einige villenartige Wohnhäuser in der Ingolstädter Straße gebaut. 1904 entstand neben der bereits 1892 erbauten Lagerhalle mit Wohnräumen die „Hubertus-Villa“ des Fabrikbesitzers Georg Pfaller. 1915 wurde ein großes Warenlagerhaus nahe der Bahnlinie errichtet.