Naturschützer spüren Rückenwind
Neuer Mitgliederrekord und die Ampelkoalition in Berlin: Das will der BN 2022 alles erreichen
29.12.2021, 08:00 UhrTrotz der corona-bedingten Einschränkungen, die auch für die Arbeit des BN eine Herausforderung darstellen und unter anderem viele Präsenzveranstaltungen unmöglich machten, zog BN-Landesvorsitzender Richard Mergner eine positive Bilanz für das zu Ende gehende Jahr. Unter anderem freute sich der Naturschutzverband über einen neuen Mitgliederrekord, denn 2021 wuchs er um 6000 Personen auf nunmehr 261.000 Mitglieder.
Mergner wies auch stolz darauf hin, dass der BN nahezu der einzige Naturschutzverband in Bayern war, der sich intensiv und massiv in den Bundestags-Wahlkampf eingeschaltet hatte. "Wir sind klar überparteilich, aber wir sind politisch", betonte er. Schließlich hätten die Rahmensetzungen auf Bundes- und auf europäischer Ebene unmittelbare Auswirkungen auf das Wohl und Wehe der Natur und Umwelt in Bayern.
Was die Wahl maßgeblich beeinflusst habe, sei die Hochwasser-Katastrophe in Deutschland gewesen, die alleine im Ahrtal über 150 Todesopfer und mehr als 40 Milliarden Euro Sachschaden gefordert hatte. Die Überflutungen in rund 20 bayerischen Landkreisen und Städten im Juli hätten Schäden von über 300 Millionen Euro verursacht. "Unterlassener Klimaschutz hat uns nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch massiv geschadet", bilanzierte Mergner.
Neue Ampelkoalition hat Türen geöffnet
Deshalb sei es für den BN so zentral, dass mit der neuen Ampelkoalition Türen geöffnet worden seien für einen konsequenten Klima-, Wald- und Flächenschutz. Der Landesvorsitzende richtete denn auch einen eindringlichen Appell an die bayerische Staatsregierung, keine Fundamentalopposition gegen Berlin zu betreiben und in einen positiven Wettbewerb um eine nachhaltigere Politik einzutreten.
Unter anderem will sich der Verband dafür einsetzen, dass die "Fesseln der Bürgerenergie gelöst werden" und jede Bayerin und jeder Bayer ein niedrigschwelliges Angebot bekommt, sich mit erneuerbarer Energie selbst zu versorgen beziehungsweise selbst zu investieren, zum Beispiel in Bürger-Windparks oder in Bürger-Photovoltaikanlagen. Zudem müsse im Freistaat endlich die 10H-Regel für Windkraftanlagen fallen, nach der ein Windrad mindestens das Zehnfache seiner Höhe von der nächsten Siedlung entfernt sein muss.
Weitere Schwerpunkte der Verbandsarbeit im kommenden Jahr sollen die Rettung bäuerlicher Familienbetriebe und der Kampf gegen weitere "industrielle Tierfabriken" in Bayern sein. Außerdem müsse die Ampelkoalition ernst machen mit einem Straßenbau-Moratorium, denn der BN fordert einen Stopp aller geplanten Bundesfernstraßen und Autobahnen in Bayern. Diese Politik von Asphalt und Beton sei einfach nicht klimaschutzverträglich, erklärte Richard Mergner.
Die erste Klimaschutzklage in Bayern
"Das muss auf den Prüfstand, und genau so die gesamten Staatsstraßen, die im Freistaat noch gebaut werden sollen", ergänzte der BN-Chef. Unter anderem kämpft der Naturschutzverband schon seit Jahren um eine bessere Lösung für die geplante Ortsumfahrung von Dinkelsbühl und hat deswegen die erste Klimaschutzklage gegen ein Straßenbauprojekt in Bayern eingelegt.
"Der beste Klimaschutz wäre ein Tempolimit gewesen. Dafür werden wir weiter kämpfen", sagte Mergner. Ein Tempolimit sei der Bevölkerung zuzumuten, ergänzte der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. "Es geht auch um einen kulturellen Wandel und um Lebensstil."