"Vom Halm bis ins Glas"

Nachhaltige Braugerste aus der Region: Fränkische Großbrauerei startet ungewöhnliches Projekt

19.8.2024, 11:00 Uhr
Die Brauerei Tucher will Landwirte, Landhandel, Mälzerei und Wissenschaft mit ihrem Braugerste-Projekt zusammen bringen (Symbolbild).

© Sven Hoppe/dpa/VNP Die Brauerei Tucher will Landwirte, Landhandel, Mälzerei und Wissenschaft mit ihrem Braugerste-Projekt zusammen bringen (Symbolbild).

Wasser aus brauereieigenen Brunnen, Hopfen aus der Hallertau, Hefe aus eigener Vermehrung: Bei der Brauerei Tucher kommen, wie bei vielen anderen Betrieben auch, bereits etliche Rohstoffe aus der Region ins Bier. Doch der Braugerstenanbau lässt sich nicht so einfach betriebsintern arrangieren.

"Um diesen unverzichtbaren Rohstoff nachhaltig zu gewinnen, braucht es den Kontakt zu Landwirten", sagt Gunther Butz, Technikgeschäftsführer von Tucher. "Diesen partnerschaftlich umzusetzen, setzt anspruchsvolle Kompetenz, Vernetzung zu Anbauern in der Region und das Wissen um das Thema Nachhaltigkeit voraus."

Butz wandte sich laut einer Mitteilung von Tucher deshalb an die BayWa. An eine Rundreise zu Landwirten und Kontaktaufnahme zu einer Mälzerei habe sich der Dialog mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf angeschlossen.

Damit ist Tucher nach eigenen Angaben die erste Brauerei, die nicht nur auf ein eigenes Anbauprojekt setzt, sondern eine wissenschaftliche Begleitung nach klar definierten nachhaltigen Anbauregeln aufgesetzt hat. An der Fakultät Landwirtschaft, Lebensmittel und Ernährung sind laut Tucher zwei projektbegleitende Bachelorarbeiten entstanden. Im Aufbau befinde sich ein satellitengestütztes Monitoring.

Inzwischen wächst nach Angaben von Tucher auf rund 500 Hektar die Braugerste, die zu hochwertigem Braumalz weiterverarbeitet wird und schließlich in die Tucher-Sudkessel gelangt. Damit habe sich die Anbaufläche innerhalb nur eines Jahres mehr als verdoppelt.

Tucher verfolgt fünf Kernziele

Dabei gehe es um fünf ausschlaggebende Kernziele: Der regionale Anbau in Franken soll gefördert, klimaresistente Böden als Grundlage für Braugerste geschaffen und der Humusgehalt und damit das Wassermanagement verbessert werden. Zudem würden ein verringerter Einsatz von Mineraldünger und eine Erhöhung der Biodiversität angestrebt.

"Die gesamte regionale Liefer- und Wertschöpfungskette vom Halm bis ins Glas können wir mit der aus unserem Projekt gewonnenen Braugerste nun abdecken", so Butz.

Mit der jüngsten Initiative im Bereich Braugerstenbau knüpft die Tucher-Privatbrauerei nach eigenen Angaben an ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen jenseits der Rohstoffbeschaffung an. So habe das Unternehmen beispielsweise die Verbräuche von Ressourcen wie Wasser, Strom und Energie stufenweise deutlich reduziert.

Auch Kohlensäure aus dem Gärprozess würde seit mehr als 15 Jahren zur Wiederverwertung aufgefangen. Auf dem Brauereihof sind laut Tucher nur noch emissionsarme E-Stapler im Einsatz.

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