Studie zu Wohlbefinden

Monitoring: Die Bayern gehören zu den zufriedensten Deutschen, die Gründe dafür sind vielfältig.

Claudia Urbasek

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9.11.2024, 17:18 Uhr
So schön ist es in Bayern, vor allem in Franken, wie am Schloss Gößweinstein. Grün und frische Luft tragen zum Wohlbefinden bei.

© Florian Trykowski/(c)floriantrykowski.de So schön ist es in Bayern, vor allem in Franken, wie am Schloss Gößweinstein. Grün und frische Luft tragen zum Wohlbefinden bei.

Wie zufrieden sind die Deutschen? Das untersucht jährlich das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). Zusammengefasst werden die Ergebnisse im "BiB.Monitor Wohlbefinden".

Die aktuelle Ausgabe, erschienen Ende Oktober, zeigt: Die Stimmung in Deutschland hat sich gegenüber dem pandemiegeprägten Jahr 2021 verbessert. War die allgemeine Lebenszufriedenheit Anfang 2021 mit 6,7 Punkten sehr niedrig, stieg sie zwischenzeitlich auf 7,2 Punkte an (auf einer Skala von 0 bis 10). Zum Zeitpunkt der aktuellsten Daten Ende des Jahres 2022 sank die Lebenszufriedenheit wieder auf 6,9 Punkte, vermutlich vor dem Hintergrund der befürchteten Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der steigenden Inflation.

Starke regionale Unterschiede

Im Fokus der Ausgabe 2024 des BiB.Monitors Wohlbefinden stehen regionale Unterschiede auf der Ebene von Bundesländern, Gemeinden, Stadt und Land bis hin zur direkten Wohnumgebung. Es zeigt sich, dass die allgemeine Lebenszufriedenheit sich zwischen den Regionen teilweise stark unterscheidet.

Das subjektive Wohlbefinden litt unter der Pandemie. Jetzt geht es wieder aufwärts.

Das subjektive Wohlbefinden litt unter der Pandemie. Jetzt geht es wieder aufwärts. © Screenshot / Urbasek/BiB

Wer in Bayern lebt, ist offenbar häufig insgesamt sehr zufrieden: Denn die Lebenszufriedenheit der Erwachsenen im jungen und mittleren Alter (18 bis 49 Jahre) ist im Süden des Landes mit durchschnittlich 7,0 Punkten etwas höher ausgeprägt als in den anderen Regionen Nord, West und Ost mit jeweils 6,9 Punkten.

Im Norden ist man unzufrieden

Wird die Verteilung des Wohlbefindens genauer betrachtet, so zeigt sich: Die Anteile der wenig Zufriedenen fallen mit jeweils 33 Prozent im Norden und Osten Deutschlands am höchsten aus, während der Anteil im Süden am niedrigsten ist (29 Prozent). "In diesen Werten spiegeln sich etwa die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse der jeweiligen Regionen wider, wenn auch die Unterschiede in der durchschnittlichen Lebenszufriedenheit zwischen den Großregionen nur gering sind", ordnet BiB-Direktorin Prof. C. Katharina Spieß die Zahlen ein.

Bemerkenswert sei, dass die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bei Erwachsenen im jüngeren und mittleren Alter weniger ausgeprägt seien als bei älteren Bevölkerungsgruppen. "Ein Grund für die geringen Ost-West-Unterschiede in den betrachteten jüngeren Altersgruppen könnte sein, dass sich die Regionen ökonomisch angenähert haben und sich die Situation in Ostdeutschland heute besser darstellt als noch in den 1990er und 2000er Jahren", so Spieß.

Auch im Osten kann man glücklich sein

Die neuen Analysen verdeutlichen gleichzeitig, dass Unterschiede in der Lebenszufriedenheit nicht per se mit Ost-West- oder Stadt-Land-Schablonen abgebildet werden können. So finden sich beispielsweise in ländlichen Räumen in Ostdeutschland sowohl Regionen mit sehr hoher als auch mit sehr niedriger Lebenszufriedenheit.

In der Studie werden weitere Parameter angelegt. Unterteilt man die Regionen in den sogenannten sozioökonomischen Deprivationsindex (GISD) zeigt sich folgendes: In Regionen etwa mit niedrigem Einkommen, hoher Arbeitslosenquote und geringen Steuereinnahmen ist die Lebenszufriedenheit tendenziell geringer. Dies trifft insbesondere auf die ostdeutschen Bundesländer und das Saarland zu. Die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg sowie Hamburg und Hessen sind die Regionen mit der geringsten sozioökonomischen Benachteiligung.

Besonders wichtig ist für das Wohlbefinden das Grün: Betrachtet man die kleinräumliche Verteilung von Umweltfaktoren wie Luftqualität und Grünflächen, so wird deutlich, dass das Wohlbefinden der Menschen in Großstädten mit diesen zusammenhängt. Wo hohe Feinstaubbelastungen herrschen, sind die Menschen unzufriedener. Bei einer Überschreitung des WHO-Richtwerts ab 10 μg/m³ ist der Anteil der wenig Zufriedenen deutlich höher (33 %) und der Anteil der sehr Zufriedenen niedriger (14 %).

Bewohner in Metropolen mit einem hohen Grünanteil liegt der Anteil der sehr Zufriedenen bei 17 Prozent, während in weniger begrünten Gebieten dieser Anteil nur bei 13 Prozent liegt. "Grünflächen bieten Raum für Erholung, soziale Interaktionen und sportliche Aktivitäten. Menschen, die hier leben, berichten über ein höheres subjektives Wohlbefinden", erklärt Co-Autorin Anna Daelen vom BiB.

Der BiB.Monitor Wohlbefinden nimmt gezielt die Verteilung des Wohlbefindens in der Bevölkerung in den Blick. Er untersucht systematisch die Ungleichheiten in der Zufriedenheit verschiedener Bevölkerungsgruppen und welche Faktoren sie beeinflussen beziehungsweise mit ihnen zusammenhängen.

Der Monitor untersucht einmal jährlich die Lebenszufriedenheit und das subjektive Wohlbefinden der Menschen in Deutschland auf Grundlage von Daten des Familiendemografischen Panels (FReDA). Insgesamt werden bei FReDA über 30.000 Personen im Alter von 18 bis 49 Jahren in ganz Deutschland befragt. Ergänzt werden die Analysen durch Ergebnisse auf Basis von SHARE-Daten, welche die Bevölkerung ab 50 Jahren abbilden. Der BiB.Monitor untersucht nicht nur das durchschnittliche Wohlbefinden, sondern analysiert auch die Wohlbefindensverteilung von wenig bis sehr zufrieden.

Der BiB Monitor Wohlbefinden zeigt, in Süddeutschland sind die Menschen tendenziell sehr zufrieden.

Der BiB Monitor Wohlbefinden zeigt, in Süddeutschland sind die Menschen tendenziell sehr zufrieden. © Screenshot / Urbasek/BiB

Und welchen Zweck hat das Ganze: Die Ergebnisse geben Hinweise, wie Politik das Wohlbefinden der Bevölkerung und damit den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand verbessern könnte und für welche Bevölkerungsgruppen besonderer Handlungsbedarf besteht.

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