Fränkische Legende
Mit dem Speer zum Sieg: Olympiasieger Klaus Wolfermann aus Altdorf stirbt mit 78 Jahren
18.12.2024, 18:51 UhrDer deutsche Sport trauert um Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann. Der Franke ist in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 78 Jahren gestorben, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Wolfermann ist eine Legende: Schon sein Vater war Turner, womit Klaus Wolfermann ebenfalls seine Karriere begann. Danach spielte er beim TV Altdorf Handball. "Da habe ich gemerkt, dass ich einen sehr saftigen Wurf habe", erinnerte er sich in einem Gespräch mit unserer Redaktion im Sommer 2024. Schon seine Schlagbälle flogen über hundert Meter weit, sein erster Speer über 40 Meter. Er trifft die richtigen Trainer und arbeitet hart an sich. 1968 darf er erstmals zu Olympia, nach Mexiko-Stadt. Dort scheitert er in der Vorrunde. Doch nur wenige Jahre später, bei den Sommerspielen 1972 in München, vollbringt er Großes. Er triumphiert - mit zwei Zentimetern Vorsprung - vor seinem großen lettischen Rivalen Janis Lusis. "Der kleine Riese mit dem goldenen Arm" nannte man den nur 1,76 Meter großen Leichtathleten oft.
Wolfermann schleuderte den Speer an diesem Tag im fünften Versuch auf 90,48 Meter hinaus. Nach dem Wettkampf ging er achselzuckend auf Lusis zu, der zuvor als Seriensieger für die Sowjetunion geglänzt hatte. "Sorry, es tut mir leid, dass ich gewonnen habe", habe er zu ihm gesagt: "Da hat er gesagt: Macht nix, ich habe ja in Mexiko schon gewonnen." Der Tod von Lusis im April 2020 traf Wolfermann hart: Der einstige Rivale war längst ein Freund geworden.
Gelernter Werkzeugmacher turnte erst
Zwei Tage nach jenem Sonntag von München verübte eine palästinensische Terrororganisation ihren mörderischen Anschlag auf das israelische Sportler-Team. Unter den elf getöteten Geiseln war auch der Gewichtheber Josef Romano, mit dem Wolfermann vor den Spielen noch trainiert hatte. "Da war ich natürlich geschockt", erinnerte sich Wolfermann vor einigen Jahren. "Man hatte nicht nur Bedenken, sondern schon Angst."
Für Wolfermann ging der Erfolg nach Olympia weiter: Der gelernte Werkzeugmacher vom SV Gendorf übertraf im Mai 1973 in Leverkusen mit 94,08 Metern seine olympische Bestmarke. Ein neuer Rekord, der fast vier Jahre Bestand hatte.
Zwischen 1969 und 1974 war er sechsmal nacheinander deutscher Meister. Olympia 1976 verpasste er wegen einer Armverletzung. Das Speerwerfen war zwei Jahre später passé. Doch Wolfermann blieb dem Sport treu - als Bobfahrer. Auch beruflich fing Wolfermann immer wieder neu an: Erst ist er Werkzeugmacher, dann Sportlehrer, nach seinen Erfolgen wird er Marketing- und PR-Chef bei Puma. 2001 gründet er dann mit seiner Frau eine eigene Vermarktungsagentur.
Wolfermann war Deutschlands Sportler des Jahres 1972 und 1973 und engagierte sich sozial: "Für mich ist es wichtig, anderen Menschen, denen es schlechter geht, hilfreich zur Seite zu stehen", sagte er im Juli dieses Jahres.
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