Bis zu 8000 Prozent teurer
Kostenexplosion auf Weihnachtsmärkten: Warum Musik manchen Städten Probleme macht
12.10.2023, 05:50 UhrVon Gebührenerhöhungen um 2000 oder gar 8000 Prozent in diesem Jahr ist die Rede: Das bereits seit 2011 geltende Tarifmodell der Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) für die Musik bei öffentlichen Veranstaltungen könnte für viele Märkte in diesem Jahr zum Problem werden – oft ist dieses jedoch hausgemacht.
Das System läuft folgendermaßen: Jedes Mal, wenn ein Weihnachtslied auf einem öffentlichen Markt gespielt wird, werden Gema-Abgaben fällig. Je größer der Weihnachtsmarkt und je höher die Besucherzahl, desto höher fallen auch die Gema-Gebühren aus. Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs zählt hier die Größe der gesamten Fläche der Veranstaltung, nicht nur dem Teil, der mit Musik beschallt wird. Und das ist schon seit zwölf Jahren so.
Und in puncto Flächenangaben wurde offenbar in der Vergangenheit hier und da geschummelt, sagt Ursula Goebel, Direktorin der Kommunikation bei der Gema. Man habe nachgemessen und dabei sei herausgekommen, dass manche Angaben nicht der Realität entsprächen. „Einmal waren gemeldete 300 Quadratmeter eigentlich 3600 Quadratmeter. Und damit sind die Gebühren natürlich um das Zehnfache gestiegen“, erklärt Goebel gegenüber unserem Verlag. Kritiker bemängeln die mangelnde Kommunikation über die Tatsache, dass die Gema jetzt bei den Flächen genauer hinschaut.
Wie trifft dieser Umstand die Märkte in Franken und der Oberpfalz? Wir haben nachgehakt.
Kostenexplosion in Nürnberg
Man sei "aus allen Wolken gefallen", sagte Marco von Dobschütz-Dietl, Leiter des Nürnberger Marktamtes in einem Interview. Musikgebühren für den diesjährigen Christkindlesmarkt, welcher am 1. Dezember beginnt, liegen voraussichtlich bei über 29.000 Euro - bisher waren es 1500 Euro. Verzichten wolle man auf Musik deshalb aber trotzdem nicht.
Aufatmen im Nürnberger Land
Der Markt in Röthenbach werde vermutlich nicht teurer, es bleibe bei rund 2500 Euro Gema-Gebühren, sagt Christine Janker vom Kulturamt auf Anfrage des VNP. Auf dem kleinen Markt Ottensoos setze man auch auf viele gebührenfreie Lieder, weshalb die Kosten sich auf schmale 25 Euro belaufen werden und noch besser ist es beim Laufer Kunigundenfest: Hier werden die Kosten voraussichtlich sogar niedriger sein als in den Jahren zuvor. Warum, lesen Sie in unserem exklusiven Hintergrundartikel auf NN.de.
Auch Erlangen zahlt deutlich mehr
Für die Waldweihnacht am Erlanger Schloßplatz zahlte die Stadt im Jahr 2019 rund 4000 Euro an die Gema, heuer könnten es etwa 16.000 Euro sein. Laut Pressesprecher Christofer Zwanzig sucht die Stadt derzeit nach Lösungen, wie man mit der Situation umgeht.
8000 Prozent Kostensteigerung in Bayreuth
Noch extremer ist die Situation in Bayreuth, wo die Stadt eine Kostensteigerung um knapp 8000 Prozent erwartet. 494 Euro Gema-Gebühren zahlte sie beim letzten regulären Weihnachtsmarkt vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019, jetzt würden laut einer Pressemitteilung 39.868 Euro fällig. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) kündigte an, dass der Christkindlesmarkt in Bayreuth wohl nicht mehr so wie bisher durchgeführt werden könne, wenn die Gema am derzeitigen Tarifmodell festhält.
Sorge in Regensburg
Auch den Verantwortlichen in Regensburg bereiten die Gema-Gebühren Bauchschmerzen. Für das Bühnenprogramm erhöhten sich die Gebühren auf über 14.000 Euro. Allein der zwanzigminütige Auftritt der Flötengruppe einer Musikschule würde jetzt über 600 Euro kosten, erklärt Stadtsprecherin Juliane von Roenne-Styra. "Sollte es zu keinen Änderungen der Gebühren kommen, kann das bewährte Bühnenprogramm aus finanziellen Gründen nicht mehr durchgeführt werden", heißt es weiter.
Bamberg nicht betroffen
Beim Bamberger Weihnachtsmarkt gibt es lediglich zur Eröffnung des Marktes Musik. Dabei werden nur traditionelle und Gema-freie Weihnachtslieder gespielt, alle anderen musikalischen Darbietungen seien auf dem Weihnachtsmarkt untersagt, sagt Bambergs Pressesprecher Sebastian Martin auf Nachfrage unserer Redaktion.