Denkmalschutz hat Bedenken
Wirbel um Alte Gerberei in Ornbau: CSU-Urgestein geht auf Distanz zum Bürgermeister
13.12.2024, 15:00 UhrEin kleines Städtchen verursacht großen politischen Wirbel. Ornbaus Bürgermeister Marco Meier (FW) möchte unbedingt, dass ein Investor seine Pläne für die historische Gerber-Mühle am Altmühlufer ohne Einschränkungen durch Denkmalschützer umsetzen kann. Sein Stadtrat unterstützt ihn, hat sogar eine "Resolution" verabschiedet, für die jetzt Unterschriften gesammelt werden. Doch einer der Angeschriebenen geht auf deutliche Distanz zu Meier: der Merkendorfer Altbürgermeister, Kreis- und Bezirksrat Hans Popp.
"Grundsätzlich begrüße ich, wie sicherlich jeder Regionalpolitiker, Infrastrukturinvestitionen in unseren Städten und Gemeinden, da derartige Projekte immer der gesamten Region dienen", schreibt Popp in einer Presseerklärung. Das gelte auch für die Sanierung der Gerber-Mühle in der Stadt Ornbau.
Jedoch, so CSU-Urgestein Popp weiter: "Irgendwie kann ich mich leider nicht des Eindrucks erwehren, dass mein Kollege Marco Meier hier Sachlichkeit und mögliche Wahlkampfambitionen miteinander vermischt." Das könne der Sache nicht dienlich sein.
Schon Ende August habe ihm Meier von dem Fall berichtet. Damals "habe ich Marco Meier dringend empfohlen, den Stimmkreisabgeordneten MdL Helmut Schnotz und MdL Wolfgang Hauber für ein Gespräch beim Landesamt für Denkmalpflege einzubinden". Denn: Nur dort könne diese Problematik gelöst werden: "Nicht im Landratsamt und schon gar nicht mit Unterschriftenlisten."
Das Landratsamt könne nicht einfach Ablehnungen oder Vorgaben des Landesamtes für Denkmalpflege oder der höheren Denkmalschutzbehörde ignorieren, schreibt Popp. Und ergänzt, dass er seinen Parteifreund, den Landtagsabgeordneten Schnotz, wenige Tage später informiert habe, "dass Marco Meier diesbezüglich auf ihn zukommen wird. Die Einbindung der Abgeordneten ist wohl bislang leider nicht erfolgt beziehungsweise erfolgt erst jetzt".
Als langjähriger Bürgermeister kenne er die Komplexität von Gebäudesanierungen im Bereich des Denkmal- und Ensembleschutzes. Bei "seinen" ehemaligen Projekten wie dem Steingruberhaus "mussten immer Kompromisse gefunden werden, deren fachliche Richtigkeit einem oft erst im Nachhinein bewusst werden", so Popp, der 18 Jahre lang auf dem Chefsessel im Merkendorfer Rathaus saß.
Stets gelte es nämlich, "städtebauliche, denkmalpflegerische und Förderaspekte aus Mitteln der Städtebauförderung, des Landesamtes für Denkmalpflege und möglicher anderer Fördergeber in die Überlegungen einzubeziehen". Bei Missachtung behördlicher Vorgaben gefährde man nämlich "Fördermittel für das Projekt oder gar weitere Vorhaben in der Stadt".
Zudem spielten bei Privatinvestitionen wie der in Ornbau "häufig auch steuerliche Überlegungen in Form von Sonderabschreibungen eine nicht unwesentliche Rolle. Da es dabei um hohe Beträge an Steuergeldern geht, hat der Gesetzgeber bewusst und auch zurecht Fachleute und Mechanismen eingesetzt, welche diesen Aufgabenstellungen Rechnung tragen. Das sollte man nicht vergessen", mahnt Popp.
Er bitte daher den "Herrn Kollegen Meier, lösungsorientierte Gespräche – gegebenenfalls unter Begleitung und Moderation der regionalen Abgeordneten – mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Städtebauförderung bei der Regierung von Mittelfranken zu suchen". Dabei gelte es, offen für Alternativen zu sein: "Sture Festlegungen und Konfrontationen helfen nicht weiter."
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