Badewarnung wegen Cyanobakterien

„Verbrauchertäuschung“: Politiker fordert Maßnahmen gegen Blaualgen am Altmühlsee

30.8.2024, 15:00 Uhr
Aktuell besteht für die Strände am Altmühlsee und am Kleinen Brombachsee eine Badewarnung. Der SPD-Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl mahnt dringend Verbesserungen an - zum Schutz von Mensch und Tier.

© Judith Horn/Jens Hartmann Aktuell besteht für die Strände am Altmühlsee und am Kleinen Brombachsee eine Badewarnung. Der SPD-Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl mahnt dringend Verbesserungen an - zum Schutz von Mensch und Tier.

Sommerliche Temperaturen, aber keine Abkühlung am Altmühlsee und am Kleinen Brombachsee. Seit Wochen trüben Blaualgen den Wasserspaß: Badewarnungen und -verbote des Landratsamts Weißenburg-Gunzenhausen wechseln sich ab.

Dabei meldete die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach erst vor Kurzem, dass bei einer Beprobung durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit rund 98 Prozent der Gewässer im Freistaat hinsichtlich ihrer hygienischen Qualität als "ausgezeichnet" oder "gut" eingestuft wurden. Die Behörde bewertete auch die Badegewässerqualität im Altmühlsee als "ausgezeichnet". Der Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl (SPD) wunderte sich darüber und wollte von der Staatsministerin wissen, wie dies zusammenhängt (wir berichteten). Nun hat Gerlach geantwortet.

Auch den Badestellen am Altmühlsee bescheinigt die Behörde eine ausgezeichnete hygienische Qualität

Die Vorgaben für die Einstufung der Wasserqualität von Badegewässern beruhe auf der EU-Badegewässerrichtlinie beziehungsweise der bayerischen Badegewässerverordnung, teilt das Gesundheitsministerium mit. "Für diese hygienisch-mikrobiologische Qualitätseinstufung werden die Ergebnisse der Untersuchung auf die Indikatorbakterien Escherichia coli und intestinale Enterokokken über einen Zeitraum von vier Badesaisons betrachtet und bewertet." Diese Einstufung sage aus, dass der hygienische Zustand dieser Badegewässer mindestens über die letzten vier Badesaisons sehr stabil war, heißt es weiter.

Unabhängig von der jährlichen Qualitätseinstufung würden auch die einzelnen Ergebnisse der Wasseruntersuchungen auf die Indikatorbakterien Escherichia coli und intestinale Enterokokken betrachtet. In seltenen Fällen müssten in Bayern durch die zuständigen Gesundheitsämter aufgrund akuter hygienisch-mikrobiologischer Belastungen, etwa vorübergehende Verunreinigungen durch Wasservögel, Badeverbote verhängt werden, lässt die Staatsministerin mitteilen. Diese könnten nach Normalisierung der Werte wieder aufgehoben werden.

Die Qualitätseinstufung "ausgezeichnet" beziehe sich auf die hygienisch-mikrobiologische Qualität. Auch an den Badestellen am Altmühlsee hätten die bisherigen fünf Untersuchungen der laufenden Saison diese ausgezeichnete hygienische Qualität bestätigt.

Für den SPD-Politiker ist die "ausgezeichnete Qualität" bei gleichzeitigem Badeverbot eine "Verbrauchertäuschung"

Unabhängig von dieser Einstufung gemäß EU-Badegewässerrichtlinie seien manche Gewässer in Bayern jedoch anfällig für Massenvermehrungen von Cyanobakterien, also Blaualgen. Der Altmühlsee zähle dazu, schreibt die Staatsministerin.

Cyanobakterien gehörten zur normalen Flora von Gewässern. Nur in manchen Gewässern komme es unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel hoher Nährstoffgehalt und hohe Temperaturen, zu Massenvermehrungen dieser Organismen, die mit Gesundheitsrisiken verbunden sein können. Daher bestehe am Altmühlsee – trotz unauffälliger Ergebnisse hinsichtlich Fäkalindikatorbakterien, also hygienisch sehr guter Qualität – aufgrund der Cyanobakterien-Massenvermehrung zeitweise ein Badeverbot oder eine -warnung.

Für Harry Scheuenstuhl ist die von der Ministerin bescheinigte "ausgezeichnete" Badegewässerqualität zusammen mit dem in regelmäßigen Abständen auftretenden Badeverbot eine Art "Verbrauchertäuschung", erklärt der SPD-Landtagsabgeordnete nun in einer Pressemitteilung.

Er fordert die Aufnahme der Blaualgen in die regelmäßige Qualitätseinstufung der EU-Badegewässer. "Wie Frau Ministerin Gerlach uns jetzt bestätigt hat, vermehren sich die Blaualgen am Altmühlsee unter bestimmten Bedingungen wie einem hohen Nährstoffgehalt und gleichzeitig hohen Temperaturen sprung- und massenhaft." Für ihn sei es daher von höchster Bedeutung, dass die Sicherheit der Badegäste umfassend und ganzjährig garantiert sei.

Für die Qualitätseinstufung werden aktuell nur die beschriebenen Indikatorbakterien in wiederkehrenden Abständen geprüft. Deshalb fordert Scheuenstuhl, dass künftig die Prüfung auf Cyanobakterien als fester Bestandteil in den Datensatz der regelmäßigen Beprobung der Gewässerqualität an EU-Badestellen aufgenommen wird. "Wir schulden es unseren Bürgerinnen und Bürgern, jeden Aspekt der Wasserqualität zu überwachen und sicherzustellen, dass die notwendigen Maßnahmen getroffen werden, um ihre Gesundheit zu schützen. Daher werden wir im Landtag einen entsprechenden Antrag einbringen."

Scheuenstuhl betont, dass die Aufnahme dieser Tests in die Regularien der EU-Badegewässerrichtlinie beziehungsweise der bayerischen Badegewässerverordnung dazu beitragen würde, frühzeitig auf gesundheitliche Risiken durch Blaualgen zu reagieren und gleichzeitig den Schutz der Badegäste zu erhöhen. "Insgesamt bedarf es neben dieser regulatorischen Änderung unbedingt der Reduktion von Nährstoffeinträgen durch strengere Regelungen und die Förderung nachhaltiger Landwirtschaft um den See herum."

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