Treuchtlinger BRK-Seniorenzentrum ist bezugsbereit
25.3.2019, 06:04 UhrDie Euphorie über das neue „Seniorenquartier zwischen Kurpark, Therme und Stadtmitte“ war Bürgermeister Werner Baum und Rotkreuz-Geschäftsführer Rainer Braun anzumerken, als sie den künftigen Heimbewohnern und Wohnungsbesitzern den Neubau vorstellten. Er sei „ein Platz für ältere Mitbürger mitten in der Gesellschaft“ und „ein Vorzeigeprojekt für ganz Bayern“, wie der Rathauschef betonte.
Das Zentrum schlage im Landkreis „ein neues Kapitel in Sachen seniorengerechtes Wohnen auf“ und setze „zukunftsweisende Maßstäbe in Sachen Barrierefreiheit und Unterstützung der Pflegekräfte“, ergänzte Landratsstellvertreter Robert Westphal. Unter dem Motto „ambulant vor stationär“ leiste das neue Quartier vieles, was künftig für ein selbstbestimmtes und individuelles Leben im Alter nötig sei.
Nur knapp anderthalb Jahre hat es gedauert, das hufeisenförmige Hauptgebäude mit den 60 stationären und 30 ambulanten Pflegeplätzen sowie die drei viergeschossigen Wohntürme mit 42 barrierefreien „Servicewohnungen hoch über den Dächern der Stadt“ hochzuziehen. Letztere sind noch im Rohbau und noch nicht alle Einheiten verkauft, ins Haupthaus zieht aber zum 1. April Leben ein. Neben den Bewohnern werden unter dessen Dach künftig 105 Mitarbeiter tätig sein oder von dort in den Einsatz gehen, darunter 44 Pflegefach- und 22 Pflegehilfskräfte, zehn Betreuer, 24 Angestellte in der Hauswirtschaft sowie fünf in der Verwaltung – insgesamt knapp ein Fünftel der Gesamtbelegschaft des Rotkreuz-Kreisverbands Südfranken.
Dieser – neben Pflegedienstleister und Betreiber von „Essen auf Rädern“, Fahrdienst und Schulverpflegung übrigens der größte Rettungsdienst in Bayern – bringt mit dem Seniorenzentrum bereits einige Erfahrung mit nach Treuchtlingen. In Heideck betreibt er seit 2014 ein ähnliches Pflegeheim, dessen bisherige Chefin Marion Rupprecht nun die Einrichtungsleitung in der Altmühlstadt übernimmt. Hier fungiert das Rote Kreuz allerdings nicht nur als Betreiber, sondern auch als Miteigentümer.
Familiäre Kleingruppen
Gewohnt wird im Pflegeheim in vier Hausgemeinschaften á 15 Personen sowie sechs exklusiven Penthouse-Wohnungen. Jede Hausgemeinschaft hat ihre eigene Küche, je zwei Gruppen werden von einem Pflegeteam betreut, das mit möglichst wenig Personalwechsel auch einen persönlichen Bezug zu den Bewohnern aufbauen soll. Hochmodern ist die Haustechnik mit elektronischer Licht- und Rollosteuerung sowie Bettverlass-Sensoren für sturzgefährdete Senioren.
In der Tagespflege mit Therapiebereich geht es laut deren Leiterin Heide Paul darum, die Senioren „zu motivieren und aktivieren“, soziale Kontakte zu erhalten, einen gemeinsamen Alltag zu gestalten und die Angehörigen zu entlasten. Von 7.30 bis 16.30 Uhr können hier flexible Aufenthaltszeiten gebucht werden, es gibt einen Fahrdienst und auch noch einige freie Plätze.
Der stationäre Bereich ist dagegen bereits komplett ausgebucht. 50 Bewohner des bisherigen städtischen Alten- und Pflegeheims in der Wettelsheimer Straße ziehen ab dem 1. April hierher um, zehn weitere kommen von außerhalb. Nur sechs Senioren aus dem Vorgänger-Haus wechseln nicht zum Roten Kreuz, sondern in Nachbareinrichtungen, etwa in Dietfurt oder Pappenheim. Dies hat Rainer Braun und Bürgermeister Baum zufolge eher persönliche als finanzielle Gründe – zumindest habe sich niemand an Stadt oder Rotes Kreuz gewandt, weil er sich den Umzug nicht leisten könne.
Die bisherige Gemeindeschwesternstation wird laut Braun durch den ambulanten Pflegedienst des Roten Kreuzes in ihrer Tradition weitergeführt. Sie soll künftig täglich elf Pflege- und drei Hauswirtschafts-Touren für insgesamt rund 200 Kunden übernehmen. Auch hier hat Heide Paul die Leitung.
Arzt und Apotheke im Haus
Ebenfalls im Haupthaus untergebracht sind eine Arztpraxis und die „Apotheke an der Altmühltherme“. In die Praxis zieht der Treuchtlinger Hausarzt Dr. Peter Löw ein, die Apotheke mit acht bis neun Angestellten betreibt Gesa Bayerköhler, Inhaberin der Mühlbach-Apotheke in Markt Berolzheim und der Hahnenkamm-Apotheke in Heidenheim.
Dem nun fast abgeschlossenen Neubau gingen gut drei Jahre Planungszeit voraus. Nicht bei allen Entscheidungsträgern in der Stadt stießen Standort und Architektur auf Gegenliebe, und erst recht nicht die damit einhergehende Schließung des städtischen Pflegeheims. Die jetzige Lösung scheint aber die meisten Kritiker zu versöhnen – immerhin ist sie laut Projektentwickler Helmut Stranzinger von der Firma SH-Projekte „das modernste Pflegeheim, das wir bislang betreut haben“.
In dieses hat der Rotkreuz-Kreisverband laut dessen Vorsitzenden Wolf-Dieter Ueberrück rund 20 Millionen Euro gesteckt. Bis auf die unvorhergesehene Pfahlgründung im weichen Altmühl-Schwemmland habe es beim Bau keine Probleme oder Mehrkosten gegeben. Das freute am Ende auch die mehreren Dutzend Miteigentümer – (künftige) Senioren wie Anleger.
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