Ritual im Luftsportverein

Junger Treuchtlinger schaffte die Flugprüfung - und bekam dann Schläge auf den Hintern

4.9.2024, 18:58 Uhr
Glückwünsche zum ersten Alleinflug gab es für Adam Renner von den Vereinsmitgliedern per Handschlag auf den Allerwertesten.

© Robert Renner Glückwünsche zum ersten Alleinflug gab es für Adam Renner von den Vereinsmitgliedern per Handschlag auf den Allerwertesten.

Gut zwei Wochen lang war der Luftsportverein Treuchtlingen-Pappenheim bei seinem Sommerfluglager am Flugplatz Bubenheim aktiv. Und es hat sich, wie der Verein mitteilt, gelohnt. Jakob Glas hat seine Segelflug-Luftfahrerscheinprüfung absolviert. Adam Renner schaffte den Alleinflug im Segelflug. Und ihr Fluglehrer Marius Bickel setzte auf seine Segelfluglizenzen noch eine drauf: Er hat nun auch den Motorflugschein.

Die bisherige Flugsaison war eher bescheiden verlaufen, vor allem das Wetter spielte nicht mit. Lange war das Fluggelände im Frühjahr nicht nutzbar, weil die Altmühlwiesen zu nass waren. Dann regnete es oft, oder der Wind passte nicht. "Oftmals hatten wir Ostwind, sodass Windenstarts nicht machbar waren. Und für den Streckenflug ergaben sich kaum entsprechende Wetterlagen", blickt Vorsitzender Robert Renner zurück.

Das schlechte Wetter bremste die Flieger aus

Sogar das Pingstfluglager im österreichischen Feldkirchen war teilweise vom Wetterpech verfolgt. Trotzdem ergaben sich in Kärnten ein paar schöne Flüge, unter anderem über dem Ossiacher See und nach Vrsar in Kroatien.

Doch das Sommerfluglager brachte nun das passende Wetter mit. Gut vorbereitet stieg Jakob Glas in die ASK 21, hinter ihm nahm Prüfer Michael Hofmann Platz. Jakob zeigte ihm, was er in gut dreieinhalb Jahren bei den Fluglehrern Marius Bickel, Jochen Herzner und Karl-Heinz Meidinger gelernt hat. Nach einem F-Schlepp und drei Windenstarts war Hofmann zufrieden und gratulierte zur bestandenen Prüfung.

Jakob Glas (Mitte) bestand die Luftfahrerscheinprüfung für Segelflieger. Prüfer Michael Hofmann gratulierte ihm ebenso wie Ausbildungsleiter Jochen Herzner, Fluglehrer Marius Bickel und sein Opa Rudi Renner, der Werkstattleiter des Vereins (von rechts).

Jakob Glas (Mitte) bestand die Luftfahrerscheinprüfung für Segelflieger. Prüfer Michael Hofmann gratulierte ihm ebenso wie Ausbildungsleiter Jochen Herzner, Fluglehrer Marius Bickel und sein Opa Rudi Renner, der Werkstattleiter des Vereins (von rechts). © Robert Renner

Jakob Glas hatte im Sommer 2020 mit dem Segelfliegen begonnen und im Juni 2021 seinen ersten Alleinflug absolviert. Danach hieß es für den jungen Treuchtlinger, bei Soloflügen und mit Fluglehrern Erfahrung zu sammeln und auch Überlandflüge zu unternehmen. Jetzt hat der 18-Jährige den Luftfahrerschein für Segelflieger in der Tasche.

Toller Blick aufs südliche Mittelfranken

Den ersten Alleinflug, die sogenannte A-Prüfung für Segelflieger, hatte wenige Tage zuvor Adam Renner absolviert. Er hat im Sommer 2023 mit dem Fliegen begonnen, jetzt durfte er erstmals ohne Begleitung eines Fluglehrers den Doppelsitzer steuern. Der 16-Jährige meisterte die Aufgabe mit Bravour, erreichte ordentliche Schlepphöhen und konnte sogar für ein paar Minuten die Ruhe und den tollen Blick auf das südliche Mittelfranken genießen.

Nach der dritten perfekten Alleinlandung gratulierten ihm seine Fluglehrer Bickel und Herzner. Dann kam der härteste Teil der Prüfung. Nach alter Segelflieger-Sitte erhielt der Weißenburger zunächst einen mit Brennnesseln garnierten Blumenstrauß, danach musste er sich über den Flügel der ASK 21 legen. Seine Fliegerfreunde gratulierten ihm jeweils mit einem kräftigen Handschlag auf den Allerwertesten. Angeblich soll so das fürs Segelfliegen besonders wichtige und in dieser Körperregion beheimatete Thermikgefühl besser aktiviert werden.

Die Freiwillige Feuerwehr Treuchtlingen half mit ihrer Drehleiter beim Auswechseln des in die Jahre gekommenen Windsacks am Bubenheimer Flugplatz.

Die Freiwillige Feuerwehr Treuchtlingen half mit ihrer Drehleiter beim Auswechseln des in die Jahre gekommenen Windsacks am Bubenheimer Flugplatz. © Robert Renner

Nur ein paar Tage später schwang sich Segelfluglehrer Marius Bickel hinter den Steuerknüppel des vereinseigenen Motorflugzeuges. Auf dem hatte er etliche Stunden alleine und mit Christoph Ehle, dem Motorflug-Ausbildungsleiter des Vereins, geübt, um den Motorflugschein zu erwerben. Der Treuchtlinger meisterte die Prüfungsaufgaben und ist nun stolzer Besitzer einer Motorfluglizenz.

Während des Fluglagers musste zudem der Windsack am Flugzeughangar erneuert werden. Das Windanzeigegerät aus Stoff hatte über die Jahre unter Wind, Regen, Sonne und UV-Strahlung gelitten. Die Freiwillige Feuerwehr Treuchtlingen half beim Austausch. Vom Drehleiterkorb aus ließ sich der Windsack bequem und sicher auswechseln.

Motorflugzeug wurde nach Tschechien verkauft

Außerdem hatte der Verein die Mitarbeiter der Sparkasse Mittelfranken-Süd zu Gast. Sie hatten Ihren Betriebsausflug zum Flugplatz Bubenheim unternommen und flogen eifrig mit – im Motorflugzeug genauso wie im Segelflieger, im Ultraleicht und auf dem Trike von Rudi Beringer.

Es war die letzte größere Aktion, bei der die Robin DR 400/180 R des Vereins zum Einsatz kam. Wenige Tage später wurde das viersitzige Motorflugzeug an den Aeroklub Jihlava in der Tschechischen Republik verkauft. Es war den Luftsportlern seit 2005 ein treuer Begleiter. Sie waren damit am Großglockner, in Kroatien, in Italien und der Tschechischen Republik, aber auch an der Ost- und der Nordsee. "Doch im vergangenen Winter entschlossen wir uns, eine besser ausgestattete Robin DR 400/180 Regent zu kaufen", erzählt Vorsitzender Renner.

Das viersitzige Motorflugzeug des Luftsportvereins wird zum Start nach Tschechien bereit gemacht. Es wurde an den Aeroklub Jihlava verkauft.

Das viersitzige Motorflugzeug des Luftsportvereins wird zum Start nach Tschechien bereit gemacht. Es wurde an den Aeroklub Jihlava verkauft. © Robert Renner

Zwischenzeitlich hat sie einen neuen Motor erhalten und soll nun noch für das Schleppen von Segelflugzeugen ausgerüstet werden. "Dann ist unser Flugzeugpark nach Jahren des Umbaus vorerst einmal auf einem recht ordentlichen Stand", freut sich Renner mit seinen Fliegerfreunden.

Sie hoffen nun auf einen schönen Herbst, der ihnen gerne noch eindrucksvolle Flugerlebnisse bieten darf.

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