Nach Bau in Wassertrüdingen

Hesselbergbahn fährt bald zwischen Wassertrüdingen - Gunzenhausen: Das müssen Fahrgäste dazu wissen

Marianne Natalis

Altmühl-Bote

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9.12.2024, 15:00 Uhr
Nun ist es so weit: Die in der Region lange angestrebte Reaktivierung der Hesselbergbahn wird Realität. Ab Sonntag, 15. Dezember, verkehren wieder Züge von und nach Wassertrüdingen. Wo die RB 62 überall hält, ist auf dieser Karte zu sehen.

© Grafik: BEG/Bayerische Eisenbahngesellschaft Nun ist es so weit: Die in der Region lange angestrebte Reaktivierung der Hesselbergbahn wird Realität. Ab Sonntag, 15. Dezember, verkehren wieder Züge von und nach Wassertrüdingen. Wo die RB 62 überall hält, ist auf dieser Karte zu sehen.

Viele Jahre haben sich Menschen und Politiker in der Region für die Reaktivierung der Hesselbergbahn starkgemacht, nun wird ihr großer Wunsch wahr: Ab Sonntag, 15. Dezember, rollen wieder regelmäßig Personenzüge zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen.

Betreiber des Regionalverkehrs auf der gut 14 Kilometer langen Strecke wird die BayernBahn Infra, wie aus einer Pressemitteilung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) hervorgeht. Es handelt sich um die einzige Reaktivierung im Schienenpersonalnahverkehr in Deutschland in diesem Jahr.

Vier neue Haltestellen für die Hesselbergbahn wurden gebaut

Vier neue, barrierefreie Stationen wurden dazu in Unterwurmbach, Cronheim, Unterschwaningen und Wassertrüdingen errichtet. Die Inbetriebnahme wird am Samstag, 14. Dezember, mit einem großen Fest in Wassertrüdingen gefeiert, dazu wird Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) erwartet.

Bedient wird die Strecke durch die Linie RB 62 Pleinfeld – Gunzenhausen, die nach Wassertrüdingen verlängert wird. DB Regio setzt auf der Linie moderne Dieseltriebzüge der Baureihe 648 ein. Die BEG hat täglich von frühmorgens bis spätabends (der erste Zug fährt in Wassertrüdingen um 5.32 ab, der letzte um 23.11 Uhr) einen Stundentakt bestellt, heißt es in der Mitteilung weiter. Dieser kann demnach aber noch nicht auf der gesamten Linie umgesetzt werden. Denn der Kreuzungsbahnhof in Langlau wird voraussichtlich erst im Frühjahr 2025 fertig.

In den Bau der Umsteigeanlage am Bahnhof Wassertrüdingen, so der offizielle Titel, beträgt die Gesamtinvestition 900.000 Euro. Mit rund 640.000 Euro kann die Stadt Wassertrüdingen als Bauherr an Fördermittel rechnen. Entstehen werden fünf Bushaltestellen und 36 P+R-Parkplätze.

In den Bau der Umsteigeanlage am Bahnhof Wassertrüdingen, so der offizielle Titel, beträgt die Gesamtinvestition 900.000 Euro. Mit rund 640.000 Euro kann die Stadt Wassertrüdingen als Bauherr an Fördermittel rechnen. Entstehen werden fünf Bushaltestellen und 36 P+R-Parkplätze. © Peter Tippl

Bis zum 13. April greift daher ein Ersatzkonzept: Auf der Teilstrecke Wassertrüdingen – Gunzenhausen fährt die RB 62 im Stundentakt, mit Anschluss zu den Zügen Richtung Ansbach und zweistündlich Richtung Treuchtlingen. Auf der Teilstrecke Gunzenhausen – Pleinfeld fährt die RB 62 alle zwei Stunden, mit Anschluss an die Züge von/nach Nürnberg in Pleinfeld.

In den Stunden dazwischen wird zwischen Gunzenhausen und Pleinfeld Schienenersatzverkehr mit Bussen angeboten. Allerdings erreichen die Züge aus Richtung Wassertrüdingen die Busse, die auf die Anschlüsse nach Nürnberg ausgerichtet sind, nicht. Mit Blick auf den Schüler- und Pendlerverkehr fahren montags bis freitags morgens und mittags zusätzliche Züge, sodass zu diesen Zeiten der Schüler- und Pendlerverkehr vollständig auf der Schiene abgewickelt werden kann.

Die Reaktivierung der Nördlichen Hesselbergbahn macht Fahrplanänderungen auf der Strecke Nürnberg – Treuchtlingen erforderlich, um in Pleinfeld einen Anschluss an die RB 62 Pleinfeld – Gunzenhausen – Wassertrüdingen herzustellen. Durch kleinere Anpassungen im Fahrplan fahren die Züge zwischen Treuchtlingen und Nürnberg im morgendlichen Berufsverkehr künftig annähernd im Halbstundentakt. Neu ist, dass der RE 60 in den meisten Fällen in Mühlstetten hält. Dadurch wird diese Station zu den Hauptverkehrszeiten alle halbe Stunde bedient. Montags bis freitags wird der erste RE 16 Augsburg – Nürnberg des Tages beschleunigt, die Fahrtzeit reduziert sich um 25 Minuten.

Ursprünglich ein Teil der 566 Kilometer langen "Ludwig-Süd-Nord-Bahn"

1849 wurde das knapp 15 Kilometer lange Teilstück der "Ludwig-Süd-Nord-Bahn" von Gunzenhausen nach Wassertrüdingen eröffnet. Nach insgesamt neunjähriger Bauzeit waren die beiden mittelfränkischen Städte damit ab 1853 direkt bis nach Lindau im Süden und Richtung Norden bis nach Hof angebunden.

Die 566 Kilometer lange Bahnstrecke wurde zwischen 1844 und 1853 gebaut und führte vom südlichsten Zipfel Bayerns in Lindau über Kempten, Augsburg, Nürnberg, Bamberg und Kulmbach ganz in den Norden des Königreichs nach Hof. König Ludwig I. erhoffte sich die Anbindung möglichst vieler bedeutender Städte des bayerischen Königreichs an eine neue Verkehrsachse Schweiz – Mitteldeutschland und damit die Teilhabe am industriellen Aufschwung in West- und Mitteleuropa. Daher macht die Trasse auch einen Schlenker über die Reichsstadt Nördlingen, das Ries und Gunzenhausen.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts verlor die "Ludwig-Süd-Nord-Bahn" ihre Bedeutung, der Abstieg begann 1906 mit der Einweihung der Bahnstrecke zwischen Donauwörth und Treuchtlingen. 1985 wurde der Personennahverkehr auf der Hesselbergbahn endgültig eingestellt, lediglich Güterzüge rollten noch über die Gleise. 1999 pachtete die BEG die Strecke, vor sieben Jahren ging sie laut Pressestelle der Gesellschaft in ihr Eigentum über.

Bereits Anfang der 2000er-Jahre wurden erste Wünsche laut, die stillgelegte Bahnstrecke zu reaktivieren. Eine Nachfrageprognose ermittelte 2014 ein ausreichendes Nachfragepotenzial, somit war ein wichtiges Reaktivierungskriterium erfüllt. Innenminister Joachim Herrmann gab daraufhin bekannt, dass die Bahnlinie zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen wiederbelebt werden soll, zeigt ein Flyer der BEG die Geschichte der Bahnstrecke auf. Bis es so weit war, gingen allerdings noch einmal zehn Jahre ins Land.

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