Mit "bunter Vielfalt" attraktiv bleiben

Handelsverband Gunzenhausen: Neuen Vorsitzenden setzen auf Regionalität

6.6.2021, 07:09 Uhr
Handelsverband Gunzenhausen: Neuen Vorsitzenden setzen auf Regionalität

© Foto: Marianne Natalis

Der Gunzenhäuser Ortsverband des Handelsverbands Bayern ist laut Baron gut aufgestellt, sicher jedes zweite Geschäft ist in dem Verband organisiert. Auf den ganzen Landkreis gesehen kommen 52 Prozent der Mitglieder aus Gunzenhausen. Das neue Führungsteam führt dies nicht zuletzt auf die gute Arbeit ihrer Vorgänger Erika Gruber und Harald Braun zurück, die "viel bewegt haben", so Baron, Inhaberin von Desirée-Moden.


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Ob allerdings alle Geschäfte – Mitglieder oder nicht – unbeschadet aus der Pandemie kommen, das sei noch lange nicht abzusehen. Da gebe es noch viele Rechnungen zu bezahlen, weiß Baron. Schätzungen besagen, dass wohl ein Drittel der Handelsgeschäfte aufgeben wird, fügt Schulte-Eckel von der S-Kultur an. Beide wissen um die Herausforderungen, vor denen der Handel steht, und wollen möglichst allen Mitgliedern gerecht werden.

Der Innenstadt "entfremdet"

Eine Folge des monatelangen Lockdowns ist laut Baron, dass sich die Menschen von der Innenstadt "entfremdet" haben. Corona habe den Trend zum Online-Handel noch einmal beschleunigt. Hier brauche der Handel und auch die Gastronomie nun Hilfe von der Kommune, um das Zentrum wieder zu beleben. Andererseits gebe es aber auch viele Kunden, die das "haptische" Erleben vermisst hätten, die nun froh seien, wieder in die Geschäfte zu können, berichtet Schulte-Eckel.


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Mit Blick auf eine mögliche vierte Welle im Herbst wünschen sich die beiden Einzelhändlerinnen klare Ansagen der Politik. Auf keinen Fall wollen sie noch einmal so ein Regelwirrwarr erleben. Da habe keiner mehr durchgeblickt, weiß Schulte-Eckel. Für beide stellt sich auch ganz klar die Frage, ob eine Schließung von Einzelhandel und Gastronomie tatsächlich dazu beitrage, die Pandemie einzudämmen. Schließlich gebe es klare Konzepte und gerade die kleinen Läden könnten die Abstandsregeln gut einhalten. Dass die Discounter mit ihren Non-Food-Bereichen im Lockdown bis zu 30 Prozent ihres (guten) Geschäfts gemacht haben, habe die Mitglieder des Handelsverbands schon frustriert.

Engpässe bei Lieferungen

Problematisch für die Einzelhändler sind die aktuellen Lieferengpässe. Viele Läden warten dringend auf Ware, die in Übersee festsitzt. Grund ist der Mangel an Containern, die nach Worten von Schulte-Eckel oft zwei- bis dreimal überbucht seien. Und darüber hinaus hat sich der Mietpreis pro Container von um die 1200 auf bis zu 15.000 Euro mehr als verzehnfacht.


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Hat es die georderte Ware dann doch bis Rotterdam geschafft, dann komme sie dort nicht "auf die Straße beziehungsweise Schiene". Teilweise seien auch ganze Kollektionen ausgefallen, erläutert Baron, weil die Herstellerfirmen viel vorsichtiger agiert hätten.

Der Handel ist der "soziale Raum" der Städte, sagt Baron. In Gunzenhausen zeichnet sich dieser durch eine "bunte Vielfalt" aus, es gebe viele Branchen und zwar weit über den Marktplatz hinaus. Auch in den B- und C-Lagen gebe es viele spannende kleine Läden. Dieser "Kleinstadtmix" müsse unbedingt erhalten werden.

Für die Zukunft setzen Baron und Schulte-Eckel auf drei Säulen: Nachhaltigkeit, Regionalität und Erreichbarkeit. Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit werde von den Kunden immer mehr gefordert, auch das ein Trend, den die Pandemie sicher verstärkt habe. Viele Menschen würden lieber ein "wertiges" Produkt als drei billige erwerben, sie "kaufen wesentlich bewusster", ist die Erfahrung von Schulte-Eckel.

Wunsch nach Fairtrade-Town

Dass Gunzenhausen Fairtrade-Town werden könnte, findet sie "mega", das sei ein Superprojekt. Um dieses und ähnliche Initiativen voranzubringen, wünschen sich Baron und Schulte-Eckel weiterhin einen sehr engen Austausch mit der Politik und der Verwaltung. Dass der bereits gut funktioniert, hat sich in der Pandemie gezeigt. Die 14-tägigen Treffen zwischen Einzelhandel, Bürgermeister und Verwaltung seien wirklich "nicht selbstverständlich" gewesen. Schulte-Eckel spricht von einem "tollen Angebot".

Handelsverband Gunzenhausen: Neuen Vorsitzenden setzen auf Regionalität

© Foto: Stadt Gunzenhausen

Die Altmühlstadt lebt von dem Zusammenspiel von Handel, Gastronomie sowie touristischen und kulturellen Angeboten. Die Samstagskonzerte auf dem Marktplatz beispielsweise seien ein richtiges Zugpferd, und auch der Wochenmarkt bringt viele Menschen in die Stadt. Verbesserungsmöglichkeiten sehen die Einzelhändlerinnen hier etwa bei der Mobilität, es brauche mehr Angebote wie den Rufbus, um die Menschen aus dem Umland nach Gunzenhausen zu bringen. Gleiches gilt für Fahrradabstellplätze und Ladesäulen, hier sei die Altmühlstadt aber bereits auf einem guten Weg.

Gutes Flächenmanagement

Ohne den stationären Handel, betonen die beiden engagierten Einzelhändlerinnen, verlieren die Innenstädte ihre Attraktivität. Bei allem, was die Politik entscheidet, sollte deshalb immer auch die Frage nach den Auswirkungen für die Innenstadt eine wichtige Rolle spielen. Und es brauche zudem ein gutes Flächenmanagement sowie einen Blick dafür, welche Branche im Angebot noch fehle; Baron und Schulte-Eckel denken da beispielsweise an einen Unverpackt-Laden.

Nun aber freuen sich Baron und Schulte-Eckel erst einmal auf einen "tollen Sommer mit einer hoffentlich belebten Stadt".

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