Lesung
Roman aus dem Landkreis Fürth: Wer war "Heiner"?
2.11.2021, 11:00 Uhr
"Heiner" ist da. Fritz Stieglers neuer Roman, der im Münchner Volk Verlag erschienen ist, hat sich auf den Weg in die Buchhandlungen gemacht. Der aktuelle Papiermangel, der nicht zuletzt aus der Holzkrise resultiert, hatte für ein paar Tage Startverzögerung gesorgt. Für den 59-jährigen Autor aus Gonnersdorf war es ein langer Weg, bis er jetzt sein Buch in den Händen hielt. Gut fünf Jahre schrieb er insgesamt an der Geschichte von "Heiner".
Erzählt wird von einem Mann, der schon in jungen Jahren ziemlich genau weiß, wie sein Leben verlaufen wird. Er ist Knecht, mittellos und ohne Aussicht, daran je etwas ändern zu können. In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gibt es für ihn keine realistische Chance, seine Träume zu verwirklichen. Als er endlich eine Möglichkeit sieht, Bauer zu werden, greift Heiner entschlossen zu – obwohl er dafür Anna, die Frau, der sein Herz gehört, aufgeben muss.
"Als Kind hab’ ich den Heiner jeden Tag gesehen", erinnert sich Fritz Stiegler, "er war unser Nachbar und hatte immer den Schalk in sich drin." Liebevoll, mit lakonischem Humor und einem Witz, der an Karl Valentin erinnert, zeichnet der Schriftsteller, der als Haselnussbauer in Gonnersdorf lebt, den Lebensweg von Heiner nach und öffnet damit zugleich aus dessen Perspektive den Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts. "Für Heiner ist nicht alles optimal gelaufen, aber er war ein Original und der erste Grüne im Dorf. Er hat nicht geduldet, dass was gespritzt wird."
Stieglers Buch wird aus mehreren Quellen gespeist ("Man kann am besten darüber schreiben, was man kennt"), zu denen nicht zuletzt die Forschungen von Robert Hollenbacher zu den Pogromen in Wilhermsdorf zählen. Den Auslöser, Heiner überhaupt in den Mittelpunkt eines Romans zu stellen, gab der Fund von einem Bündel Originalbriefe, die beim Umbau des Nachbarhauses entdeckt wurden. Gerichtet sind sie an Frauen: "Das sind Heiratsanträge. Aber keine Liebesbriefe", betonte Stiegler jetzt vor einem kleinen Kreis von Freunden und Bekannten.
Sachliche Brautwerbung
Völlig sachlich ging Heiner das offensichtlich mühselige Geschäft der Brautwerbung an und versandte quasi Bewerbungsschreiben für sich selbst als Ehemann an Frauen, die er längst nicht alle persönlich kannte. In feinster Sütterlinschrift listete er seine Vorzüge auf und verhehlte nicht, dass er bereits "zwei Liebesverhältnisse unterhalten hatte", die er aber wieder aufgehoben habe. Den christlichen Glauben nehme er selbstverständlich ernst: "Ich bemühe mich, in den Himmel zu kommen."
Stiegler machte klar, dass bei dieser ersten Präsentation seines neuen Buchs "alle da sind, die mich beim Schreiben in irgendeiner Form weitergebracht haben". Stilecht las er unter freiem Himmel in der familieneigenen Haselnussplantage, während Sternekoch Martin Grimmer die Besucher und Besucherinnen mit handlichen Köstlichkeiten verwöhnte. Aus München kam Verleger Michael Volk. Er sagte: "Der Roman ,Heiner‘ steht bei uns mit auf der Pole-Position." Auch dabei war Lektorin Marion Voigt aus Zirndorf.
Es sei, betonte Stiegler nachdrücklich, nicht möglich, neben allen anderen Aufgaben einen Roman zu schreiben, wenn "die Familie das nicht immer unterstützt". Eine Reihe der Anwesenden bei der ersten Lesung sei freilich auf ganz besondere Weise mit seinem neuen Buch verbunden: "Der ein oder andere wird sich vielleicht in einer Figur wiederentdecken . . ." In besonderem Maße gelte das für Maria Stützer aus Adelmannssitz. "Sie ist meine Anna", verriet der Autor. Nachdem er die 81-Jährige bei den Dreharbeiten für Peter Ponnaths Telefilm "Mademoiselle Marie" kennengelernt hatte, sei ihm schnell klar gewesen, dass ihre liebenswürdige Art genau zu seiner Buchfigur passt.
Auf seinem neuen Roman basiert auch das Musical "Heiner", für das Stiegler die Texte geschrieben hat. Die Uraufführung durch die Cadolzburger Burgfestspiele wird – nach coronabedingten Verschiebungen – im Sommer 2022 auf die Bühne kommen.
Zuvor steht aber erst einmal die offizielle Vorstellung des Romans auf dem Programm, und zwar am 5. November um 19.30 Uhr in der Kirche St. Otto in Cadolzburg.
"Heiner": Roman von Fritz Stiegler, erschienen im Volk Verlag München, ISBN 978-3-86222-401-2.
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