Neuberechnung der Elektrifizierung
Franken-Sachsen-Magistrale: Wird Deutschlands schmutzigste Bahnstrecke doch noch modernisiert?
29.9.2023, 11:33 UhrBis zum Jahr 2040 soll der Dieselbetrieb auf bayerischen Bahnlinien beendet sein. Tatsache ist allerdings auch, dass auf gut der Hälfte der rund 6000 Schienenkilometer im Freistaat nach wie vor nur Züge mit Dieselmotor fahren können, weil die Oberleitung fehlt. Dazu gehört vor allem die Zugstrecke zwischen Nürnberg, Marktredwitz und Schirnding, auch bekannt als "Franken-Sachsen-Magistrale". Die Elektrifizierung steht seit Jahrzehnten im so genannten vordringlichen Bedarf der jeweiligen Bundesverkehrswegepläne.
Jetzt gibt es Hoffnung, dass Schwung in die Sache kommt und eine von Europas größten Diesel-Inseln verschwindet. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat einen Beschluss gefasst, der die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der Ausbauplanungen für die Bahnstrecke schafft, was von den grünen Bundestagsabgeordneten Lisa Badum aus Oberfranken und Dr. Paula Piechotta aus Sachsen als gemeinsamer Erfolg der Ampel-Regierung gefeiert wird.
Neuberechnung der Wirtschaftlichkeit
Demnach soll das Bundesministerium für Verkehr bis Ende März 2024 eine Neuberechnung der Wirtschaftlichkeit für die Elektrifizierung der Ausbaustrecke Nürnberg-Marktredwitz-Hof/Grenze D/CZ-Cheb anstrengen. Vor allem soll dabei ein CO2-Preis von 670 Euro statt bisher 150 Euro pro Tonne angelegt und ein Bericht zur unverzüglichen Planung und Ausbau vorlgelegt werden.
Grundlage dafür ist eine neue Methodik zur Berechnung des Nutzen-Kosten-Faktors, die neben der voraussichtlichen wirtschaftlichen Nutzung der Bahnstrecke auch das Einsparpotenzial an CO2-Emissionen berücksichtigt. Damit könnte der Gesamtnutzen deutlich steigen.
Die Elektrifizierung mache "die schmutzigste Bahnstecke Deutschlands" sauber, beschleunige den Bahnverkehr in der Region und sei nicht zuletzt ein wichtiger Beitrag zur Deutschen Einheit auf der Schiene sowie für einen schnelleren Güterverkehr von der Küste bis nach Tschechien, so die Grünen-Politikerinnen. Auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) betonte in den letzten Monaten wiederholt, dass der Ausbau der Franken-Sachsen-Magistrale eine Bedeutung habe, "die weit über Bayern hinausgeht."
Bereits seit Mitte der 1990er Jahre besteht ein Staatsvertrag mit Tschechien zum durchgängigen Ausbau der Strecke Nürnberg - Prag, den die Nachbarn bis zur bayerischen Grenze längst umgesetzt haben. Die Vorplanungen für den Ausbau auf bayerischer Seite durch die Deutsche Bahn sind auch bereits seit Anfang 2021 abgeschlossen.
Fehlende Wirtschaftlichkeit
Doch neue Berechnungen ergaben laut Bundesverkehrsministerium, dass der Kosten-Nutzen-Faktor nur noch bei 0,6 und nicht wie zuvor angenommen über dem nötigen Mindestwert von 1,0 liegt. Entsprechend fehle die Wirtschaftlichkeit für das Vorhaben, für das bislang 1,2 Milliarden Euro veranschlagt wurden.
Seit die Zahlen in der Welt sind, hagelt es von den betroffenen Kommunen, Landes- und Bundespolitikern Resolutionen und Offene Briefe an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), damit der Ausbau doch noch stattfindet.
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