Seltener Anblick: ein ausgewachsener weiblicher Wolf (Symbolbild).
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Seltener Anblick: ein ausgewachsener weiblicher Wolf (Symbolbild).

Begegnungen eher möglich

Wölfe im Kreis Forchheim: Warum die scheuen Tiere aktuell besonders aktiv sind

Im neuen Jahr gibt es bereits frische Nachweise von Wölfen. Schon 2024 lebten in Oberfranken an der Grenze zur Oberpfalz zwei Wolfsrudel in den Territorien "Kitschenrain" und "Veldensteiner Forst". Im selben Jahr wurden 32 gesicherte Wolfsnachweise, allesamt in den Landkreisen Bayreuth, Hof und Wunsiedel erfasst. Im Januar 2025 kamen nun zwei Nachweise aus dem Landkreis Forchheim hinzu. Nachweise ergeben sich in der Regel aus genetischen Analysen, etwa von Speichel- oder Losungsproben, oder aus qualitativ hochwertigen Bildern, wie die Regierung von Oberfranken mitteilt.

Ergänzend gab es zahlreiche Wolfshinweise geringerer Datenqualität, teils auch in anderen Landkreisen Oberfrankens. Aufgrund der Datengrundlage kann derzeit nur bei den beiden Rudeln im Landkreis Bayreuth von sogenannten standorttreuen Wölfen gesprochen werden. Ein Wolf, Wolfspaar oder Wolfsrudel gelten entsprechend den deutschen Monitoringstandards als standorttreu, wenn sie über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten nachgewiesen werden oder wenn ein männlicher und weiblicher Wolf gemeinsam ihr Territorium markieren oder Nachwuchs belegt ist. Nichtsdestotrotz sind auch andernorts, insbesondere im Fichtelgebirge, seit Monaten Wölfe präsent.

Regierung von Oberfranken weist auf aktive Paarungszeit der Wölfe hin

Von Januar bis März sind Wölfe besonders aktiv. Denn die Paarungszeit (Ranzzeit) hat begonnen, wie die Regierung von Oberfranken in einer Pressemeldung mitteilt. Jungtiere verlassen ihr Familienrudel, um sich ein eigenes Territorium zu suchen, während die Elterntiere ihr Territorium flächendeckend nutzen und markieren. In dieser Zeit kann es zu seltenen Begegnungen zwischen Mensch und Wolf kommen, die jedoch nicht vorhersehbar sind.

Wölfe sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und meiden Menschen in der Regel. Dennoch kann es in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft vereinzelt und auch tagsüber zu Sichtungen in Siedlungsnähe kommen. Unerfahrene Jungtiere können neugierig sein und erst die Situation einschätzen, bevor sie sich zurückzuziehen. Dem Spaziergang durch den Wald steht der Wolf jedoch nicht im Weg. Seit der Wiederkehr der Wölfe wurde in Deutschland kein Angriff von einem Wolf auf einen Menschen verzeichnet.

So soll man sich bei einer Begegnung mit einem Wolf verhalten

Wölfe reagieren beim Anblick von Menschen vorsichtig, ergreifen aber nicht immer sofort die Flucht. Für den Fall einer Begegnung mit einem Wolf ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und sich langsam zurückzuziehen. Bei lautem Sprechen, Klatschen und Gestikulieren weicht der Wolf erfahrungsgemäß zurück. Hunde sollten insbesondere während der Ranzzeit von Januar bis Ende März an der Leine geführt und bei Sichtung eines Wolfs eng beim Menschen gehalten werden.

Ein Wolfsrudel beansprucht im Durchschnitt ein Territorium von etwa 250 km² – zum Vergleich: Der Landkreis Wunsiedel ist beispielsweise gut 600 km² groß. Innerhalb dieses Gebietes legt ein Wolf täglich 20 bis 30 km zurück. Auf der Suche nach einem neuen Territorium können Wölfe jedoch auch Distanzen von bis zu 80 km pro Tag zurücklegen. Neue Territorien können benachbart zum Elternterritorium entstehen, häufig wandern Wölfe aber auch weit ab, in andere Landkreise, Bundesländer oder sogar Länder, um sich dort niederzulassen. Ein Familienrudel besteht aus etwa fünf bis zehn Tieren. Durch das Abwandern der Jungtiere bleibt die Rudelgröße konstant, wenn zwischen Ende April und Anfang Mai in der Regel vier bis sechs Welpen zur Welt kommen.

2024 gab es zwei Angriffe auf Nutztiere in Oberfranken

Wölfe ernähren sich in Mitteleuropa überwiegend von Rehen, Hirschen und Wildschweinen. Der Anteil an Nutztieren in der Nahrung liegt in Deutschland im Schnitt unter zwei Prozent. Ein Wolfsriss ist jedoch für jeden Tierhalter ein einschneidendes Erlebnis. Im Jahr 2024 kam es in Oberfranken zu zwei Übergriffen auf Nutztiere, beide im Landkreis Wunsiedel. Dabei kamen zehn Schafe ums Leben; in beiden Fällen war kein ausreichender Herdenschutz vorhanden.

Weidetierhaltende können eine bis zu hundertprozentige Förderung des Herdenschutzes erhalten. Voraussetzung ist, dass ihre Weideflächen im Umkreis standorttreuer Wölfe oder eines durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) bestätigten Nutztierrisses liegen. Fragen zum Herdenschutz beantwortet das ÄELF Bayreuth-Münchberg unter der Telefonnummer 0921/591-0.

Nur aufgrund von Wolfsnachweisen, die dem LfU vorliegen, können Gebiete der Herdenschutzförderung festgelegt werden. Hinweise zu Wölfen sollten daher gemeldet werden: an die Fachstelle "Große Beutegreifer" am LfU unter der Telefonnummer 09281/ 1800-4640, erreichbar montags bis sonntags von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr, oder per E-Mail an fachstelle-gb@lfu.bayern.de.

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