Hohe Auszeichnung

Wässerwiesen bei Forchheim sind jetzt immaterielles Kulturerbe der Unesco – "gelebte Nachhaltigkeit"

vnp

6.12.2023, 12:43 Uhr
Einzigartige Weise der Wiesenwässerung beim Kirchehrenbacher Nadelwehr mit Alfons Postler. Die sogenannten Nadeln sind speziell für das Stauwehr gefertigte Bretter mit Griff, eine alte Bewässerungstechnik.

© Anestis Aslanidis, NN Einzigartige Weise der Wiesenwässerung beim Kirchehrenbacher Nadelwehr mit Alfons Postler. Die sogenannten Nadeln sind speziell für das Stauwehr gefertigte Bretter mit Griff, eine alte Bewässerungstechnik.

Die Wässerwiesen bei Forchheim sind jetzt immaterielles Kulturerbe der Unesco. Die hohe Auszeichnung wurde am 5. Dezember bekanntgegeben. Es ist das erste ökologische Kulturerbe dieser Art in Deutschland. Einer, der in der Region besonders dafür gearbeitet hat, dass die Wässerwiesen immaterielles Kulturerbe werden, ist Johannes Mohr. Der Biologe, zuletzt im Landratsamt für die Ökologische Kreisentwicklung zuständig, hat mehr als 30 Jahre für die gemeinsame europäische Bewerbung gekämpft und jetzt auch den Lohn dafür eingefahren.

„Wir freuen uns, dass unser Vorstandsmitglied mit seinem langjährigen Einsatz als Teil des Projektes für den Schutz der Wässerwiesen einen bedeutenden Meilenstein erreicht hat“, sagte Markus Dietz, Sprecher der Forchheimer Grünen Liste (FGL), dem Ortsverband der Bündnis90/Grünen, für die Mohr auch im Stadtrat sitzt. Ins gleiche Horn stieß Lisa Badum, Grünen-Bundestagsabgeordnete für Forchheim und Bamberg sowie Mitglied des Klimaausschusses im Bundestag: „Ich danke dem Spiritus Rector dieses Projekts, Johannes Mohr, der Jahrzehnte für den Landkreis Forchheim genau für diesen Tag gearbeitet hat und gratuliere ihm zu diesem großartigen Erfolg."

Insgesamt sieben Orte mit traditioneller Wiesenbewässerung in Europa ausgezeichnet

Mohr hatte jahrzehntelang für das Projekt bei Landwirten vor Ort, den Gemeinden, dem Landkreis und dem Naturschutz geworben. „Es sind genau solche gemeinsamen Anstrengungen, die unsere Region nach vorne bringen und unsere wunderbare Landschaft bewahren“, sagte Lisa Badum lobend. Insgesamt wurden sieben Orte mit traditioneller Wiesenbewässerung in Europa durch die Unesco-Vollversammlung zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Neben Forchheim sind dies Orte aus Italien, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Belgien, und den Niederlanden.

„Großer Dank gebührt in besonderem Maß den Wässernden und Landwirten Markus Galster aus Gosberg sowie Karin Endres aus Serlbach, die diese besondere Bewässerungstechnik insbesondere im Stadtgebiet von Generation zu Generation weitergeben und lebendig halten. So kommen die Interessen der Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und des Naturschutzes erfolgreich zusammen“, freuen sich Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein, Bauamtsleiter René Franz und Mohr unisono.

Umweltminister Glauber: "Wässerwiesen sind gelebte Nachhaltigkeit"

Und Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber, der aus Pinzberg stammt und mit den Wässerwiesen aufgewachsen ist, findet: "Die Entscheidung ist eine großartige Nachricht für unsere Region. Unsere Heimat erstrahlt damit in weltweitem Glanz. Die Unesco dokumentiert, wie wichtig diese Form der nachhaltigen Bewässerung ist. Unsere Wässerwiesen sind weit mehr als ein Relikt aus dem Mittelalter, sie sind gelebte Nachhaltigkeit." In Deutschland ist diese Form der Bewässerung unter anderem auch entlang der Flüsse Rednitz, Regnitz und Wiesent in Franken sowie im Gebiet der Queich in Rheinland-Pfalz bis heute lebendig.

Die jahrhundertealte landwirtschaftliche Kulturtechnik, die sich auch im Landkreis Forchheim zwischen Forchheim, Gosberg und Kirchehrenbach betrieben wird, vereint jahrhundertealte Tradition der Landwirtschaft mit dem Erhalt der Kulturlandschaften. Wässerwiesen dienen als Lebensraum für zahlreiche Tiere, Pflanzen und sind für die Region ökologisch ganz wichtig. Gleichwohl sind sie immer bedroht durch Flächenerschließungen und Bebauungen. "Dabei ist ihr Nutzen für Forchheim durch die Schwammwirkung zur Regenrückhaltung und als Wasserspeicher von unschätzbarem Wert“, erklärte Dietz.

Der Nutzen der traditionellen Bewässerung sind gerade in Zeiten des Klimawandels gefragter denn je. Die Wässerwiesen binden in erheblichem Maß Kohlenstoff und dienen somit dem Klimaschutz der Stadt Forchheim, freut sich Julia Schrade, Wassermanagerin der Stadt Forchheim und ehemalige Projektmanagerin des Wässerwiesenprojekts im Landkreis Forchheim. Denn auch klimatisch profitiert die Stadt immens von den mehr als 200 Hektar bewässerten Flächen auf dem Stadtgebiet und die Trinkwasserversorgung der Stadtwerke Forchheim werde durch die Grundwasserneubildung erheblich unterstützt.

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