Schon wieder eine Schließung

Restaurant mit Weinbar "Wine Not" in Forchheims Innenstadt schließt: Das sind die Hintergründe

Udo Güldner

4.1.2023, 18:56 Uhr
Nach nur 14 Monaten ist das griechische Restaurant mit Weinbar "Wine Not" in Forchheim schon wieder Geschichte. Wir haben mit dem Gastronomen Ioannis Papagiannis (38) aus Heroldsbach über die Hintergründe gesprochen.

© Athina Tsimplostefanaki Nach nur 14 Monaten ist das griechische Restaurant mit Weinbar "Wine Not" in Forchheim schon wieder Geschichte. Wir haben mit dem Gastronomen Ioannis Papagiannis (38) aus Heroldsbach über die Hintergründe gesprochen.

Kein Black Angus Cheeseburger mehr, keine Scampi vom Grill, und auch keine Linguine mit Lachs. Das "Wine Not" in Forchheim schließt nach 14 Monaten für immer. Nun steht das Gebäude der "Blauen Glocke" in der Hauptstraße 8 erst einmal wieder leer.

Papagiannis wirkt ruhig, abgeklärt, fast schon etwas erleichtert. Dabei ist er gerade dabei, seinen Lebenstraum abzuwickeln. Bis zum letzten Tag hatte er, den alle nur "Jannis" rufen, rund um die Uhr zu tun. Einkaufen, vorbereiten, kochen, bedienen, saubermachen, abrechnen... Das "Wine Not" war eine One-Man-Show. Hinter Papagiannis stand keine vielköpfige Familie, wie bei griechischen Restaurants üblich. Das war auf die Dauer nicht durchzuhalten, körperlich und psychisch. "Es hört auch nachts nicht auf. Die Probleme verfolgen dich bis in den Schlaf." Doch lange Zeit überwog die Begeisterung, der inneren Stimme gefolgt zu sein.

Anfangs halfen zwei erfahrene Küchenkräfte, auch um nach Rezepten seiner Großmutter Eleni zu kochen. Die Erinnerung an seine geliebte Oma hielt Papagiannis mit deren antiken Möbeln auch im Inneren des Restaurants am Leben. Es gab sehr gute, aber auch ziemlich schlechte Tage. Doch insgesamt, so stellte Papagiannis fest, reichten Umsatz und Gewinn nicht, um Personal zu bezahlen. "Es gab Tage, da war nichts los. Gerade einmal fünf Essen." Von da an musste er alles alleine machen.

"Es war so viel Arbeit" - Zu wenig in der Innenstadt los

"Es war so viel Arbeit. Als ich dann die Stunden gezählt hatte, stellte ich fest, dass es sich nicht lohnt." Das liege vor allem daran, dass in der Innenstadt zu wenig Laufkundschaft unterwegs sei. "Ich weiß nicht, ob es an den Baustellen liegt". Möglicherweise fehlten auch die attraktiven Angebote. "Es kommt ja keiner wegen einer Brille oder eines Hörgerätes von auswärts", meint er.

Auch wenn es für Papagiannis die erste eigene Gaststätte war, ganz ohne Erfahrungen war der gebürtige Athener nicht. "Ich habe in Thessaloniki schon alles gemacht: Küche, Bar, Service, sogar DJ." Auch nach seinem Umzug nach Deutschland vor neun Jahren habe er als Kellner gearbeitet – nicht zuletzt, um die Sprache zu lernen. Seine Leidenschaft merkten alle Besucher des "Wine Not", die der mediterranen Speisen, aber auch des einmaligen Ambientes wegen kamen. "Sie waren traurig, dass ich aufhöre. Aber sie haben meine Gründe verstanden."

Einkaufspreise für Waren haben sich verdoppelt

Die Entscheidung fiel, obwohl es nach außen hin so wirkte, nicht über Nacht. "Ich habe seit dem Sommer überlegt, wie es weitergehen soll." Tatsächlich habe er auch daran gedacht, das Lokal als Nebenerwerb weiterzuführen. Dann hätte er nur am Wochenende oder an bestimmten Abenden unter der Woche aufgesperrt. In der Folge hätten sich allerdings die Einkaufspreise für seine Waren glatt verdoppelt.

Weil es den Besuchern bei deren privaten Einkäufen ähnlich ergangen sei, hätte er rückläufige Umsätze gespürt. "Das Ende der Krise ist nicht abzusehen." Er habe etwas Ähnliches schon einmal in Griechenland erlebt, als das gesamte Land in eine schlimme Rezession gerutscht sei. "Ich war damals selbständig und habe den Fehler gemacht weiterzukämpfen. Das hat mich viel Geld gekostet." Das habe er nun nicht noch einmal durchmachen wollen.

Nach der Feier zum einjährigen Bestehen Mitte November reifte dann der endgültige Entschluss, das Ganze zu beenden. Obwohl die Stimmung dort sehr gut war. "Bevor es zu spät ist und ich nur noch Schulden habe." Er müsse schließlich auch für seinen kleinen Sohn sorgen. Seinen Ausflug in die Gastronomie bereut Papagiannis indes nicht.

"Es war mein Traum. Ich bin froh, es erlebt zu haben, dieses Jahr voller Emotionen." Er habe viel gelernt. Für Papagiannis geht es nun zurück in den alten Beruf. Als Kfz-Mechaniker-Meister ist er ein gefragter Fachmann. "Ich habe schon etliche Angebote." Ob er sich jemals wieder ins gastronomische Abenteuer stürzt? Höchstens wenn sich die Lage deutlich verbessere. Dann aber nicht mehr in Forchheim. "Da ist tagsüber zu wenig los, und abends ab 21 Uhr sind die Straßen wie leergefegt."

Auf NN-Nachfrage erklärt die Eigentümerin des Anwesens, Elisabeth Pieger aus Forchheim: "Ich habe in puncto Nachfolger noch nichts unternommen, sondern möchte mir Zeit lassen. Mein Wunsch wäre ein fränkisches Lokal, aber auch ein anderes Lokal kommt in Frage."

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