Integrationsserie
Im Landkreis Forchheim angekommen trotz mancher Hürden: Wie Geflüchtete ihr neues Leben meistern
27.11.2024, 08:50 UhrIn den letzten Jahren kamen zahlreiche Geflüchtete in den Landkreis Forchheim. Wer sind die Menschen und was hilft ihnen beim Ankommen? Warum sind sie nach Deutschland gekommen? Wie leben sie hier und was sind ihre Ziele? Wir stellen in loser Folge Migrantinnen und Migranten vor, die sich gut hier integrieren — obwohl es die Behörden ihnen nicht immer einfach machen.
Mubarak Ibrahim Hamad arbeitet als Klima-, Sanitär- und Heizungstechniker bei einem Betrieb in Erlangen. 2017 flüchtete er aus Sudan und lebt seitdem in Forchheim. "Jetzt fühle ich mich zuhause", sagt der junge Mann, der laut offizieller Dokumente 28 Jahre alt ist, sich selbst aber etwa vier Jahre jünger schätzt.
"Forchheim ist unsere Stadt", sagt die 36-jährige Gelestan Mohamed aus Syrien, Floristin und Mutter von drei Kindern. Ihr jüngster Sohn ist in Forchheim geboren. Ihr Mann Abdullah Alhasan bereitet sich für die Meisterprüfung als Fliesenleger vor.
Wer sich mit dem Thema Asyl im Landkreis Forchheim befasst, kommt um einen Mann nicht herum: Rainer Hofmann. Der Rentner engagiert sich sehr für Geflüchtete und hat schon vielen Menschen zu einem dauerhaften Aufenthaltstitel verholfen. Mit uns hat er über seine Motivation gesprochen und warum er es so wichtig findet, die Neuankömmlinge zu unterstützen.
Als die ersten Bomben in der Ukraine fielen, packte Viktoriya Nosoreva sofort ihre Sachen und verließ ihre Heimatstadt Ochtyrka, die nur 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegt. Mit ihren beiden Töchtern und dem jungen Kater kam die alleinerziehende Mutter am 5. März 2022 nach Muggendorf, wo sie an der Grundschule arbeitet. Vor dem Krieg sei sie viel gereist, erzählt Nosoreva. Und einmal habe sie auch in einem deutschen Dorf in der Nähe von Berlin übernachtet. "Das gefiel mir so gut", schwärmt sie.
Die Geschichte von Nargiz Babanli ließe sich als Liebesgeschichte erzählen, die im Bergdorf Egloffstein beginnt. Die Geschichte dieser Frau mit drei Uni-Abschlüssen aus Aserbaidschan ließe sich auch als Tragödie erzählen. Sie handelt von der Unmöglichkeit, in Deutschland anzukommen, wenn man fünf Jahre auf die erste Asylanhörung warten muss, nicht arbeiten, keinen Deutschkurs und keine Ausbildung machen darf. Sie handelt von der Scham, die eine hochqualifizierte Frau ergreift, wenn sie im Anmeldebogen beim Kinderarzt "arbeitslos" eintragen muss. Doch die Geschichte von Nargiz Babanli ist auch eine Mutmachgeschichte über eine Frau, die nicht aufhört zu kämpfen.
"Als jemand mit einem Migrationshintergrund, der in Forchheim sein lang ersehntes Zuhause gefunden hat, würde ich gerne die Möglichkeit nutzen, an dieser Serie teilzunehmen. Ich glaube fest daran, dass meine persönliche Geschichte und Erfahrung einen positiven Beitrag zu Ihrem Projekt leisten könnten." Mit diesen Worten hat sich die 19-jährige Fateme Jafari an die "Nordbayerischen Nachrichten" gewandt. Ihre Eltern stammen aus Afghanistan, sie selbst ist im Iran geboren.
Im Oktober 2023 hat Lana Gadelia aus Georgien, die jetzt in Forchheim wohnt, ihre Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten angefangen – mit zwei Jahren Verzögerung. Schuld daran sind ein unbarmherziges Asylsystem und die allzu langsam mahlenden Mühlen der Einwanderungsbürokratie.
Sajjad Pajohande konvertierte heimlich zum Christentum — in der islamischen Republik steht darauf die Todesstrafe. Als er einmal 20 Minuten zu spät zum Untergrund-Gottesdienst kam, stand die Polizei vor dem versteckten Treff. Padjohande wusste, dass er fliehen muss. "Ich wollte Rechte und Freiheit", erklärt er seinen Entschluss, sein Heimatland zu verlassen.
Maschinen interessierten Mamadou Cellou Diallo schon immer. Doch in seiner Heimat, einem kleinen Dorf in Genua an der Grenze zu Senegal, sah er keine berufliche Perspektive. "Da gibt es keine Zukunft für mich", merkte Diallo. Und so haute er mit 16 Jahren von Zuhause ab und reiste durch den ganzen westafrikanischen Kontinent. Sein Ziel: Deutschland. Doch es brauchte Vitamin B, bis er seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker in Forchheim antreten durfte.
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