Großer Besucheransturm: Die Tourismuszentrale Fränkische Schweiz zieht die Notbremse
1.5.2021, 16:02 Uhr"Jeder Gast, der da ist, ist positiv zu sehen. Wir machen genau dafür ja seit Jahren auch Werbung, wenngleich die Fränkische diesen Druck nicht gewohnt ist", sagt Matthias Helldörfer, Leiter der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Freude und Sorgen liegen in Zeiten der Pandemie auch in der Tourismusbranche eng beieinander.
Denn: "Der Druck der Tagesbesucher ist immens", sagt Helldörfer. "Das kann auch ins Negative ausschlagen." Und zwar dann, wenn wegen überfüllter Parkplätze Straßen zugeparkt oder auf angesäten Äckern geparkt wird, wie beispielsweise Naturparkrangerin Julia Dummert und Bürgermeister der Walberlagemeinden berichten.
Verstärkt wird der Druck zusätzlich durch den Trend zum Wohnmobil bei gleichzeitig gesperrten Camping-Plätzen: "Es gibt viele, die Wildcampen, die nicht auf einem Parkplatz, sondern im Naturschutzgebiet, Wald oder vor einer Hofeinfahrt stehen", sagt Helldörfer. Der Freizeitdruck in der Fränkischen ist nicht überall gleich hoch. "Punktuell ist es aber schon kritisch."
Fäkalien direkt vor der Bergwachthütte am Walberla: Muss das sein?
Künftiges Ziel: Besucherströme lenken
Die Tourismuszentrale will deshalb, ähnlich wie die Naturparkranger das planen, die Besucherströme lenken. Auf der Internetseite www. fraenkische-schweiz.com gibt es hierfür extra die Rubrik "Entspannte Ausflugsziele". Dort finden Besucher Orte, die im vergangenen Pandemie-Jahr nicht stark frequentiert waren und weniger bekannt sind, erklärt Helldörfer.
"Die Übernachtungsgäste sind nicht das Problem, denn die Bettenanzahl bleibt ja gleich und ist begrenzt. Wenn man es ein Problem nennen will, dann sind es die Tagesausflügler, weil sie nicht berechenbar sind und spontan und wetterabhängig in die Region kommen. Sie können wir nicht begrenzen."
"Große Werbeveranstaltung für die Region"
Die neue Rubrik ist nur eine Reaktion auf den anhaltenden Ansturm. "Wir haben komplett unsere Marketingmaßnahmen eingestellt. Wir wollen nicht noch mehr Besucher anlocken." Bisher war das aber genau das Ziel der Touristiker. Über Jahre war von ungenutztem Potenzial die Rede. In diesem Sinne hat die Pandemie auch etwas Gutes.
"Das ist eine große Werbeveranstaltung für die Region", sagt Helldörfer. "Mancher hat vor zwei Jahren nie daran gedacht, Urlaub in der Fränkischen zu machen."
Infrastruktur fehlt für solchen Andrang
Auch wenn die Region nach dem Ende der Pandemie langfristig vom Werbeeffekt profitiere, sieht Helldörfer für 2022 eine Verschnaufpause auf die Fränkische zukommen – sofern Corona weltweit unter Kontrolle ist. "Ich denke, es wird erst einmal eine Delle geben, weil sich die Leute nach zwei Jahren im Inland wieder eine Auslandsreise gönnen wollen."
Um den Druck in diesem Jahr in geordnete Bahnen zu lenken, steht ein Austausch mit betroffenen Gemeinden und Naturparkrangern an. Ein Mittel gegen das Wildcampen in Naturschutzgebieten könnten kurzfristig ausgewiesene Pkw-Parkplätze zum Übernachten sein. "Uns fehlt einfach in Teilen die Infrastruktur für einen solchen Andrang."
Wanderparkplätze sind klein und unauffällig in der Natur integriert. "Aber genau das macht ja auch die Fränkische aus." Kein Allheilmittel sieht Helldörfer beispielsweise in Verbotsschildern. "Wenn es am Walberla aber nicht mehr zu ertragen ist, werden wir natürlich etwas unternehmen müssen."
10 Kommentare
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Ichwaasnix
„Wo issn dees Hirn“
Jeder der noch eines hat, fährt an solchen Tagen nicht zum Walberla .... oder einfach weiter.
Schubi
Niebelunge. schrieb am 01.05.2021, 19:21
"Ich habe den Eindruck, jetzt, wo nicht permanent 10% der Bevölkerung im Auslandsurlaub ist, merkt man so richtig, wie überbevölkert das Land inzwischen ist. Schließlich lebten auf dem Gebiet des jetzigen Deutschlands vor 110 Jahren grade um die 40 Mio Menschen"
Ach, die Nostalgiker.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg lebten nur noch ca. 15 Millionen Menschen in Deutschland. Muss das schön gewesen sein...
LeSti
@Niebelunge: Das Problem ist nicht die "Überbevolkerung", sondern dass es für sehr viele selbstverständlich ist, mit dem Auto überall hinzufahren. Jetzt stehen die Autos eben nicht in riesigen Flughafen-Parkhäusern, sondern da, wo man es für schön hält oder eher da, wo man nach Presse und Verlagen gewesen sein bzw was man gesehen haben muss.
fuerther55
@tomtomboy - voll ist halt voll. Es hat zwar in Bayern jeder das Recht auf Zutritt zur Natur, aber nicht auf das Parken dort. Dann muss man eben entweder mit dem Zug hinfahren oder wieder wegfahren, wenn man keinen Parkplatz mehr findet. Würde auch jeder verstehen, wenn konsequent abgeschleppt wird.
tomtomtoy
Wird aus der Pandemie jetzt ein Hausarrest ? Sie können es keinem zumuten das er bei Frühlingswetter hinter dem Ofen hocken bleibt, die Leute wollen raus, wenn sie nicht nach Malle oder auf die Kanaren können gehen sie aufs Walberla.
Mit einer "Vermüllung " werden die Spanier auch fertig, warum ist das dann für die Deutschen ein Problem?