Sensoren schlugen an
Gewaltiger Vulkanausbruch in Tonga: Druckwelle selbst in Franken noch messbar
17.1.2022, 14:55 Uhr
Herr Dr. Fleischmann, Wie kann man das erklären?
Diese Explosion – und sowas Ähnliches war die Eruption des Vulkans – war eines der lautesten Ereignisse, das wir in den letzten 30 Jahren auf der Erde hatten. Da entsteht eine Druckwelle, die sich in der Atmosphäre ausbreitet und mit Schallgeschwindigkeit um den Globus läuft. Der Vulkan ist etwa auf der gegenüberliegenden Seite zu unserer Position, das heißt, das Signal musste um die halbe Welt laufen, bis es bei uns ankam. Der zeitliche Versatz kommt zustande, weil die Explosion 15 000 Kilometer entfernt war. Der kürzeste Weg vom Vulkan zu uns führt über den Nordpol. Es gibt noch den anderen Weg, der auf der anderen Seite der Erde rumläuft und ein paar Stunden länger braucht. Da konnten wir das Signal Sonntag um zwei Uhr bei uns beobachten.
Welche Ereignisse, die näher dran liegen, lassen sich sonst messen?
Bei Gewittern ist es ähnlich, da gibt es erst einen richtigen Knall und dann das Grollen. Das sind Umwege, die der Schall reflektiert, etwa an Berghängen, wo er länger braucht. Der Schall kann sich aber nicht nur durch die Atmosphäre ausbreiten, sondern auch durch festes Material. So spürt man etwa am Bahnhof den einfahrenden Zug, bevor man ihn sieht, weil die Schallgeschwindigkeit in Stahl viel höher ist, also breitet er sich hier schneller aus.
Wie oft fallen bei der Luftdruckmessstation auf dem Feuerstein solche Besonderheiten auf?
Das ist sehr, sehr selten. Das letzte so kräftige Ereignis war 1991 der Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen. Noch stärker war ein Asteroid, der 1908 in die Erdatmosphäre eingedrungen ist. Das war über Sibirien, da hat es rund 1000 Quadratkilometer Wald umgeblasen. Man konnte damals nachweisen, dass die Welle sogar zwei Mal um die komplette Erde gelaufen ist.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen