Essen am Steuer

Folge 3: Von Amazon überwacht: Lieferfahrende erzählen von Druck und Kontrolle

Nina Kammleiter

Volontärin

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14.4.2023, 05:55 Uhr
Folge drei des Podcasts thematisiert den Stress der Lieferfahrenden auf der Straße und seine Folgen. 

© Correctiv, NN Folge drei des Podcasts thematisiert den Stress der Lieferfahrenden auf der Straße und seine Folgen. 

Kurz vor Ende seiner Schicht stirbt im Sommer 2022 ein Mann in einem Amazon-Logistikzentrum in Leipzig. Es war kein Arbeitsunfall, es handelte sich um einen natürlichen Tod. Dennoch waren Außenstehende und Mitarbeitende entsetzt - über den Umgang von Amazon mit dem Vorfall. Nach der Berichterstattung über das Geschehen gingen mehrere Hundert Menschen in Leipzig auf die Straße und demonstrierten. Es ginge Amazon nicht um die Menschen, sondern um den Profit, sagten sie.



Denn im Logistikzentrum wurde weitergearbeitet und der Körper des Verstorbenen wurde nach Berichten von Mitarbeitenden nur mit Pappen verdeckt. Amazon habe den Angestellten angeboten, bezahlt nach Hause zu gehen, hieß es. Bei vielen kam dieses Angebot allerdings nicht an. Die Angestellten gingen also weiter ihren Aufgaben nach, während wenige Meter entfernt der Notarzt den Tod ihres Kollegen feststellte. Pakete müssen auf den Weg gebracht werden, die Maschine muss weiterlaufen. 

Stress auf der Straße

Und das tut sie - in der gesamten Lieferkette von Amazon. Scheinbar egal zu welchem Preis. Auch für die Fahrenden auf der Straße, die die Pakete zu den Kunden nach Hause liefern, herrscht hoher Druck. Von bis zu 170 Stopps mit 270 Paketen am Tag, berichtet ein ehemaliger Fahrer. Manche können es sich nicht leisten, eine Pause zu machen, sie essen und trinken während der Fahrt und liefern Pakete auch noch lange nach Feierabend aus.

Zwei Fahrer berichten von permanenter Überwachung. Sie werden getrackt, ihr Fahrverhalten wird beurteilt und bei schlechten Bewertungen müssen sie Konsequenzen fürchten. Tina Morgenroth von Faire Mobilität, einem Beratungsnetzwerk für Beschäftigte aus Mittel- und Osteuropa, sieht in diesem ständigen Druck und Stress ein großes Problem, das zwar in der gesamten Logistikbranche vorkommt, bei Amazon aber in besonderer Intensität auftritt. 

Wenn die Arbeit krank macht

Und dieser Druck hat Folgen: Nicht nur für den Arbeitsalltag der Betroffenen, sondern auch für ihr Privatleben, für ihre Familie und ihre Gesundheit. Davon berichtet der ehemalige Fahrer Gabriel. Denn nachdem er ein halbes Jahr Amazon-Pakete ausgeliefert hat, arbeitet er nun nicht mehr. Er ist krankgeschrieben und befindet sich in ärztlicher Behandlung.

“Klick Klick Boom - Die Maschine Amazon” ist ein Podcast der Nürnberger Nachrichten in Kooperation mit Correctiv. Die fünfteilige Serie der Volontäre und Volontärinnen des Verlags Nürnberger Presse erscheint seit 31. März fünf Freitage lang auf nn.de/podcasts und überall, wo es Podcasts gibt. In Folge drei "Smiling brother is watching you" erzählt Gabriel seine Geschichte.

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