Fußball mit Gesellschafts-Anspruch

So wurde das Abispiel des Gymnasiums Eckental zu einem deutlichen Zeichen gegen Rassismus

30.6.2024, 15:00 Uhr
Die Mannschaft des Abispiels am Gymnasium Eckental. Der Ausgang des Spiels geriet sehr eindeutig.

© Clara Vogt Die Mannschaft des Abispiels am Gymnasium Eckental. Der Ausgang des Spiels geriet sehr eindeutig.

Unter besonderen Vorzeichen stand das traditionelle "Abispiel" des Gymnasiums Eckental in diesem Jahr. Denn es setzte ein deutliches Zeichen gegen den beinahe schon alltäglichen Rassismus hierzulande.

Ob an Außenspiegeln der Autos flatternd, aus Fenstern wehend, auf Gesichter gemalt, in der Werbung, auf T-Shirts, Hüten und sogar auf Getränkedosen – überall sieht man aktuell Deutschlandflaggen. Die Fußball-Europameisterschaft 2024 ist in vollem Gange, der Partypatriotismus erfasst das ganze Land. Dieser Stolz auf die Errungenschaften der "eigenen" Fußballmannschaft kann jedoch schnell umschlagen.

Gefahr von Überlegenheitsgefühlen

Laut dem Sozialpsychologen Ulrich Wagner bergen solche "Identifikations-Events" die Gefahr, Überlegenheitsgefühle zu entwickeln und sich abgrenzen zu wollen von anderen Nationen. Eine Umfrage des WDR vom Juni 2024 ergibt, dass rund einem Fünftel der Befragten der Migrationsanteil innerhalb der deutschen Nationalmannschaft zu hoch ist und wünscht sich mehr "weiße" Nationalspieler. Diese Ereignisse bringen einen Sachverhalt ans Licht, dem offensichtlich zu wenig Beachtung geschenkt wird: Rassismus, Hass und Hetze sind immer noch ein allgegenwärtiges gesellschaftliches Problem, das keinen Bereich des sozialen Lebens, nicht einmal den völkerverbindenden Sport, ausspart. Es ist ein klares Zeichen des Versagens der Gesellschaft, dass Menschen noch immer aufgrund ihrer Ethnie, ihrer Herkunft, ihres Aussehens, sexuellen Orientierung oder ihrer Religion diskriminiert, diffamiert oder angefeindet werden. Um gegen dieses Versagen vorzugehen, veranstaltete das Gymnasium Eckental das traditionelle "Abispiel". Dieses Fußballspiel der Abiturientinnen und Abiturienten gegen ihre nun ehemalige Lehrerschaft findet jährlich unter dem Motto "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" statt.

Aussagekräftiges Graffiti, das den Geist des Abispiels in Eckental treffend symbolisiert.

Aussagekräftiges Graffiti, das den Geist des Abispiels in Eckental treffend symbolisiert. © Samuel May

Den Auftakt bildete ein Drohnenbild der gesamten Schulfamilie, die sich auf dem Sportplatz zu einem riesigen Peace-Zeichen formiert hatte. Anstelle von Partypatriotismus herrschte hier das Gefühl von Partypeace. Des Weiteren wurde ein Graffiti neben dem Volleyballplatz der Schule gesprüht. Im Gespräch berichtet die Initiatorin Luisa Lutz über ihre Beweggründe und die Vorgehensweise. Das Motiv sind zwei Jungen: einer mit einem Spielzeugflugzeug, der andere unter einem Bombenflugzeug. Darüber die Frage "Und wo bist du geboren?". Lutz hat das Thema sehr bedacht gewählt. Sie möchte damit betonen, wie stark der Geburtsort das Leben beeinflusst und daran appellieren, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Privilegien zu schätzen wissen sollten. Bereits zu Beginn wird klar, dass das Spiel auch sportlich überzeugt. So lag der Abiturjahrgang schon in der ersten Halbzeit 5:0 vorne. Während der Pause hatten alle die Möglichkeit, auf dem Banner der "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" zu unterschreiben und so ihre Unterstützung für diese Werte zum Ausdruck zu bringen. Das Abispiel-Team hat auch für das leibliche Wohl gesorgt. Außerdem konnte man an einem Losspiel teilnehmen. Die Spendeneinnahmen des Tages (1000 Euro) gehen an die Frederik-und-Luca-Stiftung, die sich für ein gewaltfreies Miteinander bereits im Kindesalter einsetzt. Natürlich gewann die Schul-Mannschaft mit einem eindeutigen 7:2.

Von Erfolg gekrönt

Das Abi-Spiel war also in allen Bereichen von Erfolg gekrönt und wird allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben. Ein großer Dank geht an die Helfenden im Hintergrund, ohne die dieses Spiel nicht hätte stattfinden können: Schiedsrichter Valentin Striebich (Ex-Schüler), Lehrer Michl und das Abispiel-Team für die Organisation, der Technik-Crew unter der Leitung von Lehrer Wißgott, den Gym-Eck Sanis, Herrn Herberger, der aus einem Dschungel eine bespielbare Wiese zauberte, Luisa Lutz für das viel aussagende Graffiti, Familie Beka aus Heroldsberg für das Streichen der Wand in Grau als Hintergrund für das Graffiti, Clara Vogt für das Drohnenfoto, Ella Weber für die eigens gestalteten Eckfahnen und schließlich Peter Höfler und dem 1. FC Kalchreuth für das professionelle Präparieren des Fußballfeldes.

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