Schon zuvor gefährlicher Zwischenfall

"Gerannt wie die Wahnsinnigen": Zirkusfamilie in Höchstadt muss sich und Tiere vor Hochwasser retten

Claudia Freilinger

Nordbayerische Nachrichten Herzogenaurach/Höchstadt

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17.3.2023, 15:08 Uhr
Auch das Pferd aus dieser Tiernummer musste schnell vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden.

© Sergio Schmidt, NNZ Auch das Pferd aus dieser Tiernummer musste schnell vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden.

Die Angst sitzt Sergio Schmidt im Nacken, als am Donnerstag, 9. März, das Hochwasser kommt. "Der Mann von der Stadt hat gesagt, wir haben sechs bis sieben Stunden", berichtet der Direktor vom Circus Corona. Normalerweise brauchen Schmidt, seine Frau Janine Köllner und die drei Kinder ungefähr anderthalb Tage bis alles wieder gepackt ist. Jetzt müssen sie das Zirkuszelt im Rekordtempo zerlegen, die Pferde und Ponys verladen, den Stall abbauen und die ganze Elektronik auf dem Lastwagen verstauen.

"Wir sind gerannt wie die Wahnsinnigen", erzählt Schmidt. Weitere Helfer sind nicht vor Ort, denn die Familie betreibt ihren Circus ganz alleine. "Wir sind nicht nur in der Manege oder im Management zu Hause", betont der Direktor, "sondern sind auch Profis in allen Bereichen, die zu einem Zirkus dazugehören, wie zum Beispiel Tierlehrer, LKW-Fahrer oder Licht- und Tontechniker". Das kommt der Familie jetzt zugute, als sie den Festplatz an den Aischwiesen fluchtartig verlassen müssen.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Der Zirkusdirektor lädt ein in sein Zelt.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Der Zirkusdirektor lädt ein in sein Zelt. © Circus Corona, NN

Am 3. März hatte der Zirkus dort Quartier bezogen. Eigentlich sollte noch bis 19. März täglich eine Vorstellung stattfinden. Jetzt dieser Rückschlag: 3000 Euro Unkosten hatte die Familie für die Station Höchstadt (Platzmiete, Kaution, Futter, Energieversorgung und Co.). In der einen Woche, in der jetzt Auftritte stattgefunden haben, ist diese Summe noch lange nicht eingespielt. Vielmehr habe die Familie aktuell 1000 Euro draufgezahlt. Weitere Verluste kommen hinzu, weil jetzt Vorstellungen ausfallen. 300 Euro Kosten kommen jeden Tag zusammen - für Futter, Strom und sonstige Energie. "Was sollten wir machen? Einfach absaufen geht ja auch nicht."

Den Circus Corona gibt es noch nicht lange. Nach sechs Jahren Gründungszeit war im November 2019 endlich alles fertig. Es lief auch gut an - bis Corona kam und den Namensvetter ausbremste. "Es gibt immer wieder Rückschläge", seufzt Sergio Schmidt, der ebenso wie seine Frau aus einer Zirkusfamilie stammt. Janine Köllner ist Nachfahrin der ältesten deutschen Zirkusfamilie Renz. Gemeinsam hat das Paar entschieden, sich selbstständig zu machen. Auch die drei Kinder im Alter zwischen neun und 14 Jahren treten mit auf.

Tiere rannten auf die Straße

"Wir alle haben Angst gehabt um die Tiere, als das Hochwasser kam", erzählt Sergio Schmidt. Die drei Pferde und fünf Ponys haben sie deshalb auch als Erstes in Sicherheit gebracht. Und das nicht zum ersten Mal seit der Ankunft in Höchstadt. Vergangene Wochen hatten Unbekannte nämlich während einer Vorstellung einfach die Ställe geöffnet. "Wir mussten den Auftritt unterbrechen und die Tiere retten, die auf die große Straße gelaufen sind." Schmidt vermutet Tierrechtler hinter der Aktion.

Seit 9. März sind jetzt alle in Memmelsdorf. Der Platz an der dortigen Sportanlage wäre ohnehin die nächste Station gewesen und die Stadt Höchstadt konnte als Ausweichquartier nur einen Platz ohne Wasser und Strom anbieten. "Das geht natürlich nicht wegen der Tiere." In Memmelsdorf ist die Familie von drei vergangenen Auftritten schon bekannt, "und die Menschen dort sind sehr nett und hilfsbereit". Trotzdem sieht die Zukunft des Circus Corona "nicht rosig aus", fürchtet Schmidt. "Wir wollen nicht reich werden, aber wir haben hohe Schulden und da sind solche Rückschläge natürlich hart."

Wer die Familie unterstützen möchte, kann dies über ein Spendenkonto tun. Janine Köllner, IBAN: DE43 1001 0010 0037 3851 30, Postbank.


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