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Coronavirus doch aus dem Labor? Kein Wunder, dass Verschwörungstheorien kursieren
Es braucht sich niemand wundern, dass diverse Verschwörungstheorien kursieren. Wenn der Bundesnachrichtendienst seit fünf Jahren Informationen zurückhält, auf die die Welt wartet, ist das Vertrauen schnell zerstört.
Da können sich Regierung und Wissenschaft noch so anstrengen, Studien zitieren und Fakten präsentieren. Wenn nachträglich herauskommt, dass etwas verschwiegen wurde – auch unter Mitwissen des Kanzleramts - fühlen sich die Menschen zu Recht getäuscht.
Dass nun weiter auf Geheimhaltung gepocht wird, ist nicht nachzuvollziehen. Die Weltgesundheitsorganisation hat von Beginn an alle Regierungen dazu aufgefordert, zur Aufklärung beizutragen. Dazu zählt die Führung in Peking, die unabhängige Recherchen blockiert, ebenso wie Berlin mit dem Bundesnachrichtendienst.
Es geht bei dem Rätsel um die Herkunft von Sars-Cov-2 um nicht weniger als die Verantwortung für eine Pandemie. Die hat nach Schätzungen der WHO weltweit bis zu 20 Millionen Menschen getötet, Milliarden gekostet und zieht bis heute immense politische, ökonomische und gesundheitliche Folgen nach sich.
Vor allem aber geht es auch darum, aus Fehlern zu lernen und die nächsten gefährlichen Viren rechtzeitig aufzuhalten – oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Nur wenn alle Erkenntnisse offen zusammengetragen werden, können daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden.
Coronavirus: Der BND liefert nur ein Argument von vielen
Bislang sind die Unterlagen des BND nur ein weiterer Hinweis von vielen. Es gab in den vergangenen fünf Jahren sowohl verschiedene Argumente für einen künstlichen Ursprung des Virus als auch für einen natürlichen. Der amerikanische Geheimdienst CIA hatte Einsicht in die Arbeit der deutschen Kollegen und kam trotzdem zu keinem eindeutigen Schluss.
Noch immer bleiben also viele Frage offen. Wissenschaftler könnten Sars-CoV-2 gezielt genetisch verändert haben oder die neue Variante ist durch Proben ins Labor nach Wuhan gelangt. Anschließend könnten sie Mitarbeiter leichtsinnig oder absichtlich nach draußen getragen haben. China hätte womöglich ein Interesse daran, diese Schuld nicht einzugestehen und verhindert bislang unabhängige Untersuchungen.
Oder das Virus ist zufällig im Tierreich mutiert, über verschiedene Wirte, Fledermäuse und Marderhunde zum Menschen übergesprungen und dann um die Welt gerast. Das wäre nicht das erste Mal passiert und ziemlich sicher wird es auch nicht das letzte Mal gewesen sein.
Die Mehrzahl der weltweiten Wissenschaftler geht aktuell von letzterer Theorie aus. Wie der BND zu seiner Sicherheit von 80 bis 95 Prozent kommt, können sie noch nicht nachvollziehen, ohne die vollständigen Dokumente zu kennen. Die Akten müssen zugänglich gemacht werden – am besten vor fünf Jahren, aber spätestens jetzt.
Solange Regierungen Informationen zurückhalten oder nötige Recherchen unterdrücken, wird es keine eindeutige Antwort geben. Nur noch mehr Fragen.
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