Verstörender Vorfall

Bahn-Mitarbeiterin im Zug nach Nürnberg attackiert - Passagiere ignorierten ihre Hilferufe

André Ammer

Region und Bayern

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8.6.2024, 11:42 Uhr
In einem Regionalzug auf dem Weg nach Nürnberg wurde eine Zugbegleiterin von einem Fahrgast attackiert. Die Bundespolizei sucht nun nach dem Täter und bittet dabei auch die Bevölkerung um Hilfe.

© Bundespolizei In einem Regionalzug auf dem Weg nach Nürnberg wurde eine Zugbegleiterin von einem Fahrgast attackiert. Die Bundespolizei sucht nun nach dem Täter und bittet dabei auch die Bevölkerung um Hilfe.

Wieso hatte niemand den Mumm, einer Bahn-Mitarbeiterin beizustehen, die von einem aggressiven Fahrgast attackiert und dabei verletzt wurde und die mehrfach die umstehenden Personen um Hilfe bat? Diese Frage stellt sich anhand einer nun von der Bundespolizeiinspektion Nürnberg veröffentlichten Pressemitteilung.

Bereits am Mittwoch, 6. Juni, hatte ein bislang unbekannter Mann im von Augsburg nach Nürnberg fahrenden Regionalexpress 59122 eine Zugbegleiterin angegriffen, nachdem diese ihn gebeten hatte, sein vor dem Notausstieg stehendes Fahrrad zu entfernen. Die Hilferufe der 30-Jährigen wurden von den umstehenden Reisenden nicht erhört. Die Bundespolizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung, um den unbekannten Täter dingfest zu machen, und gibt außerdem Verhaltenstipps für solche Situationen

Die Zugbegleiterin hatte im Rahmen ihres sogenannten Servicegangs die Notausstiege kontrolliert, auf Höhe des Bahnhofs Weißenburg fiel ihr gegen 13 Uhr ein Fahrrad samt Fahrradanhänger auf, das die Türen blockierte. Als sie den Besitzer ansprach und ihn bat, den Anhänger aus dem Türbereich zu stellen, reagierte dieser sofort aggressiv.

Der Mann, der in Begleitung seiner kleinen Tochter war, schlug der Frau mit den Fäusten auf den Oberkörper und zog derart an den Umhängebändern ihres Handys, dass sie dadurch Verletzungen erlitt und ihr Diensthandy zu Boden fiel und beschädigt wurde. Die Zugbegleiterin bat andere Reisende mehrfach um Hilfe, doch die ignorierten sie. Der Schaden an ihrem Mobiltelefon beläuft sich auf 200 Euro.

Gegen den unbekannten Mann leitete die Bundespolizeiinspektion Nürnberg ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung ein. Hinweise zur Tat oder dem Täter bitte telefonisch unter Telefon 0911/205551-0 oder per Mail an bpoli.nuernberg@polizei.bund.de.

Klar ist natürlich: Solche und ähnliche Vorfälle sind für die meisten Menschen Ausnahme- und Stresssituationen. Dennoch ist jeder Mensch in Gefahren- oder Notfällen verpflichtet, Hilfe zu leisten. Diese zu unterlassen, kann strafrechtliche Konsequenzen gemäß Paragraf 323 c Strafgesetzbuch nach sich ziehen.

Um Sicherheit in solchen Situationen zu erlangen, gibt es die Initiative der Polizei für mehr Zivilcourage: AKTION-TU-WAS (www.aktion-tu-was.de). Mit sechs Verhaltensregeln für Zeugen und Helfer wird Zivilcourage einfach erklärt und zu richtigem Verhalten in Gefahrensituationen ermutigt:

1. Hilf, aber bring Dich nicht in Gefahr

2. Ruf die Polizei unter 110

3. Bitte andere um Mithilfe

4. Präge dir die Täter-Merkmale ein

5. Kümmere Dich um Opfer

6. Sag als Zeuge aus

Die Hinweise sollen zeigen, wie man sich am besten verhält, wenn man im Alltag Zeuge von Gewalttaten, Vandalismus, Belästigung oder Diskriminierung wird. Dabei muss und sollte man sich nie selbst in Gefahr bringen, jedoch mindestens die Polizei verständigen. Weitere Verhaltenstipps gibt es auf der Homepage der Bundespolizei www.bundespolizei.de oder der kostenlosen Servicenummer 0800 6 888 000.

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