"Gigantische Schlacht" angekündigt

Reichsstadt-Festtage in Rothenburg ob der Tauber 2024: Datum, Programm und Mittelaltermarkt

Stefan Blank

Redakteur für Westmittelfranken

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2.9.2024, 16:20 Uhr
Ein Fackelzug am Freitagabend läutet die Reichsstadt-Festtage in Rothenburg ob der Tauber ein.

© Rothenburg Tourismus Service Ein Fackelzug am Freitagabend läutet die Reichsstadt-Festtage in Rothenburg ob der Tauber ein.

Zehntausende Menschen strömen Jahr für Jahr zu den Reichsstadt-Festtagen nach Rothenburg ob der Tauber. Doch 2024 ist ein ganz besonderes Jahr in der Touristen-Hochburg: Seit 50 Jahren werden die Reichsstadt-Festtage gefeiert und vor 750 Jahren wurde Rothenburg ob der Tauber zur Freien Reichsstadt ernannt. Das ist beim Doppel-Jubiläum geboten:

Es wartet auf die Besucherinnen und Besucher vom Freitag, 6. September, bis Sonntag, 8. September, ein Historienfest rund um die Altstadt, erklärt Robert Nehr vom Tourismus Service Rothenburg und spricht von "spektakulären Neuerungen", einer gigantischen Schlachtnachstellung am Sonntag an der Eiswiese im Taubertal sowie einem großen mittelalterlichen Händlermarkt in der Galgengasse.

Los geht es in der spektakulären Zeitreise durch knapp 550 Jahre Rothenburger Geschichte aber erst einmal mit einem traditionellen Fackelzug am Freitagabend. Rückblick: Am 15. Mai 1274 wurde Rothenburg das Reichsstadt-Privileg von König Rudolf von Habsburg erneuert. Erst 1802/1803 verlor die Stadt diesen Status. Die Reichsstadt-Festtage bilden laut Robert Nehr genau jene Epochen ab: vom Lager der Ritterschar am Rödertor oder den Freien Reichsstädtern, die diesmal im Burggarten kampieren, über die umherziehenden Pikeniere, Landsknechte und Marketenderinnen des Historischen Festspiels "Der Meistertrunk" aus den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges bis hin zum Bürgerleben in der Herrngasse stellen die Rothenburger ihre Geschichte zum Anfassen dar.

"Zu den jährlichen Höhepunkten zählt neben dem Eintauchen in das Lagerleben in der gesamten Stadt der Fackelmarsch der Historiengruppen zum Auftakt", erklärt Nehr. Dieser geht am Freitagabend, ab 20 Uhr über die Bühne. Das Höhenfeuerwerk am Samstagabend (21.30 Uhr) sowie die beiden Aufführungen des Festspiels "Der Meistertrunk" im historischen Kaisersaal im Rathaus am Samstag (um 15.30 und 18 Uhr seien weitere Höhepunkte.

Zudem gibt es ein breites Programm an Aktivitäten für Kinder oder Schaulustige rund um die jeweiligen Lagerstätten. Immer wieder gern gesehen zum Beispiel: die Bäckertaufe in der Herrngasse oder der Schäfertanz mit seinem Auftritt am Marktplatz am Sonntag um 11.30 Uhr. Gern frequentiert wird auch der geheime Wehrgang am Kummereck, der nur zu den Reichsstadt-Festtagen öffnet. Vier verschiedene Episoden der Rothenburger Geschichte werden Samstag und Sonntag auf dem Marktplatz dargeboten. Diese "Rothenburger Schlaglichter" erzählen beispielsweise von der Erneuerung des Reichsstadtprivilegs oder vom Bauernkrieg 1525. Am Sonntag ist in der Altstadt von Rothenburg wie stets zu den Reichsstadt-Festtagen von 13 Uhr bis 18 Uhr ein verkaufsoffener Sonntag.

Anlässlich des Jubiläums 50-Jahre Reichsstadt-Festtage kommen noch weitere Höhepunkte hinzu: Am Freitag eröffnen die Fechter vom Verein Kampfhus in Hirschhorn am Neckar das Programm "Fechten über die Jahrhunderte". Ab 18 Uhr beginnt das Treiben am Marktplatz. Das historische Fechten erlebt also ein Comeback in Rothenburg: nicht wenige erinnern sich an die historischen Fechter aus Tauberbischofsheim. Wiederholt wird das Programm von Kampfhus am Samstag um 11 Uhr (Marktplatz). Etwas ruhiger geht es bei der Fechtschule des Vereins im Innenhof des RothenburgMuseums am Samstagnachmittag (ab 14 Uhr) zu, wo Erwachsene und Kinder von echten Experten lernen dürfen.

Auch schon ab Freitag ist der große mittelalterliche Händlermarkt in der Galgengasse geöffnet: 30 Anbieter werden dort Freitag ab 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag ab 10 Uhr ihre Zelte öffnen und allerhand "Nützliches für Rittersleut‘ und solche, die es werden wollen", wie es Nehr formuliert, anbieten. Organisiert wird das Programm neben den Händlern mit Gauklern, Seilmachern und Handwerkern von den Machern der Rittertage Uffenheim. Die Stadtpfeifferey wird in der Franziskanerkirche am Samstag um 12 Uhr auftreten.

Sonst findet man die Gruppierung bei den Auftritten an den gewohnten Orten auf der Stöberleinsbühne im Spitalviertel, im Montessori-Garten und im Burggarten. Am Marktplatz treibt ein Spielmann am Samstag (ab 11.45 Uhr) und Sonntag (13.15 Uhr) sein Unwesen. Die Münzer von Rothenburg präsentieren mit ihrer Fallhammerpräge am Marktplatz am Samstag und Sonntag die Gedenkmedaille "750 Jahre Reichsstadt Rothenburg", die bereits beim Bürgerfest am 15. Mai großen Anklang fand.

Gigantische Schlacht auf der Taubertal-Festival-Eiswiese

Ein "echter Knalleffekt" erwartet die Besucher an der Eiswiese im Taubertal bei Rothenburg ob der Tauber: Ab 14 Uhr wird dort eine Schlacht aus dem 30-Jährigen Krieg mit über 300 Protagonisten und zwölf Gastgruppen nachgestellt, erklärt Robert Nehr. Choreografiert und organisiert wird das etwa zweistündige Gefecht von Christoph Korwitz von der Gruppierung "Freie Reichsstädter". Tickets gibt es unter reservix.de und in der Tourist-Information am Marktplatz. Für Erwachsene kostet der Zuschauerplatz 5 Euro, Kinder bis 12 Jahre zahlen zwei Euro. Ein Shuttleservice bringt bei Bedarf die Zuschauer vom Bezoldweg (Berufsschule) zur Barbarossabrücke am Biergarten "Unter den Linden".

Alle Infos zum großen Mittelaltermarkt der Reichsstadt-Festtage in der Galgengasse

Drei Tage lang wird die Galgengasse im Ostteil der Altstadt von Rothenburg ob der Tauber von 27 Händlern und Schaustellern belebt. Der Markt ist Freitag von 18 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Am Samstag kann man den Markt von 10 Uhr bis 22 Uhr besuchen, am Sonntag dann von 10 Uhr bis 18 Uhr. Eintritt wird auf dem Händlermarkt nicht verlangt.

Doch was gibt es da alles? Schmelzfackeln für den Garten von "MacMenzies" zaubern eine romantische Stimmung in den Abendstunden auf den Markt. Vom "Nordländer" bekommt man Maßgeschneidertes aus Leder, den passenden Schmuck findet man bei "Radegundis Repliken". Rahmentrommeln und Räucherwerk werden von "Nemeton- Das alte Wissen der Druiden" angeboten, man findet auf dem Markt aber auch Gebrauchs- und Dekokeramik vom "Keramikschuppen". KellyArts führt Drechseln vor. Wer auf härtere Materialien steht, findet bei "Our Market" Kunstwerke aus Metall oder Silber- und Bronzeschmuck bei "Heidi Schreiber".

Handwerklich geht es auch bei den "Klöppel-Nonnen" zu und "Scharfrichter Meister Johannes" erzählt von seinem Handwerk - und das direkt am Galgentor, spannend schaurig grausige Details, immer dem Alter der Zuhörer entsprechend. Eine besondere Auswahl bietet die "Tuchweberey Widmann" auf dem Kirchplatz, gleich neben dem Teezelt von "Arcanus Tairo Chai Mandir", in dem man sich auch die Karten legen lassen kann.

Spektakuläre Fecht-Show bei den Reichsstadt-Festtagen in Rothenburg ob der Tauber

Ein außergewöhnliches Event wird auch die Fecht-Show bei den 50. Reichsstadt-Festtagen mit dem Verein Kampfhus aus Hirschhorn am Neckar. "Fechten im Wandel" ist das Motto auf dem Marktplatz: Am Freitag, 6. September, eröffnet die Gruppe mit der Festspielgruppe Mummenschanz ab 17.45 Uhr das Programm. Die Fechter starten um 18 Uhr, Eintritt kostet das Spektakel nicht. Es gibt 14 moderierte Schaukämpfe in gut 30 Minuten. Wiederholt wird die Präsentation verschiedener Fechtstile am 7. September ab 11 Uhr.

Am Samstagnachmittag kommen Besucher (Kinder wie Erwachsene) den Fechtern von 14 Uhr bis 17 Uhr im Innenhof des RothenburgMuseums näher. Bei der Fechtschule des Vereins darf jeder Gast auch selbst Hand an ein Schwert oder einen Degen anlegen. Die Gruppe Kampfhus zählt zum Deutschen Dachverband für Historisches Fechten: Mit ihrem Auftritt knüpfen die Veranstalter an die Präsenz der historischen Fechter aus Tauberbischofsheim an, die einst die Reichsstadt-Festtage bereicherten.

"Fechten im Wandel der Epochen" (am 6.9. um 18 Uhr und 7.9. um 11 Uhr) beginnt im Spätmittelalter – also just zur Zeit der Vergabe des Reichsstadtprivilegs an Rothenburg im Jahr 1274 – mit dem Einhandschwert sowie einem "Buckler" als Schild. Weiter geht es entlang des Zeitstrahls ins Spätmittelalter des 14. und 15. Jahrhunderts. Duelle mit Dolchen, Langschwertern und Langen Messern brachten neue Fechttechniken mit sich. Rüstungen wie jene von Rittern verstärkten den Schutz: Speer, Mordaxt, Streitkolben und Langschwerter kommen dagegen zum Einsatz.

Weiter führt die Zeitreise in die Epoche des 30-Jährigen Krieges: Rapier, Katzbalger und Flammberge werden in den großen Schlachten des 17. Jahrhunderts relevant. Eher für ein 1:1-Duell steht der Abschluss der Gefechte von Kampfhus in den Zeiten der Napoleonischen Kriege: Hier erläutern die historischen Fechtsportler die Technik beim Einsatz von Säbeln.

Im RothenburgMuseum wird am Samstag ab 14 Uhr im Innenhof die Fechtschule der Sportler gastieren. Im direkten Dialog mit den Experten erläutern sie Kindern wie auch Erwachsenen die korrekten Bewegungen beim Fechten. An Schauwaffen wie Säbeln und Schwertern darf sich jeder auch selbst versuchen. Die Aktion anlässlich der Reichsstadt-Festtage ist kostenfrei. Empfohlen wird von Robert Nehr und seinem Team ein begleitender Besuch der Sonderschau "Waffen einer Reichsstadt" anlässlich des Fests zum 750. von Rothenburg als Reichsstadt. Der Museumseintritt für Erwachsene beträgt regulär 6 Euro.

So wird die gigantische Schlacht aus dem 30-Jährigen Krieg

Zum Jubiläum gibt es aber auch noch eine außergewöhnliche Gefechtsdarstellung. Am Sonntag, 8. September, ab 14 Uhr geht es im Taubertal, auf der durch das Taubertal-Festival bekannten Eiswiese, rund – mit rund 300 Teilnehmern.

Und darum geht es in der Schlacht: Es ist eine Zeitreise mitten in den 30-Jährigen Krieg. §Seit 13 Jahren tobt ein Krieg im Deutschen Reich, der Land und Städte verwüstet, Tod und Zerstörung bringt. Es geht um Macht, Einfluss und Besitz. Vor allem aber geht es um den richtigen Glauben. Söldnerheere ziehen umher und holen sich, was sie zum Leben brauchen", erklärt Robert Nehr.

Das katholische Heer unter Führung von Graf T‘serclaes von Tilly befindet sich auf dem Rückzug nach Bayern. Angst geht um in den Gassen der protestantischen Stadt. Es gibt Kunde, dass das kaiserliche Heer gen Rothenburg zieht. Der Rat hat beschlossen, die Stadt nicht kampflos zu übergeben. Man hat ein Bündnis mit dem schwedischen König Gustav II. Adolph geschlossen und hofft auf den Schutz durch dessen Heer. Ein Bote ist bereits ausgesandt, um es heranzuführen.

Doch wann es eintreffen wird, das weiß niemand. Daher hat der Rat der Stadt einen der Ihren ausgesandt, um Kämpfer aus dem Umland herbeizuholen. Dieses tapfere Häuflein soll den Feind aufhalten, bis der Schweden Hilfe naht. Während der Schlacht wird das katholische Heer auf die Verteidiger Rothenburgs treffen. Das Gefecht wird mit Kanonen, Mörsern, Wallbüchsen, Musketen, Piken und Blankwaffen ausgefochten. Zwölf befreundete historische Gruppierungen unterstützen die Rothenburger bei der Gefechtsdarstellung: Landsknechts-Gruppen aus Delitzsch, Wolkenburg und aus der Oberlausitz greifen in die Schlacht ebenso ein wie Gäste aus Memmingen, Altdorf, Kronach und Bopfingen. Im Feldlager gibt es preußische Soldaten aus Magdeburg zu bestaunen, die auch für die Absicherung im Tal bereitstehen.

Einlass ist ab 12.30 Uhr, Beginn der Schlacht um 14 Uhr. Vorab, um 13.30 Uhr, gibt es eine musikalische Darbietung der Gruppe Mummenschanz. Die Organisatoren empfehlen Gehörschutz, Tiere sind nicht erlaubt.

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