
Ruhe und viel gutes Essen
Valencia ist mehr als Strand und Paella: Fahren Sie mal zu Wein und Oliven aufs Land
Vorbei an Orangenplantagen und Olivenhainen geht es mit dem Minivan durch das Mariola-Gebirge, das im Landesinneren der Provinz Alicante liegt. Die letzten eineinhalb Kilometer führen über einen holprigen Schotterweg, dann ist das Ziel erreicht. Das Hotel Masqi liegt abgeschieden mitten in einem Naturschutzgebiet. Hier finden gestresste Städter vor allem eines: Ruhe.

"Disconnecting" steht im Mittelpunkt, also das Loslösen vom Alltag - fernab vom Massentourismus, den man in 60 Kilometern Luftlinie an der spanischen Mittelmeerküste findet. Vor allem seit der Corona-Pandemie ist vielen Menschen das Thema Abstand wichtiger geworden: Abstand vom Trubel, die Besinnung auf sich selbst und seine Lebensweise.
Das hat Sonia Ferre schon vor zehn Jahren erkannt und baute den alten Bauernhof, der sich in der Nähe des 8000-Einwohner-Ortes Banyeres de Mariola befindet, zu einem Hotel um. Der Wind rauscht durch die Baumwipfel, die Vögel zwitschern - sonst ist es still inmitten der Berge, Bäume und Heilkräuter, die hier zuhauf wachsen.
Seit sieben Jahren möchte Sonia ihren Gästen auch ihre Lebensweise näherbringen: Makrobiotische Küche, Yoga und Nullkilometer-Produkte. Die Zutaten für die Gerichte wachsen in der Umgebung. Das sind zum Beispiel verschiedene Gemüse- und Obstsorten, die als veganer Eintopf, Gazpacho oder Süßkartoffelauflauf auf den Tisch kommen.

Kräuter wachsen am Wegesrand
Neben den täglichen Yoga-Einheiten können die Gäste auch die Umgebung erkunden, in der 1200 verschiedene Kräuter und Heilpflanzen heimisch sind, wie Miguel Terol weiß. Der 56-Jährige ist im Hauptberuf eigentlich Lehrer, doch er interessiert sich sehr für Natur- und Pflanzenkunde und führt interessierte Gruppen durch das Naturschutzgebiet. Am Wegesrand wachsen Rosmarin, Thymian, aber auch gemeiner Wacholder, Salbei und Lavendel. Der trockene Winter und Frühling bereiten Terol Sorgen: "Vor 30 Jahren gab es hier schon einmal ein großes Feuer, das fast alle Bäume zerstört hat." Er zeigt auf Reste von verkohlten Pinienzapfen, die nach der langen Zeit immer noch zu sehen sind.

Waldbrände werden häufiger: Auf dem Weg nach Fontanars dels Alforins in der Provinz Valencia, die wie die Provinzen Alicante und Castellon ebenfalls zur autonomen Region Valencia gehören, stehen schwarze Baumreste am Straßenrand - die Brände ereigneten sich erst im viel zu trockenen Frühling. Die Trockenheit sei ein großes Problem, sagt auch Weinbauer Miguel Velasques, der in 13. Generation eines der ältesten Weingüter ganz Spaniens auf 160 Hektar bewirtschaftet. Die Rebsorte Verdil etwa wachse nur hier in der Gegend und werde mit Moscatel zu einem Weißwein verschnitten, erklärt er. Von den 300.000 Flaschen, die die Bodega los Frailes in viele verschiedene Länder verkauft, sei der Großteil Rotwein. Bei diesem ist die Hauptrebsorte Monastrell, die gut in heißen Gegenden gedeiht.
Der berühmte Maler war sein Vorfahr
Velasques, dessen Familienwappen auf den berühmten Maler zurückgeht, hat bereits vor 20 Jahren mit dem ökologischen Weinanbau begonnen und stellte in den vergangenen vier Jahren auf Demeter um. Die Biofach-Messe in Nürnberg kennt er gut, allerdings sei diese mittlerweile zu breit aufgestellt für ihn. "Ich bin jetzt nur noch auf speziellen Weinmessen", sagt er.
Berge, Yoga, Wein, Olivenöl: Was das Landleben der Region Valencia abseits der Küste so bietet, weiß Pau Sanchez genau. Er arbeitet beim Interessenverband "Temps de interior", der seit zehn Jahren den Tourismus im Landesinneren ankurbelt - mit vielen Partnern aus Hotellerie, Gastronomie und Freizeitaktivitäten, die Temps nach bestimmten (Qualitäts-) Kriterien auswählt.
Zu den Partnern gehört auch der zum Hotel umgebaute Bauernhof Granja San Miguel im Dorf Salem, auf dessen Gelände Hühner, Hunde, ein Schwein, eine Ziege und ein Pfau leben. Die Inhaberin Maria Jesus Peiro legt großen Wert darauf, nachhaltig zu sein - das äußert sich darin, dass etwa wie im Yoga-Hotel Masqi erneuerbare Energie genutzt wird und Lebensmittel aus dem eigenen Garten gekocht werden.
Mehr Informationen:
Temps de Interior, www.tempsdeinterior.com
Region Valencia, www.comunitatvalenciana.com/de/startseite
Spanisches Fremdenverkehrsamt Turespaña, www.spain.info
Anreise:
Flug ab Nürnberg mit Ryanair nach Valencia oder Alicante; Dauer: 2,5 Stunden. Mit dem Auto 1800 Kilometer ab Nürnberg in rund 19 Stunden.