
Maestro ist scharf aufs Geld
Pleite-Schock auf Auslandsreise: Darum geht bald Ihre EC-Karte nicht mehr
Stellen Sie sich vor, Sie sind im Urlaub, haben kaum Bargeld dabei, doch im Restaurant verweigert die Kasse die Bezahlung der Rechnung oder der Automat spuckt keine Scheine mehr aus! Was nun? Gut, wer sich informiert hat. Nach dem Bargeld zählt die EC-Karte, auch Girocard genannt, zum beliebtesten Zahlungsmittel in Deutschland. Rund 100 Millionen davon sind im Umlauf.
Zwar wird immer noch über die Hälfte (58 Prozent) der alltäglichen Einkäufe in bar erledigt, aber die EC-Karte hatte lange den Vorteil, dass man damit nicht nur hierzulande Geld ziehen und bezahlen konnte, sondern auch im benachbarten Ausland, ja sogar in Übersee. Möglich machte es bis dato die Maestro-Funktion, deren Logo so gut wie auf jeder Karte prangt. Aber nach 30 Jahren gibt die Betreiberin dieses Bezahlsystems – Mastercard – diesen Auslandsservice auf.
Ältere Karten bleiben gültig
Das heißt zunächst: Wer ab 1. Juli eine neue EC-Karte erhält, kann damit nicht mehr jenseits der Grenze bezahlen oder Geld abheben. Alle älteren Karten mit Maestro-Funktion bleiben jedoch bis zu ihrem jeweiligen Laufzeitende mit allen Funktionen gültig. Innerhalb Deutschlands ändert sich nichts.

Girocard-Besitzer, die nicht mit Maestro im Ausland einkaufen, sondern mit V-Pay von der Konkurrenz Visa (siehe Logo auf der Karte), sind natürlich nicht von der Umstellung betroffen. Der Einsatzbereich von V-Pay ist eher auf Europa beschränkt, während das Gute an der Maestro-Funktion war, dass sie weltweit akzeptiert wurde.
Den Verbraucherzentralen zufolge haben Banken nun mehrere Möglichkeiten, Plastikkarten mit Auslandsfunktion anzubieten. Das Einfachste wäre, wenn sie ihre EC-Karten auf V-Pay umstellen oder ähnliche Systeme in die Girocard integrieren, mit denen die Kunden im Ausland bargeldlos bezahlen können.
Aus EC wird Debit
Eine andere Methode für die Geldinstitute wäre, ein Zwei-Karten-System einzuführen. Oft haben das schon heute viele Kunden im Geldbeutel. Das heißt, sie benutzen unverändert die EC-Karte, aber eben nur im Inland. Im Ausland kommt dann die Debit- oder Kreditkarte zum Einsatz. Noch einfacher für die Banken wäre die Abschaffung der Girokarte und nur die Ausgabe einer Debitkarte.
Denn letztendlich sind EC-Karten bereits Debitkarten. Es wird schließlich immer sofort abgebucht, und es gibt keinen Kreditrahmen. Der Unterschied ist eher technischer Natur. Innerhalb der Bundesrepublik werden mehr EC- als Debitkarten akzeptiert. Jenseits der Grenzen ist es genau andersherum. Der deutsche Einzelhandel müsste also umrüsten.
Wer die Erklärung von Mastercard liest, warum nach Dekaden ein bewährtes Zahlungssystem eingestellt wird, dem könnte der Gedanke kommen, Geld und weniger technische Innovationen spielen eine Rolle. Denn Maestro argumentiert nicht mit der nahen Zukunft, in der Plastikkarten durch digitale Bezahlsysteme wie in Schweden und China ersetzt werden.
Stattdessen hält der Kartenriese die Maestro-Funktion nicht mehr für zeitgemäß und für den Online-Handel ausreichend ausgelegt. Nicht nur der Verbraucherzentrale kommt da der Gedanke, dass Mastercard vor allem am Umsatz des Online-Handels interessiert ist.
Dahinter steckt Geldgier
Wird künftig weniger mit Girokarten bezahlt und mehr mit Debit- beziehungsweise Kreditkarten von Mastercard, dann muss der Handel für jeden Kauf – egal ob im In- oder Ausland – Gebühren an den Kartenbetreiber abführen. Mit der Abschaffung der Maestro-Funktion hofft Mastercard, auf einen Schlag Millionen von Kunden neu zu gewinnen und die eigenen Kassen ordentlich klingeln zu lassen.