Winterstimmung beim Wandern auf der Frankenhöhe.
© Gerhard Heimler
Winterstimmung beim Wandern auf der Frankenhöhe.

Ein ganz eigener Reiz

Den ausklingenden Winter nutzen: Vom Glück, bei Kälte auf der Frankenhöhe zu wandern

Warum bis zum Frühjahr warten, um die Wanderschuhe zu schnüren? Auch jetzt noch, im bald ausklingenden Winter, lohnt es sich, raus aufs Land zu gehen - um eine Landschaft beim Wandern nochmal von einer ganz anderen Seite zu erleben. Denn die kahlen Bäume und Sträucher ermöglichen oft Ausblicke, die einem im Sommer meist verborgen bleiben.

Und dann ist da diese unglaubliche Stille in der Natur, noch kaum Vogelgezwitscher in den Wäldern. Wer sich hinauswagt, dem gehören die Wanderwege noch immer nahezu alleine - Betrieb herrscht höchstens in den wenigen Gaststätten, die in dieser Jahreszeit auf dem Land ihre Pforten geöffnet haben.

Es liegt an uns, für die richtige Ausrüstung zu sorgen. Warm anziehen natürlich - von der Unterwäsche bis zum Wanderanorak, auch Handschuhe und eine mollige Kopfbedeckung nicht vergessen. Dann natürlich richtige Wanderschuhe mit gutem Profil, am besten vorher gegen Nässe präparieren. Statt der obligatorischen Wasserflasche gehört eine Thermoskanne in den Rucksack. So gewappnet sollte auch eine längere Tour bei Minusgraden zu bewältigen sein.

Apropos Gesundheit - Winterwandern härtet ab und stärkt das Immunsystem. Den wichtigsten Einfluss hat das "Kaltwandern" auf die Psyche. Alleine schon das Lauschen aufs beruhigende Knirschen, das die Wanderschuhe bei jedem Schritt auf Schnee oder gefrorenem Boden erzeugen, sorgt für ein wohliges Gefühl. Wenn dann noch - meist morgens - der Raureif die Vegetation in bizarre Kunstwerke verwandelt und Nebelschwaden durchs Geäst wabern... Man gewinnt so schneller Abstand zum Alltag als auf einer normalen Schönwettertour. Und wer schließlich nach einer mehrstündigen Wanderung in Eiseskälte sein Ziel erreicht hat, hat nicht nur Durchhaltevermögen bewiesen, sondern auch etwas fürs Selbstbewusstsein getan.

Uns zog es in die Frankenhöhe, um einen Abschnitt der Fernroute Europäischer Wasserscheideweg zwischen Oberdachstetten und Burgbernheim abzulaufen. Als wir an unserem Ausgangsort aus dem Zug steigen, zeigt die Wetter-App zwei Grad minus an. Jetzt gilt es, den inneren Schweinehund zu besiegen, um nicht gleich die nächste warme Kneipe anzusteuern. Also am besten gleich loslegen und die Wegmarkierung grüner Balken suchen, die uns aus Oberdachstetten hinausführen soll.

Ein winterlicher Spaziergang durchs romantische Franken.

Ein winterlicher Spaziergang durchs romantische Franken. © Romant. Franken / Tina Ellinger

Nach Unterquerung der viel befahrenen B 13 nimmt uns die nebelverhangene Feldflur auf, keine Sonne zeigt sich am grauen Himmel. Wir spüren trotz unserer warmen Kleidung die Kälte bis auf die Knochen. Mit Erreichen des Waldes bekommt unsere Motivation einen gewaltigen Schub. Der Anblick der vom Raureif mit einer Zuckerkruste überzogenen Bäume stimuliert uns zum Weitergehen. Der Kälte und dem Nebel sind diese natürlichen Kunstwerke zu verdanken.

Ein sachter Anstieg bringt uns hoch zum Wasserscheideweg, auf den wir rechts einschwenken. Über Felder steuern wir erneut ein Waldgebiet an und gehen um den Büttelberg mit seinem markanten Sendemast herum. Am Rand des Forstes legen wir beim Schafsee, der mit einer dünnen Eisschicht überzogen ist, eine kleine Pause ein. Das Hinweisschild zum Landgasthof Büttelberg in der nahen Munasiedlung ignorieren wir, noch hält sich unser Hunger in Grenzen. Die folgenden Höhenmeter hoch auf den Kamm der Frankenhöhe bewältigen wir mühelos. Mittlerweile spüren wir die Kälte kaum noch, dank unseres zügigen Schritttempos hat unser Körper eine angenehme Betriebstemperatur erreicht.

Winterimpressionen beim Winterwandern.

Winterimpressionen beim Winterwandern. © Wolfgang Fellner/VNP

Oben geht es die nächste Zeit nahezu ebenerdig durch den vom Raureif überzuckerten Wald dahin, gelegentlich passieren wir einen zugefrorenen Tümpel. Wäre da nicht der Nebel, könnten wir hin und wieder durch die kahlen Bäume einen Blick ins Vorland erhaschen. "Sie laufen die nächsten 2.413 Meter auf der Europäischen Wasserscheide auf einer Höhe zwischen 512 m und 460 m über NN" verrät uns dann ein Schild. Tatsächlich senden alle Bäche, die rechts von uns entspringen, ihr Wasser über die Aisch, die Regnitz, den Main und den Rhein in die Nordsee, links geht´‘s ins Schwarze Meer.

Bei der Hornauer Hütte verlassen wir schließlich den Wasserscheideweg und folgen dem blauen Balken bis zum Wanderparkplatz an der Straße zwischen Burgbernheim und Hornau. Ohne Markierung halten wir uns geradeaus über die Fahrbahn hinweg und gehen hinunter ins Wildbad, einst ein Heilbad der Ansbacher Markgrafen, heute ein beliebtes mitten im Wald gelegenes Ausflugslokal mit Hotelbetrieb. Dort lässt es sich gemütlich einkehren, bevor wir auf dem Markgrafenweg hinunter zum Bahnhaltepunkt Burgbernheim-Wildbad wandern - dem Endpunkt unserer winterlichen Tour.

Mehr Informationen:
www.wasserscheideweg.de
www.naturpark-frankenhoehe.de
www.romantisches-franken.de/Aktiv/Wandern/Wanderwege_Burgbernheim.html

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