Europas Sicherheit und Wirtschaft bedroht

Wehe, wenn der Disruptor kommt: Berlin stolpert unvorbereitet in eine zweite Trump-Präsidentschaft

Harald Baumer

Berlin-Korrespondent der NN

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7.2.2024, 15:50 Uhr
Will erneut US-Präsident werden: Donald Trump.

© Matt Rourke/AP/dpa Will erneut US-Präsident werden: Donald Trump.

Beim ersten Mal war es noch verzeihlich. Als Donald Trump am 8. November 2016 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde, da hatte das eine erdrückende Mehrheit der Meinungsforscher und Politikwissenschaftler für höchst unwahrscheinlich bis ausgeschlossen gehalten. Deswegen konnte man auch der deutschen Regierung nicht den Vorwurf machen, sie habe sich zu wenig vorbereitet.

Störer und Systemsprenger

In nur neun Monaten, wenn der Egomane möglicherweise ein zweites Mal gewählt wird, gelten keine Entschuldigungen mehr. In Berlin und Brüssel wusste man genau, dass genau das eintreten könnte. Und zwar im Grunde schon seit etwa zwei Jahren, als die Beliebtheitswerte von Joe Biden in den Keller gingen.

Jedes Kind weiß inzwischen, dass Trump ein Disruptor ist. Klingt nach einem Dinosaurier, meint aber einen Störer und Systemsprenger. Das trifft auf so gut wie alles zu, von der Wirtschafts- über die Verteidigungspolitik bis zu den Umgangsformen.

Deutschland und Europa haben es versäumt, sich rechtzeitig und ausreichend auf Donald II. vorzubereiten. Am krassesten ist das im Bereich der internationalen Sicherheit zu beobachten. Da hätte man viel Zeit gehabt, einen gemeinsamen atomaren Schutzschirm aufzuspannen und bei der Rüstung stärker zusammenzuarbeiten. Denn es ist klar, dass ein Trump von der Nato nicht viel hält und sich in der Ukraine kaum noch engagieren will.

Bundeskanzler Scholz trifft Präsident Biden

Auch für erneute protektionistische Maßnahmen der USA wie Zölle ist die EU nicht gewappnet. Das würde sich nun noch schlimmer auswirken als beim ersten Mal, da nun auch der Handel mit Russland wegen der Sanktionen stark eingeschränkt ist und globale Lieferketten bedroht sind.

Wenn sich jetzt Olaf Scholz mit Joe Biden trifft, dann ist das natürlich gut. Der Amtsinhaber kann ja durchaus wiedergewählt werden. Aber so richtig vereinbaren können die beiden nichts mehr, denn Biden fehlt die politische Durchsetzungsstärke.

Beziehungen zu einzelnen US-Bundesstaaten stärken - eine gute Idee

Viel wichtiger wäre es, dass sich die europäische Diplomatie mit allen Mitteln auf die wenigen ansprechbaren republikanischen Politiker konzentriert, die wenigstens noch einen Rest an Einfluss auf den schwer steuerbaren Donald Trump haben. Der hat ja angekündigt, dass er quasi das ganze politische Personal ab der mittleren Führungsebene austauschen will.

Gibt es denn gar keine guten Nachrichten? Doch. Dass die Bundesregierung die wirtschaftlichen Beziehungen zu den einzelnen US-Bundesstaaten stärkt, ist genau der richtige Schritt. Auf dieser Ebene besitzt der Präsident keine uneingeschränkten Durchgriffsmöglichkeiten. So könnten die deutsch-amerikanischen Beziehungen auch über weitere vier Jahre Trump gerettet werden.

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