Überfall vom 7. Oktober jährt sich

Warum der Hamas-Terror eine Zeitenwende auch für jüdische Menschen in Deutschland markiert

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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6.10.2024, 10:55 Uhr
Auch über Nablus, der Partnerkommune Nürnbergs in der Westbank, fliegen Raketen. Die meisten der vom Iran abgeschossenen Flugkörper werden vom israelischen Abwehrsystem "Iron Dome" zerstört.

© IMAGO/Ayman Nobani/IMAGO/Xinhua Auch über Nablus, der Partnerkommune Nürnbergs in der Westbank, fliegen Raketen. Die meisten der vom Iran abgeschossenen Flugkörper werden vom israelischen Abwehrsystem "Iron Dome" zerstört.

Ein Jahr ist es her, dass die Hamas mit ihrem brutalen Terror gegen unschuldige Menschen in Israel eine ganze Region ins Trudeln gebracht hat. Der Hinweis auf die Ursache der jetzigen Eskalation ist wichtig, droht dieser Auslöser doch bei dem ein oder anderen Beobachter in Vergessenheit zu geraten.

Denn seither ist viel passiert: Ein (fast) vernichtender Gegenschlag der israelischen Armee im Gaza-Streifen, der die Hamas entscheidend getroffen hat, sie aber wohl nicht vollständig ausschalten konnte. Dafür wurde viel palästinensisches Leben ausgelöscht; das humanitäre Leid der Bevölkerung ist unfassbar groß. Und die Frage, ob so viele Menschen sterben mussten, eine berechtigte.

Schließlich hat - parallel zum Krieg in Gaza - die Hisbollah, wie die Hamas eine Terrororganisation von Irans Gnaden, die Gunst der Stunde (sprich: die für kurze Zeit ungeteilte Aufmerksamkeit der Israelis in Richtung Gaza-Streifen) missbraucht. 60.000 Israelis mussten ihre Heimat im Norden des Landes wegen der Raketenangriffe verlassen.

Dass Benjamin Netanjahu, der zu Recht auch im eigenen Land in der Kritik stehende Premierminister, darauf mit einer Bodenoffensive reagiert, konnte nicht verwundern. Geht es doch um den Schutz der eigenen Bevölkerung, die wieder in ihre Dörfer zurückkehren will. Im schlechtesten Fall markiert dieser Einmarsch dennoch den Beginn des dritten Libanon-Krieges. Die Angriffe auf Beirut verheißen jedenfalls nichts Gutes.

Als wäre die Lage nicht schon verworren genug, kommt knapp vor dem Jahrestag des Hamas-Angriffs auch noch die direkte Konfrontation mit dem Erzfeind Iran ins Spiel. Dessen großflächiger Raketenangriff auf Israel wird nicht ohne eine ähnlich heftige Reaktion bleiben.

Israel, Hamas, Hisbollah, Iran: Ein Regionalkrieg in Nahost droht

Und so schaukelt sich die Spirale der Gewalt immer weiter hoch. Die Angst, ein Regionalkrieg ungeahnten Ausmaßes könne die Folge sein, ist real. Noch scheint es so, dass in Teheran und Jerusalem diejenigen, die den Sinn eines solchen Kräftemessens mit ungewissem Ausgang bezweifeln, in der Mehrzahl sind. Niemand weiß jedoch, wie lange dieser Zustand anhält.

Dass Israel sich wehrt, darf niemanden überraschen. Mit welcher Härte dabei auch zivile Opfer in Kauf genommen wurden, hat viele Kritiker auf den Plan gerufen. Damit muss wiederum Netanjahu umgehen können - allzu viel Verständnis für die zivilen Opfer der Armeeeinsätze sollte von ihm allerdings niemand erwarten.

Absolut verurteilenswert ist die teils hämische Freude unter den Feinden Israels, die offenbar Kraft aus den jüngsten Konflikten ziehen wollen und die geradezu so tun, als sei der 7. Oktober ein "normaler" Tag in einem nicht enden wollenden Konflikt gewesen.

Nein, dieser Tag markiert auch im an Eskalationsstufen nicht armen Nahen Osten eine Zeitenwende. Dass jüdisches Leben in Deutschland seither unsicherer geworden ist, das zählt zu den unfassbaren Folgen dieses Tages.

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