Weidel, Merz, Scholz oder Habeck?

Wahlkampf 2025: Vier wollen Kanzler werden, Chancen haben wohl nur zwei

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

14.10.2024, 15:15 Uhr
Dieses Quartett wird wohl ins Rennen ums Kanzleramt gehen: Amtsinhaber Olaf Scholz (von links), Friedrich Merz, Robert Habeck und Alice Weidel.

© dpa / IMAGO/Elmenthaler Dieses Quartett wird wohl ins Rennen ums Kanzleramt gehen: Amtsinhaber Olaf Scholz (von links), Friedrich Merz, Robert Habeck und Alice Weidel.

In diesem Artikel:

    Auch wenn noch nicht alle Nominierungen durch die Parteigremien bestätigt sind, faktisch stehen die vier Politiker fest, die jeweils für sich den Job des Bundeskanzlers reklamieren. Zwei der vier sind aller Voraussicht nach reine Zählkandidaten. Denn weder Alice Weidel noch Robert Habeck dürften den Sprung ins Kanzleramt schaffen.

    Bei der AfD-Frontfrau ist diese Prognose am wenigsten gewagt - selbst ein sehr starkes Ergebnis der Rechtspopulisten auf Bundesebene würde wohl nicht reichen, denn es mangelt der AfD schlicht an Koalitionsoptionen. Niemand aus dem Spektrum der Parteien, die den Sprung in den nächsten Bundestag schaffen können, wäre nach heutigem Stand zu einer Kooperation bereit.

    Bei Robert Habeck liegen die Dinge anders: Ihm, genauer: seiner Partei, dürfte es schlicht an Unterstützung fehlen, um überhaupt auf den Gedanken zu kommen, eine Regierung anzuführen. Derzeit dümpeln die Grünen weit unter dem letztmaligen Bundesergebnis und sind nahe an der Zehn-Prozent-Marke - viel zu wenig für die führende Rolle im Kabinett. Passiert kein politisches Wunder, kann Habeck bestenfalls auf die Fortsetzung seiner Vizekanzlerschaft hoffen.

    Womit wir bei den Kandidaten drei und vier wären: Für die Union geht Friedrich Merz ins Rennen, der sich spätestens seit seinem gelungenem Auftritt auf dem Augsburger CSU-Parteitag auch der Unterstützung der kleinen Schwesterpartei sicher sein kann. Merz werden die größten Chancen eingeräumt, derzeit jedenfalls liegt die Union in allen Umfragen deutlich an der Spitze, weit vor allen anderen.

    Lediglich die Sozialdemokraten trauen sich offenbar zu, diesen Zustand noch zu ändern. Zumindest lassen die selbstbewussten Töne, die während der Klausurtagung des SPD-Bundesvorstands zu vernehmen waren, darauf schließen. Da zudem bislang nichts auf einen Austausch des amtierenden Kanzlers schließen lässt, darf davon ausgegangen werden, dass Olaf Scholz auch den Bundestagswahlkampf 2025 als Spitzenkandidat seiner Partei anführt.

    Ob Scholz, der 2021 aufgrund der klugen "Respekt"-Kampagne und des schwachen CDU-Kandidaten Armin Laschet die Wahl für die SPD gewinnen konnte, eine Chance auf weitere vier Jahre an der Regierungsspitze hat, ist die offene Frage vor Beginn des Wahlkampfes. Theoretisch wäre es zumindest vorstellbar, dass SPD, Grüne und BSW in die Nähe einer Stimmenmehrheit kämen. Derzeit ist damit nicht zu rechnen. Holt die Union tatsächlich 30 Prozent plus X der Stimmen, wie es Umfragen vermuten lassen, stellt sich diese Frage ohnehin nicht.

    Somit steht eines jetzt schon fest: Der Wahlkampf 2025 verspricht vor allem ein Duell zwischen Merz und Scholz zu werden. Die Pflöcke werden derzeit eingerammt: Vermögenssteuer für Reiche, damit wirbt die SPD, keine Nachteile für die Leistungsträger, fordert die Union. Die AfD wird hingegen versuchen, die Migration zum Hauptthema zu machen, die Grünen den Klimaschutz.

    Keine Kommentare