Ex-Heldin stellt sich ins Abseits

Von der Klima-Ikone zur Israel-Feindin: Greta Thunbergs dramatischer Aufstieg und Absturz

Alexander Jungkunz

Chefpublizist

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9.10.2024, 13:18 Uhr
Eingerahmt von teils bekannten Israel-Feinden: Greta Thunberg am Montag bei einer propalästinensischen Kundgebung in Berlin-Kreuzberg.

© Christoph Soeder/dpa Eingerahmt von teils bekannten Israel-Feinden: Greta Thunberg am Montag bei einer propalästinensischen Kundgebung in Berlin-Kreuzberg.

Am 20. August 2018 begann ein 15-jähriges Mädchen einen Protest, der bald weltweit nachgeahmt wurde. Greta Thunberg ging an diesem Freitag nicht in die Schule, sondern setzte sich allein vors Parlament in Stockholm, um gegen die Klimapolitik zu demonstrieren.

Es war der Beginn von Fridays for future. FFF - das stand und steht für Proteste, für Schulstreiks am Freitag. Darf man das, fragten besorgte Eltern und Schulleiter. Das muss man, antworteten viele Jugendliche und auch Erwachsene, die begeistert waren über den Schub, den Greta Thunberg dem Klima-Thema ohne Zweifel brachte.

Greta Thunberg: Sie hat von Anfang an polarisiert

Polarisiert hat Thunberg von Anfang an. Freunde PS-starker Verbrenner-Autos verzierten ihre Gefährte mit Aufklebern wie "Alles für Greta" (über dem Auspuff). Für viele junge Leute wurde sie dagegen zur Ikone eines Protests, der nur auf ein prominentes Gesicht an der Spitze gewartet zu haben schien. Es entstand ein regelrechter Hype um Greta.

Spektakulärer konnten ihre Auftritte auch kaum sein. In Davos, beim Weltwirtschaftsforum, sagte sie im Januar 2019 der Elite auf den Kopf zu: "I want you to panic". Dann reiste sie mit dem Segelschiff (kein Flug, klar!) im Herbst 2019 nach New York, zur Klima-Konferenz der UN. Und hielt dort ihre wohl bekannteste Rede, die in der wiederholten Anklage gipfelte: "How dare you" - wie könnt ihr es wagen?

Spätestens da war sie eine Polit-Größe, ja ein Popstar, die Rede wurde in eine Reihe gestellt mit Martin Luther Kings "I had a dream" und Obamas "Yes, we can", Thunberg wurde gehandelt für den Friedensnobelpreis.

Sie bekam ihn nicht, und das war auch gut so. Zum einen, weil es die Erwartungen und den Druck auf einen Teenager nochmal erhöht hätte. Zum anderen, weil ein derart katapult-artiger Aufstieg jeden Menschen verändert. Und auch deshalb, weil da wieder mal eine Alibi-Auszeichnung vergeben worden wäre: Seht her, wir ehren die Klima-Kämpferin - Klammer auf: Und brauchen nun weiter nicht viel zu tun gegen die Erderwärmung.

Spätestens nach dem Terror der Hamas gegen Israel am 7. Oktober 2023 entdeckte Thunberg ihr neues Kampfgebiet: Vom Klima war seitdem wenig die Rede, von Attacken auf Israel umso mehr. Am Montag, dem Jahrestag des Massakers, nahm sie an einer am Ende gewalttätigen Pro-Palästina-Demo in Kreuzberg teil, Seite an Seite mit Islamisten. Danach prangerte sie einen angeblich brutalen Polizeieinsatz gegen angeblich friedliche Demonstranten an.

Nun wurde ein Protestcamp in Dortmund von der Polizei aufgelöst, weil Thunberg es besuchen wollte. Die CDU fordert ein Einreiseverbot für Thunberg und eine (angebrachte) Distanzierung der FFF-Bewegung.

Was für ein Absturz. So wichtig das Anliegen Thunbergs war und ist - sie hat sich massiv beschädigt. Und surft leider auf einem Thema, das bei zu vielen Jugendlichen angesagt ist: einseitige, oft antisemitische Israel-Feindschaft. Man muss ihr nun zurufen: How dare you?

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