USA: Hatespeech als Wahlkampfmittel
US-Wahlkampf: Warum Donald Trump trotz rassistischer Äußerungen gegen Kamala Harris noch Chancen hat
1.8.2024, 13:45 UhrDonald Trump, einzigartig im Überschreiten roter Linien, setzt neue Maßstäbe: "Ich wusste nicht, dass sie schwarz ist, bis sie vor einigen Jahren plötzlich schwarz wurde. Und jetzt will sie als Schwarze bekannt sein." Mit diesen Sätzen verunglimpft er seine Gegenkandidatin, die derzeit von den Demokraten nominiert wird, auf das Übelste.
Moralische Grenzen, das ist nichts Neues, sind für Trump offensichtlich ausschließlich zum Überschreiten vorhanden. Und so macht er einfach weiter, als wäre nichts passiert: Joe Biden, den er nach allen Regeln der Populisten-Kunst bis zu den Wahlen zerlegt hätte, ist raus aus dem Rennen, Kamala Harris gilt nun die ganze Aufmerksamkeit des 78-Jährigen.
Als Spezialist für alternative Wahrheiten und Hatespeech fokussiert sich der republikanische Präsidentschaftskandidat mangels anderer Angriffsflächen (Harris ist jung, fit und hat einen Lebenslauf, der keine offenen Flanken bietet) nun auf die Wurzeln seiner Gegnerin: "Also ich weiß es nicht: Ist sie indisch oder ist sie schwarz?"
Trump gegen Harris: Rassistisch und ekelhaft
Solche Äußerungen sind rassistisch, deplatziert und ekelhaft. Trump weiß dies, kann jedoch nicht anders. Nach normalen Maßstäben müssten ihn derlei Aussagen ins politische Abseits stellen. Leider ist damit nicht zu rechnen, denn die Polarisierung ist in den USA in einem Ausmaß fortgeschritten, das für viele Europäer schlicht unvorstellbar ist.
Viele der Unterstützer Trumps werden sich also von Entgleisungen ihres Favoriten für die Biden-Nachfolge nicht beirren lassen, im Gegenteil: In gewisser Hinsicht bedient Trump sogar seine Klientel, indem er Harris verunglimpft.
Eine krude Logik, die umso mehr greift, seit Trump von Teilen seiner Anhängerschaft als eine Art Messias, dem selbst ein Attentat nichts anhaben kann, verehrt wird. Wenn Politik nichts mehr mit Inhalten zu tun hat, wenn Hatespeech das Ringen um die besten Argumente beiseite drängt, können Wahlkämpfe eine ganz eigene Dynamik entwickeln.
Kamala Harris: "Weird" ist Teil der Kampagne
Harris und ihr Team sind gut beraten, sich nicht auf diese Schlammschlacht einzulassen, bislang agieren die Demokraten klug und geschlossen, indem sie eben nicht über jedes Stöckchen springen, das Trump in den Weg legt.
Teil ihrer Kampagne ist der schöne englische Begriff "weird", der mit seltsam, schräg oder sonderbar ins Deutsche übersetzt werden kann. Keine Beleidigung, aber eben doch eine angemessene Eingrenzung Trumps: Der Typ ist mit normalen Maßstäben nicht zu greifen, so lautet der Subtext an die Wählerinnen und Wähler, und das kann durchaus auch als Mahnung verstanden werden.
Am Ende müssen die Menschen in den USA allerdings selbst entscheiden, ob sie einen sonderbaren Präsidenten wollen, der andere beleidigt, oder ob sie einer Frau, die nun auch offiziell von ihrer Partei nominiert wird, das Vertrauen aussprechen wollen, die genau dies nicht tut.
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